07.05.2013 14:05:32

UPDATE: Deutsche Industrie erhält überraschend viele Aufträge

   --Orderzuwächse aus dem In- und Ausland, starke Nachfrage aus der Eurozone

   --Ende der Auftragsschwäche deutet sich an

   --Ökonomen warnt vor zu großen Erwartungen

   (NEU: Stimmen von Volkswirten)

   Von Andreas Plecko

   Die deutsche Industrie hat im März wider Erwarten ein kräftiges Auftragsplus eingefahren. Sowohl aus dem Inland wie auch aus dem Ausland gingen deutlich mehr Bestellungen ein, wobei die Nachfrage aus der Eurozone besonders stark war. Wie das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) mitteilte, stiegen die gesamten Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 2,2 Prozent, während die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte einen Rückgang von 0,5 Prozent prognostiziert hatten.

   Damit deutet sich ein Ende der Auftragsschwäche für die deutsche Industrie an. Schon im Februar waren die Auftragseingänge nach revidierten Angaben um 2,2 Prozent gestiegen. Vorläufig war der Zuwachs auf 2,3 Prozent beziffert worden. Die Bestelltätigkeit wurde im März allerdings durch einen deutlich überdurchschnittlichen Umfang an Großaufträgen gestützt.

   Besonders positiv stachen die Ordereingänge aus der Eurozone hervor, die um 4,2 Prozent zulegten. Die gesamten Bestellungen aus dem Ausland nahmen mit 2,7 Prozent stärker zu als die Inlandsaufträge mit 1,8 Prozent.

   Nach Ansicht des Postbank-Ökonomen Heinrich Bayer nähren die Auftragsdaten die Aufschwungshoffnungen. Die Zahlen machten "Hoffnung, dass nicht nur die deutsche Industrie aus ihrem Tal herausfindet, sondern dass auch der Euroraum an der Schwelle einer konjunkturellen Belebung stehen könnte, auch wenn diese nur verhalten ausfallen sollte."

   Kräftige Impulse erhielten die Hersteller von Vorleistungs- und Investitionsgütern, die eine Zunahme der Auftragseingänge um 3,6 Prozent und 2,0 Prozent verbuchen konnten. Die Nachfrage nach Konsumgütern schwächte sich dagegen leicht um 0,7 Prozent ab.

   Im aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich Februar/März gegenüber Dezember/Januar erhöhte sich das Ordervolumen in der Industrie um 2,6 Prozent. Die Auftragseingänge aus dem Inland nahmen dabei um 3,0 Prozent, die Auslandsbestellungen um 2,0 Prozent zu.

   "Die deutsche Industrie scheint ihre Schwächephase bei der Bestelltätigkeit allmählich zu überwinden", erklärten die BMWi-Experten. Mit dem erneuten spürbaren Orderzuwachs sei das gesamte Quartal leicht ins Plus gedreht, das auf 0,4 Prozent beziffert wurde. "Träger dieser positiven Entwicklung ist die anziehende Nachfrage nach Vorleistungs- und Investitionsgütern. Dies ist eine günstige Konstellation für die Industriekonjunktur."

   Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen sieht dagegen die Gefahr, dass eine nachhaltige Belebung der Konjunktur länger auf sich warten lässt. "Ein Wermutstropfen bei den guten Zahlen ist der deutliche Rückgang der Investitionsgüterbestellungen aus dem Inland, der auf eine etwas geringere Investitionsbereitschaft deuten könnte." Denn die Schuldenkrise sorge weiter für Unsicherheit bei den Unternehmen, was auch die Stimmungsindikatoren zuletzt angezeigt hätten.

   Auch Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe sieht wegen der ungelösten Schuldenkrise die Konjunktur anfällig für Rückschläge. Das Staatsanleihekaufversprechen der Europäischen Zentralbank könne die Unsicherheit über die Zukunft der Währungsunion nur schwer mindern, sagte er. Im ersten Quartal ist die deutsche Wirtschaft nach seiner Einschätzung gewachsen, aber nur moderat. "Mit Blick auf die Auftragsentwicklung besteht aber die Aussicht auf weiteres Wachstum im zweiten Quartal."

   Die französische Industrie hat im März indessen enttäuscht. Die industrielle Produktion der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft im Euroraum fiel gegenüber dem Vormonat um 0,9 Prozent. Volkswirte hatten im Mittel ein Minus von lediglich 0,2 Prozent erwartet.

   Nach Analyse vieler Experten ist die Wettbewerbsfähigkeit der französischen Industrie im vergangenen Jahrzehnt erodiert. Besonders die Autoindustrie befindet sich in einem schleichenden Niedergang. An den Finanzmärkten herrschen Befürchtungen, dass Frankreich ohne durchgreifende Reformen zum nächsten Krisenland der Eurozone werden könnte.

   Kontakt zum Autor: andreas.plecko@dowjones.com

   DJG/apo/hab

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   May 07, 2013 07:34 ET (11:34 GMT)

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