Brillenbranche boomt |
24.05.2014 08:00:01
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Sommer, Sonne, Sonnenbrillen: Welche Aktie jetzt gut aussieht
Kaum blitzen im Frühjahr die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke, sitzen sie schon wieder auf jeder Nase: Sonnenbrillen sind en vogue. Wer in diesem Sommer etwas auf sich hält, trägt eine Brille im XXL-Format. Extrem gerade und eckige Formen in Übergröße sind der letzte Schrei, alternativ auch runde Formen mit flächigen, breiten Kunststofffassungen wie zu Zeiten Audrey Hepburns. Längst ist es bei Sonnenbrillen wie bei Kleidungsstücken: Jedes Jahr gibt es neue Trends. Als "das attraktivste Accessoire überhaupt", hat die Hamburger Modeschöpferin Jil Sander die Sonnenbrille bezeichnet. Und nicht nur für Modebewusste ist sie inzwischen ein absolutes Muss.
Längst sind die Gestelle mit den farbigen Gläsern auch für Hersteller und Optiker zu einer höchst bedeutsamen Nebensache - das bedeutet das französische Wort Accessoire - geworden: Jede fünfte von 20 Millionen Sonnenbrillen, die jährlich in Deutschland verkauft werden, stammt vom Optiker.
Bei dem größten deutschen Brillenunternehmen, der Optikerkette Fielmann, stieg der Sonnenbrillenabsatz wegen des frühlingshaften Wetters im ersten Quartal um 30 Prozent. Insgesamt verkauften die Hamburger im vergangenen Jahr 1,4 Millionen Sonnenbrillen und sehen weiteres Potenzial: Da bislang nur knapp die Hälfte aller Brillenträger eine Sonnenbrille mit der eigenen Dioptriestärke trägt, verspricht sich Firmenchef Günther Fielmann vor allem von Sonnenbrillen mit individueller Korrekturstärke weiteres Wachstum.
Hip mit Brille und Bart
Dass der Brillenabsatz nicht nur bei Sonnenschein floriert, zeigt auch ein Blick in die Szeneviertel der Metropolen. Ob New York, London oder Berlin: Übergroße Brillen sind neben den obligatorischen Bärten ein "Must-have" für jeden Hipster und von den Nasen der Trendsetter längst zum Mainstream gewandert. Junge Brillenträger leisten sich fast doppelt so schnell ein neues Modell wie ältere Menschen. Laut einer Allensbach-Studie im Auftrag des Kuratoriums Gutes Sehen e.V. kaufen sich die 16- bis 29-Jährigen etwa alle 20 Monate eine neue Brille. Jeder Vierte will damit seine Persönlichkeit betonen.
Welche Trends die kommende Brillensaison beherrschen, entscheidet sich alljährlich auf der Mailänder Messe Mido, bei der sich in diesem März mehr als 1.000 Unternehmen aus 49 Ländern trafen. Wie die Fachmesse in der norditalienischen Modestadt zeigt, ist der internationale Brillenmarkt ein einträgliches Geschäft. Allein in Europa wurden im Vorjahr 15 Milliarden Euro umgesetzt. In Deutschland verzeichnete die Branche 2013 ein Wachstum von 1,7 Prozent. Auch die italienischen Hersteller können nicht klagen. Im Vorjahr steigerten sie ihre Exporte um 7,2 Prozent und sind mit 24 Prozent Marktanteil am weltweiten Gesamtumsatz noch immer unangefochtener Branchenführer.
Um für den Konkurrenzkampf gewappnet zu sein, setzen italienische Branchengrößen wie Luxottica mit seinen Marken Oakley und Ray-Ban sowie Safilo (Gucci, Dior) weiter auf gutes Design und hohe Qualität. Das zahlt sich aus: Der Internetkonzern Google schloss mit dem weltgrößten Hersteller, Luxottica, eine Kooperation für seine Datenbrille Google Glass. Für die soll es schicke Gestelle von Oakley und Ray-Ban geben.
Auch wenn das früher oft als "Nasenfahrrad" belächelte Gestell sein verstaubtes Image längst abgelegt und sich zum hippen Stilmittel gemausert hat, bieten sich als größte potenzielle Kundengruppe jene Menschen an, die ihre Brille schlicht als das nutzen, was sie ist: als Sehhilfe.
Der Anteil kurzsichtiger Menschen nimmt in den Industrienationen drastisch zu, wie Studien aus Asien, den USA und Europa zeigen. Hierzulande hat sich die Anzahl der Brillenträger seit 1952 in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen mehr als verdoppelt, stellt das Kuratorium Gutes Sehen fest. Bei den 30- bis 44-Jährigen stieg er um mehr als 55 Prozent. In der zweiten Lebenshälfte sind nahezu alle Menschen auf eine Brille angewiesen. Und wer schon in jungen Jahren eine Sehhilfe trägt, greift im Alter häufig zu teuren Gleitsichtgläsern - sehr zur Freude von Optikern und Glasherstellern.
Fielmann mag Essilor
"Ohne auch nur einen Neukunden zu gewinnen, wird sich der Gleitsichtanteil bei Fielmann in den nächsten Jahren um mehr als 50 Prozent erhöhen", ist sich Günther Fielmann sicher. Der Firmengründer setzt weiter auf den Ausbau des Filialnetzes. Der seit Jahrzehnten erfolgreiche Expansionskurs hat der Optikerkette eine dominierende Stellung im deutschen Markt eingebracht: Fielmann verkauft mehr als sechs Millionen Brillen pro Jahr. Jede zweite Brille in Deutschland wandert über einen Ladentisch der Kette. Nach dem Willen des Selfmade-Milliardärs, der Anfang der 70er-Jahre mit einem Optikerladen in Cuxhafen begann, soll es mittelfristig in Deutschland 700 weitere Filialen geben.
Gute Perspektiven für die Branche attestiert auch die Verbandsseite. Vor allem die großen Einzelhandelsketten wachsen weiter, sagt der Präsident des Zentralverbands der Augenoptiker (ZVA), Thomas Truckenbrod. 2013 stieg der Umsatz inklusive des boomenden Onlinehandels auf 5,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Fünf Jahre zuvor waren es 4,7 Milliarden.
Legt man die Angaben des Verbands zugrunde, so wurden allein in Deutschland rund 35 Millionen Gläser - inklusive neuer für alte Fassungen - verkauft. Hiervon profitiert auch der Glashersteller Essilor, der unter anderem an Fielmann liefert. Die Franzosen sind mit einem Weltmarktanteil von 37 Prozent unangefochten Nummer 1 auf dem Markt für Brillengläser und Kontaktlinsen.
Der Jahresauftakt war vielversprechend, das Unternehmen legte in den ersten drei Monaten eines der besten Quartalsergebnisse der vergangenen drei Jahre vor. Im laufenden Jahr erwartet der Konzern ein Umsatzplus von bis zu zwölf Prozent. Die Wachstumsschwerpunkte laut Vorstandschef Hubert Sagnières: in Schwellenländern und im Onlinehandel punkten, dazu im Geschäft mit Sonnenbrillen zulegen.
Günther Fielmann hält zwar viel von Sonnenbrillen - aber nicht allzu viel vom Internet als Vertriebsweg. Die Brille sei ein individuelles Produkt und müsse präzise auf den Kunden angepasst sein, lautet das Credo des Norddeutschen. Vom Onlinegeschäft der Franzosen allerdings hat auch Fielmann profitiert: Schon früh investierte der Brillenpapst in Essilor-Aktien.
In wenigen Monaten wird der Gründer 75 Jahre alt. Sohn Marc, seit drei Jahren mit diversen Aufgaben im Unternehmen betraut, läuft sich für die Nachfolge warm. Die soll "allmählich" über die Bühne gehen - also wohl erst, wenn der Filius den vollen Durchblick hat.
Investor-Info
Sehhilfen
Steter Anstieg
Der Branchenumsatz steigt stetig. 2013 wuchs das Geschäft inklusive Onlinehandel auf 5,4 Milliarden Euro. Das starke Wachstum der Filialisten bescherte dem stationären Handel ein Umsatzplus von 2,1 Prozent. Der Onlinehandel war mit rund 165 Millionen Euro am Gesamtumsatz beteiligt.
Fielmann
Split steht bevor
Die Optikerkette legte zum Jahresauftakt gute Zahlen vor. Der Vorsteuergewinn stieg um fast ein Viertel, der Umsatz um zehn Prozent, die Ausschüttung um 20 Cent auf 2,90 Euro. Fielmann hat sich großes Vertrauen am Kapitalmarkt erarbeitet. Die Bewertung ist allerdings hoch. Ein Aktiensplit von 1:2 ist geplant. Kursschwächen nutzen.
Luxottica
Langfristige Fantasie
Die Kooperation mit Google weckt Fantasie: Für die Datenbrille des Internetkonzerns soll es Fassungen der Luxottica-Marken Ray-Ban und Oakley geben. Kurzfristig bremst die aktuell hohe Bewertung das Aufwärtspotenzial, auch historisch ist die Aktie teuer. Das Gewinnwachstum für 2015 wird auf 15 Prozent geschätzt. Langfristkauf.
Essilor
Dividende steigt
Der Brillenglashersteller peilt für 2014 ein Umsatzplus von zehn bis zwölf Prozent an. Wegen des starken Euro war der Umsatz im Vorjahr nur um 1,5 Prozent auf knapp 5,1 Milliarden Euro geklettert. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 593 Millionen. Die Dividende steigt um knapp sieben Prozent. Hohe Bewertung, Seitwärtstrend. Abwarten.
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