Marge unter Druck 21.04.2015 09:14:47

SAP leidet weiter unter Wechsel in die Cloud

So fiel das Betriebsergebnis nach den IFRS-Rechnungslegungsstandards um zwölf Prozent auf 638 Millionen Euro. Auch nach Nicht-IFRS Standards und um Währungsschwankungen bereinigt ging die Kennziffer um zwei Prozent zurück und erreichte 1,06 Milliarden Euro, was die Erwartungen des Marktes allerdings punktgenau traf. Die hohe Differenz zwischen dem IFRS-Wert und der nicht diesem Standard unterliegenden Kennziffer speist sich aus mehreren Faktoren, wie Finanzvorstand Luka Mucic erläuterte. So berücksichtigt das Nicht-IFRS Betriebsergebnis keine Ausgaben für Mitarbeiter-Aktienprogramme. Auch die Kosten aus den jüngsten Zukäufen und für die Restrukturierung werden hier ausgeklammert.

Stark gestiegen sind bei SAP die operativen Kosten. Sie lagen nach IFRS-Standard mit 3,86 Milliarden Euro um 30 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Hier spiegeln sich insbesondere die Investitionen ins Cloud-Geschäft wider. Der Chef von Europas größtem Softwarekonzern, Bill McDermott, wischte Bedenken über steigende Kosten in einer Telefonkonferenz mit Journalisten weg. "Wir investieren, weil wir ein wachsendes Unternehmen sind. Wir werden unser Wachstum nicht durch Kostensenkungen behindern. Wir wissen exakt, was wir tun."

An der Börse kam auch keine Unruhe auf. Vorbörslich tendierte die Aktie 1,2 Prozent höher und damit deutlich fester als der Gesamtmarkt.

Der in Walldorf ansässige DAX-Konzern gibt seinen Ausblick üblicherweise währungsbereinigt und nach Nicht-IFRS-Kennzahlen. Die im Januar ausgegeben Erwartungen für das Gesamtjahr bestätigte SAP bei Vorlage der Erstquartalszahlen. Das Betriebsergebnis soll sich 2015 auf 5,6 bis 5,9 Milliarden Euro summieren, im Vorjahr wurden 5,64 Milliarden Euro erreicht.

Umsatzseitig haben sich die Trends der vergangenen Quartale fortgesetzt. So verzeichnete das Cloud-Geschäft (Non-IFRS) ein deutliches Plus um 131 Prozent auf 509 Millionen Euro. Das klassische Geschäft mit fest installierter Software legte gestützt vom schwachen Euro um 12 Prozent auf 696 Millionen Euro zu, währungsbereinigt liegt der Zuwachs aber nur bei einem Prozent. Die Markterwartungen konnte SAP bei dieser Kennzahl gleichwohl schlagen.

Der Trend zur steigenden Bedeutung der Cloud auf Kosten der Profitabilität zeichnet sich bereits seit geraumer Zeit ab. Nun ist das Cloud-Geschäft nicht per se unrentabler als das mit fest installierter Software. Doch es braucht vier Jahre, bis in der Cloud die Umsätze erreicht werden, die im klassischen Software-Geschäft sofort anfallen würden. Die gleiche Profitabilität wird wegen Anlaufkosten für den Bau von Rechenzentren sogar erst nach fünf Jahren erreicht. Das hemmt das Ergebniswachstum von SAP.

Folgerichtig ging auch das Nettoergebnis auf 413 Millionen zurück, 23 Prozent weniger als die 534 Millionen im Vergleichsquartal des Vorjahres.

SAP geht nach wie vor von einem stark steigenden Cloud-Geschäft aus, es soll im laufenden Jahr 1,95 bis 2,05 Milliarden Euro erlösen. Das Wachstum von etwa 86 Prozent wird freilich zu 50 Prozentpunkten von den jüngsten Zukäufen Concur und Fieldglass getragen.

Laut McDermott ist SAP nun nach Umsatz der weltweit zweitgrößte Anbieter von Software aus der Cloud. Marktführer in diesem Bereich ist das US-Unternehmen Salesforce.com, das aber nur Cloud-Dienste und keine fest installierte Geschäftssoftware anbietet.

Geopolitische Gefahren sieht McDermott für das Geschäft des weltweit größten Anbieters von Geschäftssoftware nicht. Europa sei stark, weil Unternehmen investieren müssen. Auch China verspreche starkes Wachstum, in den USA erwartet er weiterhin starke Nachfrage nach Software aus der Cloud. Lediglich in Russland und der Ukraine sei es derzeit schwierig, Geschäfte zu machen, sagte der SAP-Chef.

Die zunehmende Bedeutung des Cloud-Geschäftes hat auch Konsequenzen für die Mitarbeiter des Softwarekonzerns. Im März hatte SAP angekündigt, dass etwa 2.200 Mitarbeiter oder rund 3 Prozent der Belegschaft entweder für höherwertige Tätigkeiten fortgebildet werden oder "sozialverträglich" das Unternehmen verlassen sollen. Vorruhestandsangebote für ältere Beschäftigte seien in den USA bereits in den ersten drei Monaten des Jahres gut angenommen worden, sagte Mucic. Im laufenden zweiten Quartal sollen entsprechende Offerten europäischen Mitarbeitern angeboten werden. Mucic rechnet, dass der Umbau beim Personal bereits Anfang des dritten Quartals abgeschlossen sein soll.

     DJG/apr/jhe

   Dow Jones Newswires

  Von Archibald Preuschat

FRANKFURT (Dow Jones)

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