10.01.2020 06:56:47

Salzgitter-CEO fordert Unterstützung für Stahlindustrie beim Klimaschutz

FRANKFURT (Dow Jones)--Deutschlands Stahlindustrie braucht nach Ansicht des Chefs von Salzgitter politische und finanzielle Hilfe für die Umstellung der Produktion auf klimafreundlichere Herstellungsverfahren. "Die Stahlindustrie ist zwar in der Lage, einen substanziellen eigenen finanziellen Beitrag zur CO2-Minderung unserer Gesellschaft zu leisten, aber ohne eine öffentliche Anschub-Finanzierung wird das nicht umzusetzen sein", sagte Heinz Jörg Fuhrmann, Vorstandsvorsitzender des Branchenriesen, im Welt-Doppelinterview, gemeinsam mit Patrick Graichen, dem Direktor der Denkfabrik Agora Energiewende.

Mit dem entsprechenden politischen Willen könne viel bewegt werden, sagte Fuhrmann, der in diesem Zusammenhang auch auf andere Subventionsfälle verwies. "Airbus ist auch anschubfinanziert worden und zig andere ebenfalls. Batteriezellen-Fabriken zum Beispiel werden bezuschusst, Braunkohlegebiete sogar in einem ganz hohen Maße."

Graichen sehe auch die Verbraucher in der Pflicht. "Denkbar ist auch eine Klima-Umlage für die Konsumenten", sagte der frühere Referatsleiter aus dem Bundesumweltministerium. "Letztlich wäre das wie ein Grüner-Punkt-System, nur in diesem Fall nicht zur Finanzierung des Recyclings von Verpackungsmüll, sondern zur Förderung von grünem Stahl." Über die Details, also beispielsweise bis zu welcher Kleinstmenge der Verbraucher zahlen soll für neue Autos oder Waschmaschinen, müsse aber noch en Detail gesprochen werden.

Bei der Produktion von Stahl entstehen viele Millionen Tonnen CO2-Emissionen. Die Branche arbeite laut dem Blatt nun an einem Umbau der Produktionsweise. Durch einen Technologiewechsel zur sogenannten Direktreduktion mit grünem Wasserstoff sollen rund 95 Prozent der zuletzt rund 57 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Erste Testanlagen seien in Betrieb. Laut Graichen dürfte es noch etliche Jahre dauern, bis die Umstellung gelingt.

Und die Kosten seien hoch. Fuhrmann spricht laut Welt von alleine 3 Milliarden Euro für Salzgitter und hochgerechnet siebenmal so viel für die gesamte Branche. Das könne die angeschlagene Industrie, die mit weltweiten Überkapazitäten und in der Folge sinkenden Preisen zu kämpfen hat, nach Meinung von Experten nicht alleine stemmen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/bam/sha

(END) Dow Jones Newswires

January 09, 2020 18:00 ET (23:00 GMT)

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