ROUNDUP: Praktiker-Chef Wolfgang Werner gibt auf

    Zu den Beweggründen machte Praktiker keine Angaben. Ein Sprecher sagte auf Anfrage, er könne die Mitteilung nicht weiter kommentieren. In der Branche geht man aber davon aus, dass Werner die Konsequenz aus der derzeit schlechten Entwicklung der Kette gezogen hat. Der Druck der öffentlichen Meinung und das mangelnde Vertrauen in das Management seien immer belastender geworden, sagte ein Insider.

MARKTANTEILE GEHEN AN DIE KONKURRENZ

    Bei Praktiker liegt derzeit einiges im Argen. Die Kette schreibt Verluste und verliert hierzulande zunehmend Marktanteile an Konkurrenten wie Obi oder Hornbach. Auch im Ausland läuft es für das Unternehmen derzeit alles andere als rosig. Praktiker ist vor allem im Südosten Europas vertreten und in krisengeschüttelten Ländern wie Griechenland oder Rumänien gar Marktführer. Praktiker betreibt rund 440 Märkte in zehn Ländern. In Deutschland hat das Unternehmen rund 330 Filialen. Seit Februar 2007 gehört auch die norddeutsche Baumarktkette Max Bahr zum Konzern. Für Frust bei den Anlegern hatte auch die Entwicklung des Aktienkurses gesorgt. Seid ihrem Höchststand im Juni 2007 bei 34,50 Euro stand die Aktie mehr oder weniger unter Druck. Ihren Tiefststand hatte die Aktie am Vortag bei 2,96 Euro.

    Um den Umsatzschwund zu stoppen, der seit Jahren anhält, hatten Werner und seine Vorstandskollegen im vergangenen Jahr das Programm "Praktiker 2013" auf den Weg gebracht. Seitdem wurden Märkte umgebaut und modernisiert. Der Konzern führte  Eigenmarken ein und verbesserte sein Serviceangebot, in der Hoffnung, dass so die Verbraucher zurück kommen. Um den Imagewechsel vom reinen Billiganbieter zum kundenorientierten Baumarkt zu schaffen, wurde eine Marketingkampagne gestartet, deren Gesicht Boris Becker ist.

GEWINNWARNUNG

    Bislang aufgegangen ist das Konzept noch nicht. Anfang Juli musste der Konzern seine Prognose für das Gesamtjahr senken. 2011 soll das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis nicht wie zuvor angekündigt steigen, sondern zurück gehen. Die Zahlen zum zweiten Quartal, das saisonal eines der wichtigsten ist, will Praktiker am kommenden Mittwoch (27. Juli) vorlegen.  

     Werner ist seit 2000 im Praktiker-Vorstand. Ende 2001 wurde er Sprecher des Vorstandes und im Mai 2003 das Vorsitzender des Gremiums. Der gebürtige Essener begleitete im Jahr 2005 das Unternehmen, das bis dahin eine Tochter des Handelskonzerns Metro (METRO) war, an die Börse. Die Düsseldorfer stiegen ein Jahr später komplett aus Praktiker aus.

FINANZVORSTAND GING IM STREIT

    Ein Nachfolger für Werner muss jetzt gesucht werden. Bis dieser gefunden ist, wird der 57-Jährige die Aufgaben des Vorstandschefs weiter wahrnehmen. Werner ist nicht der erste Vorstand, der Praktiker verlässt. Im September 2010 hatte der damalige Finanzchef Thomas Ghabel das Unternehmen im Streit über die künftige Strategie verlassen. Auch Personalvorstand Karl-Heinz Stroh ging damals von Bord. Sein Ausscheiden erfolgte  allerdings einvernehmlich./she/he