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02.06.2017 05:45:44

ROUNDUP: Manager wollen Details der Linde-Fusion mit Praxair erläutern

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der wohl größte Stolperstein ist im zweiten Anlauf aus dem Weg geräumt: Der Linde-Aufsichtsrat (Linde) hat den Zusammenschluss mit dem US-Konkurrenten Praxair zum weltgrößten Industriegasekonzern am Donnerstagabend abgenickt. Am heutigen Freitag (11.00 Uhr) wollen die Unternehmensbosse Details zum Ablauf des Geschäfts erläutern.

Insbesondere die überstimmte Arbeitnehmerseite dürfte aufmerksam zuhören, hat sie doch bis zuletzt gegen den Zusammenschluss und seine Bedingungen gekämpft. Der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler befürchtet den Verlust von bis zu 10 000 Arbeitsplätzen im Konzern. Durch die Ansiedlung der Holding in Irland geht außerdem die bisherige Mitbestimmung verloren.

Das Bundeswirtschaftsministerium äußerte sich kritisch. Es sei die Gelegenheit verpasst worden, die Akzeptanz der Arbeitnehmerseite für die geplante Fusion sicherzustellen, sagte Staatssekretär Matthias Machnig (SPD). "Ich kann jetzt nur weiterhin an die Geschäftsführung appellieren, alles dafür zu tun, um Arbeitspläne am Standort Deutschland nachhaltig zu sichern."

Neben Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle und Vorstandschef Aldo Belloni von Linde stellt sich laut Einladung auch Praxair-Chef Steve Angel in München der Öffentlichkeit. Der neue Konzern soll den Namen Linde tragen, aber von Angel aus den USA gesteuert werden. Den Vorsitz im Aufsichtsrat soll Reitzle übernehmen.

Der Vollzug der Fusion wird sich bis Ende 2018 hinziehen. Einerseits muss noch die Hauptversammlung bei Praxair grünes Licht geben. Das gilt als Formsache. Die Linde-Aktionäre müssen ihre Aktien in Anteile des neuen Konzerns umtauschen. Sollten nicht mindestens 75 Prozent das Angebot annehmen, stünde die Fusion wieder in Frage.

Zudem werden Wettbewerbshüter weltweit ihre Bedingungen nennen, damit der neue Champion nicht übermächtig wird. Linde und Praxair werden Firmenteile verkaufen müssen. Mit 27 Milliarden Euro Umsatz, 66 Milliarden Euro Börsenwert und 80 000 Mitarbeitern würde der neue Gasekonzern den französischen Konkurrenten Air Liquide als Weltmarktführer ablösen.

Für den Fall einer Fusion hat der Vorstand den deutschen Beschäftigten zwar Kündigungsschutz und Standortgarantien bis 2021 zugesichert. Die Gewerkschaften und Betriebsräte von Linde in Deutschland haben sich aber bis zuletzt gegen die Fusion gestemmt. Wie verlautete, musste Reitzle den Fusionsvertrag aber nicht mit seinem doppelten Stimmrecht als Aufsichtsratschef durchsetzen.

Möglicherweise kam Reitzle der Dresdner Betriebsratschef Frank Sonntag mit einer Stimmenthaltung zu Hilfe. Sonntag saß in einer Zwickmühle: Linde will den Standort Dresden mit rund 500 Mitarbeitern schließen - mit der Standortgarantie im Fall der Fusion bliebe er aber zunächst erhalten.

Der erste Anlauf für die Fusion war im September gescheitert, weil der Linde-Vorstand sich mit Praxair nicht über Struktur, Unternehmensführung und Firmensitz einig geworden war./hgo/rol/DP/zb

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