04.11.2018 19:22:41
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ROUNDUP/Kreise: Zwölf Kandidaten für CDU-Vorsitz
BERLIN (dpa-AFX) - Um die Nachfolge von Angela Merkel als CDU-Chefin wollen sich insgesamt mindestens zwölf Frauen und Männer bewerben. Das wurde am Sonntag während der Klausur des CDU-Vorstands in Berlin zur Vorbereitung des Parteitages Anfang Dezember in Hamburg aus Teilnehmerkreisen bekannt. Kandidaten können von Parteigliederungen oder auf dem Parteitag von Delegierten vorgeschlagen werden.
Die CDU will in einem transparenten Verfahren der Parteibasis die Chance geben, die Kandidaten für die Merkel-Nachfolge kennenzulernen. Dazu soll es bis zu zehn Regionalkonferenzen geben, wie es vor Beratungen der CDU-Spitze hieß. Bei zwölf möglichen Kandidaten wird die Zeit bis zum 7. Dezember knapp.
Reelle Chancen werden intern allerdings nur den drei prominenten Bewerbern eingeräumt: Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und dem früheren Unions-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz.
Bisher bekannt war, dass auch der Staatsrechtler Matthias Herdegen (61), der hessische Unternehmer Andreas Ritzenhoff (61) und der 26-jährige Berliner Jura-Student Jan-Philipp Knoop ihre Kandidatur angekündigt hatten.
Der Fahrplan sollte bei einer zweitägigen Klausurtagung des Parteivorstands entschieden werden, die am Sonntagnachmittag begann. Nach den bisherigen Überlegungen sollen alle Parteimitglieder zu den Regionalkonferenzen eingeladen werden.
Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer zieht sich wegen ihrer Kandidatur aus der organisatorischen Vorbereitung des Parteitages zurück. Das kündigte die Saarländerin dem Vernehmen nach in der Klausur des CDU-Vorstands an. Sie trete für ein offenes und transparentes Verfahren bis zum Wahlparteitag ein. Deshalb seien die Arbeitsabläufe im Adenauerhaus, der CDU-Zentrale, neu geregelt worden.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) rief seine Partei auf, am bisherigen Kurs festzuhalten. "Der Kurs der Vergangenheit war richtig - in der Mitte orientiert", sagte er vor Beginn der Vorstandsklausur. Allerdings wolle er mit dieser Aufforderung keine Bewertung der Kandidaten vornehmen.
Günther sagte, Regionalkonferenzen seien ein Instrument, um möglichst vielen Menschen die Kandidaten näher zu bringen. Der Chef der CDU/CSU-Jugendorganisation Junge Union, Paul Ziemiak, argumentierte ähnlich: "Ich finde, es ist wichtig, dass sich jetzt alle mal den Mitgliedern vorstellen können. Und deshalb finde ich solche Ideen immer gut. Je mehr Diskussion desto besser."
CDU-Vize Armin Laschet und sein Kollege Thomas Strobl sprachen sich ebenfalls für ein faires, transparentes Verfahren aus. Beide vermieden personelle Vorfestlegungen. Laschet sagte, in seinem nordrhein-westfälischen Landesverband - der die meisten Delegierten auf dem CDU-Parteitag stellt - gebe es Sympathien für alle drei Kandidaten.
Die Mitglieder hätten in Regionalkonferenzen die Chance, sich selbst ein Bild zu machen. "Das ist ein Prozess, den die CDU lange nicht mehr erlebt hat und der der Bundespartei gut tut." Strobl sagte, die Partei mache derzeit den Eindruck, "als sei sie praktisch wachgeküsst worden". Der Europaabgeordnete Elmar Brok hob hervor, dass im Grunde alle drei prominenten Kandidaten ausgesprochene Proeuropäer seien.
Merkel hatte nach den schweren Verlusten der Union bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen angekündigt, nach 18 Jahren an der Spitze beim Parteitag nicht mehr für den Parteivorsitz zu kandidieren. Kanzlerin will sie aber bis zum Ende der Legislaturperiode bleiben, also bis 2021, falls die Koalition hält.
In zwei neueren Umfragen kommt die Union nicht spürbar aus ihrem Tief heraus, auch wenn sie gegenüber der Vorwoche jeweils um einen Punkt zulegt. Im RTL/N-TV-Trendbarometer des Forsa-Instituts steht die CDU bei 27 Prozent, im Sonntagstrend von Emnid für die "Bild am Sonntag" bei 25 Prozent.
Spahn gab für seine Partei ein Wahlziel von 40 Prozent aus und forderte eine offenere Debatte als früher. Der dem konservativen Flügel zugerechnete Christdemokrat sagte der "Welt am Sonntag", die Methode der scheidenden Parteichefin, Unterschiede zwischen den Parteien zu verwischen, sei in der Vergangenheit erfolgreich gewesen. Zugleich bekräftigte Spahn, dass er dem Migrationsthema auch weiterhin einen zentralen Stellenwert zumisst.
Die Vorsitzende der Frauen Union, Annette Widmann-Mauz, bekräftigte ihre Unterstützung für Kramp-Karrenbauer als neue CDU-Vorsitzende. Sie sei "die Favoritin der Frauen Union" und ein Rollenmodell für erfolgreiche Frauen in der Politik, sagte Widmann-Mauz der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung"./rm/bk/hoe/DP/edh
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