14.11.2008 13:03:00

ROUNDUP: Evotec-Chef erwartet starkes viertes Quartal - Partner für EVT 201

        HAMBURG (dpa-AFX) - Das Biotechnologie-Unternehmen Evotec  will 2009 einen Vertrag über die Vermarktung seines Schlafmittels 201 mit einem schlagkräftigen und finanzstarken Pharmapartner unter Dach und Fach bringen. "Wir sehen eine realistische Chance, dass wir im ersten Halbjahr zu einem Deal kommen", sagte Jörn Aldag, Vorstandschef von Evotec am Freitag im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Der Hauptmarkt für Schlafmittel sei die USA. Analysten schätzen den möglichen jährlichen Spitzenumsatz auf 500 Millionen bis 1 Milliarde Euro.

    Bei der Integration der übernommenen amerikanischen Renovis kommt Evotec nach Aussage des Firmenchefs gut voran. Renovis ist spezialisiert auf die Erforschung und Entwicklung von Medikamenten in den Bereichen Schmerz und Entzündungskrankheiten. Weitere Zukäufe stünden derzeit nicht auf dem Plan. Auch ein Verkauf von Evotec sei kein Thema, da das Unternehmen mit einem Cash-Bestand von fast 100 Millionen Euro gut aufgestellt sei: "Das Geld reicht bis Ende 2010, wenn wir keine Partnerschaften abschließen. Wenn wir welche abschließen, reicht es deutlich länger." Ende September 2008 verfügte Evotec über liquide Mittel in Höhe von 97,6 Millionen Euro (Ende Dezember 2007: 93,7 Mio. Euro).

GESPRÄCHE ÜBER SCHLAFMITTEL

    Die Verhandlungen über EVT 201 gestalten sich offenbar schwieriger als erwartet: "Sechs bis zwölf Monate bis zu einem Vertragsabschluss sind keine Seltenheit", erklärte der Evotec-Chef. Der Markt für Schlafmittel ist schwierig, da es für das Konkurrenzprodukt Ambien von Sanofi-Aventis bereits billigere Nachahmerpillen gibt. Unabhängig von den eigenen Studiendaten zu EVT 201 würde sich ein Pharmapartner fragen, welchen Premiumpreis er am Markt durchsetzen könne. Ambien hatte in den USA im April 2007 seinen lukrativen Patentschutz verloren. Dass der Markt aber weiterhin an diesem Indikationsgebiet Interesse zeigt, beweist der von Actelion im Juli verkündete Vertrag mit dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline zur gemeinsamen Entwicklung ihres Schlafmittels Almorexant.

    Einen Umsatz- und Ergebnisausblick für 2009 gab Aldag nicht: Das Biotechnologie-Unternehmen hat nach einem starken dritten Quartal seine Prognose für 2008 angehoben. Wegen höher als erwartet ausgefallener Meilensteinzahlungen aus der Kooperation mit dem Pharmakonzern Boehringer Ingelheim erwarte Evotec einen Umsatz von 38 bis 40 Millionen Euro (zuvor: 34 bis 36). Ohne Berücksichtigung von Wertberichtigungen stellte Evotec auch eine Verbesserung des operativen Ergebnisses gegenüber 2007 in Aussicht. Bisher wurde ein operativer Verlust auf Vorjahresbasis erwartet (2007: -58,1).

KOOPERATION MIT BOEHRINGER INGELHEIM SOLLTE AUCH 2009 MEILENSTEINE BRINGEN

    "Die Kooperation mit Boehringer Ingelheim geht auch 2009 weiter und hat gute Chancen, weitere Meilensteine zu generieren", sagte Aldag. 2008 kann Evotec insgesamt Meilensteinzahlungen von 8,5 Millionen Euro von Deutschlands zweitgrößtem Pharmakonzern verbuchen. Evotec entwickelt sich immer mehr in Richtung eines Pharma-Unternehmens, das eigene Wirkstoffe gegen neurologische Erkrankungen wie Alzheimer voranbringt. Ende 2009 will Evotec mindestens sechs Substanzen in der klinischen Entwicklung haben. Neben EVT 201 forscht Evotec an einem Mittel zur Raucherentwöhnung EVT 302. Die erste Phase II dazu soll im ersten Halbjahr 2009 abgeschlossen sein. Probleme, wie sie bei Acomplia von Sanofi-Aventis aufgetreten sind, erwartet Aldag wegen des unterschiedlichen Wirkmechanismus nicht. Der französische Pharmakonzern musste die umstrittene Schlankheitspille auf Druck der EU vom Markt nehmen, weil für Patienten die Gefahr von Depressionen besteht./ep/zb     --- Von Elke Pfeifer, dpa-AFX ---

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