Gewinnplus 02.08.2022 15:51:40

Pfeiffer Vacuum-Aktie verliert trotzdem: Pfeiffer Vacuum vermeldet Rekordumsatz

Pfeiffer Vacuum-Aktie verliert trotzdem: Pfeiffer Vacuum vermeldet Rekordumsatz

Auftragsbestand und -eingang stiegen im ersten Halbjahr auf Rekordniveau. Im zweiten Halbjahr rechnet das Management indes mit spürbarem Gegenwind. "Wir erleben eine ungebrochen starke Nachfrage", sagte Konzernchefin Britta Giesen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Dienstag. "Während der sehr hohen Wachstumsraten im vergangenen Jahr kamen unsere Produktionskapazitäten an ihre Grenzen. Inzwischen gibt es eher Engpässe in der Lieferkette - wie bei den meisten Industriebetrieben auch".

Dank guter Geschäfte in allen Segmenten und Regionen hat Pfeiffer Vacuum im abgelaufenen zweiten Quartal einen Rekordumsatz erzielt. Die Erlöse stiegen zum Vorjahr um fast 13 Prozent auf 225 Millionen Euro, wie der Konzern in Aßlar mitteilte. "Von einer sich abkühlenden Nachfrage aus der zyklischen Halbleiter-Branche haben wir noch nichts gespürt", sagte die Konzernchefin. "Aber wir wissen, dass sie irgendwann auch auf uns zukommt."

An der Börse kamen die Nachrichten nicht gut an. Mit einem Minus von bis zu sieben Prozent auf 143,80 Euro gehörte die Aktie zu den schlechtesten Aktien im Nebenwerte-Index SDAX. Händler führten das vor allem auf die schwache Entwicklung der Marge zurück. Mit dem Verlust nach den Zahlen näherte sich das Papier zudem wieder dem Jahrestief von 134,60 Euro von Mitte Juli, nachdem es sich zuletzt etwas erholt hatte. Seit dem Rekordhoch von 226 Euro im November 2021 war der Börsenwert um etwa mehr als ein Drittel auf 1,4 Milliarden Euro abgesackt.

Stärker als mit den Halbleitern lief das Geschäft im zweiten, etwas kleineren Segment, das etwa Forschungseinrichtungen, Medizintechnik-Unternehmen oder die Stahlbranche beliefert. Mit einem Plus von über einem Fünftel legte der Umsatz auf dem amerikanischen Kontinent besonders stark zu. Rund die Hälfte des Zuwachses sei allerdings auf günstige Wechselkurseffekte zurückzuführen.

Auf dem wichtigsten Markt Asien lag das Umsatzwachstum mit gut acht Prozent unter dem Durchschnitt. Insgesamt kletterte der Auftragseingang im ersten Halbjahr um knapp 29 Prozent auf 580 Millionen Euro und erreichte damit ebenso wie der Auftragsbestand einen neuen Höchstwert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg im ersten Halbjahr um ein Viertel auf gut 60 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben davon knapp 43 Millionen Euro als Gewinn hängen, gut ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor.

"Der Auftragseingang war extrem stark und hat unsere Erwartungen übertroffen", schrieb Stifel-Analyst Adrian Pehl zu dem Halbjahresbericht. Stärker als erwartet hätte sich auch der Umsatz im zweitgrößten Segment entwickelt, das unter anderem die Stahlindustrie beliefert.

Pfeiffer Vacuum bestätigte zudem die Prognose für das laufende Jahr. Demnach rechnet das Management mit einem Umsatzwachstum von mindestens fünf Prozent. Die Ebit-Marge, die im ersten Halbjahr bei 13,6 Prozent lag, soll nach wie vor auf etwa 14 Prozent steigen. "Es ist eine gesunde kaufmännische Vorsicht, nicht vom Best-Case-Szenario auszugehen", sagte Giesen zu der unveränderten Prognose. "Mit Blick auf das zweite Halbjahr gibt es aktuell sehr viele Unsicherheitsfaktoren."

Dazu zählten vor allem Lieferengpässe etwa für Steuergeräte und Chips. Bereits jetzt verzögerten sich Auslieferungen wegen fehlender Teile. Keine größeren Sorgen macht sich das Management hingegen wegen eines drohenden Gaslieferstopps aus Russland. "Unsere Fabriken sind für mögliche Gasengpässe weitestgehend abgesichert", sagte Giesen. Zudem generiere das Unternehmen rund zwei Drittel seiner Einnahmen bei Kunden außerhalb Europas, die von etwaigen Gaslieferstopps nicht direkt betroffen wären.

So reagiert die Aktie

Sorgen um die Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr haben am Dienstag die jüngste Erholung der Aktien von Pfeiffer Vacuum ausgebremst. Der Vakuumpumpen-Hersteller hatte zwar dank guter Geschäfte einen Rekordumsatz erzielt, doch Analysten sehen Fragezeichen hinter der künftigen Margenentwicklung.

Für die Pfeiffer Vacuum-Aktie geht es nach Bekanntgabe der Zahlen via XETRA zeitweise 5,31 Prozent auf 146,20 Euro nach unten. Damit zählen sie am Dienstag zu den schwächsten Werten im SDAX.

Pfeiffer Vacuum profitierte zwar im abgelaufenen Quartal neben einer hohen Nachfrage auch von günstigen Wechselkurseffekten. Laut Analyst Armin Kremser von der DZ Bank lieferte das Zahlenwerk insgesamt aber keine wesentlichen Überraschungen. Der Experte erwartet weiterhin ein schwierigeres zweites Halbjahr, in dem sich die Lieferkettensituation für den Vakuumpumpen-Hersteller kaum entspannen dürfte. Daneben werde das Unternehmen die Kosteninflation nicht eins zu eins an seine Kunden weitergeben können.

Ähnlich äußerte sich Experte Martin Comtesse vom Analysehaus Jefferies. Die Ergebnisse hätten die Erwartungen zwar erfüllt und die Nachfrage sei ungebrochen, doch die Profitabilität lasse nach.

Wer indes als treuer Anleger bei Pfeiffer Vacuum noch den Absturz der Technologieaktien kurz nach der Jahrtausendwende miterlebt hat, für den erscheint der Kursrutsch am Dienstag wohl recht verkraftbar. Denn seinerzeit waren die Papiere des Vakuumpumpen-Herstellers noch deutlich weniger wert: Während die Anteilsscheine im Jahr 2000 und damit zum Höhepunkt des Hypes um die Tech-Unternehmen nur um die 50 Euro notierten, rutschten sie 2002 gar unter 16 Euro.

Doch nach dem Tief vor rund 20 Jahren ging es für die Aktien von Pfeiffer Vacuum Stück für Stück nach oben. 2011 wurde erstmals die Marke von 100 Euro geknackt und zehn Jahre später fiel die Schwelle von 200 Euro. Das Rekordhoch erklommen die Papiere im vergangenen November bei 226 Euro.

Seitdem aber konnten sich die Aktien nicht dem Abwärtssog am Gesamtmarkt entziehen. Die Papiere fielen bis Mitte Juli auf 134,60 Euro zurück und büßten somit vom historischen Höchststand gerechnet gut 40 Prozent ein. Die darauf folgende Kurserholung wurde nun unterbrochen.

Der Kursrutsch trübte derweil das charttechnische Bild der Papiere von Pfeiffer Vacuum weiter ein. Die Anteilsscheine rutschten am Dienstag unter die 21- und die 50-Tage-Durchschnittslinien, die den kurz- beziehungsweise mittelfristigen Trend beschreiben. Auf lange Sicht bewegen sich die Aktien bereits seit Ende März unter der viel beachteten 200-Tage-Linie./la/gl/jha/

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ASSLAR (dpa-AFX)

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Bildquelle: Pfeiffer Vacuum Pressebild

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