20.07.2021 20:36:38
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OTS: Börsen-Zeitung / Endlich angepackt, Kommentar zum Anti-Geldwäsche-Paket ...
Endlich angepackt, Kommentar zum Anti-Geldwäsche-Paket der EU von
Andreas Heitker
Brüssel (ots) - Im Ernst? Da legt die EU-Kommission ihr lang erwartetes
Gesetzespaket vor, mit dem endlich der Kampf gegen Geldwäsche und
Terrorismusfinanzierung in Europa effizienter gestaltet werden soll, und die
emotionale Diskussion dreht sich im Anschluss einmal mehr im Wesentlichen um die
vorgeschlagene 10000-Euro-Obergrenze beim Barzahlen. Doch die diffusen Ängste
vor der großen Beschränkung der persönlichen Freiheit und vor einer
schleichenden Abschaffung von Scheinen und Münzen treffen nicht den Kern des
Problems und beziehen sich allenfalls auf einen Nebenkriegsschauplatz in dem
großen Gesetzespaket.
Die Skandale der vergangenen Jahre haben doch deutlich gezeigt, wo es im
europäischen Regelwerk Schlupflöcher und Nachbesserungsbedarf gibt. Und der
Europäische Rechnungshof hat zuletzt im vergangenen Monat in einem bemerkenswert
klaren Bericht noch einmal die Finger in die Wunde gelegt: Es fehlt in der EU an
Kooperation und Koordinierung im Kampf gegen Geldwäsche. Die nationalen
Aufsichtsrahmen sind zudem sehr unterschiedlich ausgestaltet, weil weder die
Ambitionen bei der Umsetzung von EU-Vorgaben noch ihre Auslegungen vergleichbar
sind.
Die Aufsicht tut sich zugleich vor allem bei grenzüberschreitenden Transaktionen
schwer, und auch die Übertragung von Kompetenzen an die europäische
Bankenaufsichtsbehörde EBA hat hier wenig geholfen. Die Einstufung der
Organisation als zahnloser Tiger in der Geldwäschebekämpfung ist sicherlich
nicht unberechtigt.
Jetzt aber packt die EU-Kommission das Problem an. Die vorliegenden Vorschläge
könnten die Behörden im Kampf gegen die Geldwäsche endlich mit dem richtigen
Rechtsrahmen und den richtigen Instrumenten ausstatten. Vor allem die
Vereinheitlichung der Regeln über eine Verordnung sowie die neue zentrale und
von Experten geführte Aufsicht werden das System entscheidend verbessern. Ob
allerdings die Einbeziehung der Kryptowährungen so funktioniert wie
vorgeschlagen, ist zu bezweifeln. So einfach lässt sich hier eine
Nachfolgbarkeit von Transaktionen kaum organisieren.
Und die Bargeld-Obergrenzen? Die kommen bei privaten Geschäften gar nicht zum
Tragen. Und zudem hat die Brüsseler Kommission die meisten Warenhändler - was
kaum nachvollziehbar erscheint - ganz aus dem Anwendungsbereich der neuen
Anti-Geldwäsche-Regeln ausgeklammert. Das nächste Auto oder die nächste Yacht
können also immer noch aus dem Geldkoffer bezahlt werden.
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