28.03.2022 20:20:38
|
OTS: Börsen-Zeitung / Das Geld der Anderen / Kommentar zur ...
Das Geld der Anderen / Kommentar zur Natwest-Reprivatisierung von
Andreas Hippin
London (ots) - Für Natwest-Chefin Alison Rose ist der milliardenschwere
außerbörsliche Aktienrückkauf vom Schatzamt ein gutes Geschäft gewesen. Zum
einen bekam sie die rund 550 Millionen Aktien zum Schlusskurs vom Freitag, ohne
dass dafür irgendeine Prämie gefordert worden wäre. Zum anderen spricht viel
dafür, dass der Kurs der schottischen Großbank, die sich damit mehrheitlich
wieder in privaten Händen befindet, in den kommenden Monaten zulegen wird.
Steigende Zinsen kommen Finanzwerten im Allgemeinen zugute. Natwest bringt ein
Anstieg um 100 Basispunkte nach Schätzung der UBS zusätzliche Einnahmen von 1,3
Mrd. Pfund.
Auch für Schatzkanzler Rishi Sunak war der Deal ein Erfolg, zumindest
symbolisch. Schließlich hat es lange genug gedauert, den Staatsanteil unter die
Schwelle von 50% herunterzufahren. Er geht zurück auf die Rettung der Royal Bank
of Scotland während der Finanzkrise. Das heute unter dem Namen Natwest
firmierende Institut hatte sich auf dem Weg zur Weltherrschaft an der
niederländischen ABN Amro verhoben. Das Geld der Anderen, OPM, Other People's
Money, die scheinbar ubiquitäre Liquidität, mit deren Hilfe Investmentbanker
zuvor immer waghalsigere Geschäfte eingestielt hatten, war plötzlich versiegt.
Der damals amtierende Labour-Schatzkanzler Alistair Darling sprang bereitwillig
in die Bresche und hielt die Bank für 46 Mrd. Pfund über Wasser - ein Beleg
dafür, dass Politiker mitunter ebenso leichtfertig mit dem Geld der Anderen
umgehen wie die vor der Krise noch hoch angesehenen und danach in Bausch und
Bogen verdammten Investmentbanker. Die Aktie kostet derzeit nicht einmal die
Hälfte von Darlings damaligem Einstiegspreis. Im Schatzamt ist man sich darüber
im Klaren, dass man seinen Einsatz so schnell nicht wiedersehen wird.
Man kann natürlich argumentieren, dass es sich bei den sukzessive realisierten
Milliardenverlusten um den Preis der Finanzstabilität während und nach der
Finanzkrise handelt. Doch dann darf man auch fragen, warum dieser Preis von der
Allgemeinheit zu tragen ist, während die sich nun abzeichnenden Gewinne des
Instituts privatisiert werden. Natürlich ist es nicht Aufgabe des Staats,
Geschäftsbanken zu betreiben, doch könnte er durchaus noch eine Weile als
stiller Teilhaber an der positiven Geschäftsentwicklung partizipieren, um ein
bisschen von seinen Verlusten herunterzukommen. Aus Sicht der Steuerzahler wäre
das für die verbliebenen 48% nicht die schlechteste Option.
(Börsen-Zeitung, 29.03.2022)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/5182827
OTS: Börsen-Zeitung
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!