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Das Geld der Anderen / Kommentar zur Natwest-Reprivatisierung von

Andreas Hippin

London (ots) - Für Natwest-Chefin Alison Rose ist der milliardenschwere

außerbörsliche Aktienrückkauf vom Schatzamt ein gutes Geschäft gewesen. Zum

einen bekam sie die rund 550 Millionen Aktien zum Schlusskurs vom Freitag, ohne

dass dafür irgendeine Prämie gefordert worden wäre. Zum anderen spricht viel

dafür, dass der Kurs der schottischen Großbank, die sich damit mehrheitlich

wieder in privaten Händen befindet, in den kommenden Monaten zulegen wird.

Steigende Zinsen kommen Finanzwerten im Allgemeinen zugute. Natwest bringt ein

Anstieg um 100 Basispunkte nach Schätzung der UBS zusätzliche Einnahmen von 1,3

Mrd. Pfund.

Auch für Schatzkanzler Rishi Sunak war der Deal ein Erfolg, zumindest

symbolisch. Schließlich hat es lange genug gedauert, den Staatsanteil unter die

Schwelle von 50% herunterzufahren. Er geht zurück auf die Rettung der Royal Bank

of Scotland während der Finanzkrise. Das heute unter dem Namen Natwest

firmierende Institut hatte sich auf dem Weg zur Weltherrschaft an der

niederländischen ABN Amro verhoben. Das Geld der Anderen, OPM, Other People's

Money, die scheinbar ubiquitäre Liquidität, mit deren Hilfe Investmentbanker

zuvor immer waghalsigere Geschäfte eingestielt hatten, war plötzlich versiegt.

Der damals amtierende Labour-Schatzkanzler Alistair Darling sprang bereitwillig

in die Bresche und hielt die Bank für 46 Mrd. Pfund über Wasser - ein Beleg

dafür, dass Politiker mitunter ebenso leichtfertig mit dem Geld der Anderen

umgehen wie die vor der Krise noch hoch angesehenen und danach in Bausch und

Bogen verdammten Investmentbanker. Die Aktie kostet derzeit nicht einmal die

Hälfte von Darlings damaligem Einstiegspreis. Im Schatzamt ist man sich darüber

im Klaren, dass man seinen Einsatz so schnell nicht wiedersehen wird.

Man kann natürlich argumentieren, dass es sich bei den sukzessive realisierten

Milliardenverlusten um den Preis der Finanzstabilität während und nach der

Finanzkrise handelt. Doch dann darf man auch fragen, warum dieser Preis von der

Allgemeinheit zu tragen ist, während die sich nun abzeichnenden Gewinne des

Instituts privatisiert werden. Natürlich ist es nicht Aufgabe des Staats,

Geschäftsbanken zu betreiben, doch könnte er durchaus noch eine Weile als

stiller Teilhaber an der positiven Geschäftsentwicklung partizipieren, um ein

bisschen von seinen Verlusten herunterzukommen. Aus Sicht der Steuerzahler wäre

das für die verbliebenen 48% nicht die schlechteste Option.

(Börsen-Zeitung, 29.03.2022)

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