26.06.2018 20:36:40
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Börsen-Zeitung: Halbherziger Schritt, Kommentar zu General Electric
von Helmut Kipp
Frankfurt (ots) - Es ist erst gut sieben Monate her, dass der neue
GE-Chef John Flannery seine Zukunftspläne präsentierte und
ankündigte, den Industriekonzern auf die Bereiche Luftfahrt, Energie
und Medizintechnik zu konzentrieren. Seither ist einiges passiert.
Das Management hat einen kräftigen Personalabbau in die Wege
geleitet, Teile der Healthcare-IT veräußert und das Eisenbahngeschäft
in einen Zusammenschluss mit dem US-Konzern Wabtec eingebracht. Zu
Wochenbeginn folgte der Verkauf der Gasmotorensparte. Aus Sicht von
Investoren war das aber zu wenig, wie der fortwährende
Aktienkursverfall zeigt.
Nun geht Flannery den nächsten Schritt, und der kommt an der Börse
besser an. Aus dem Drei- wird ein Zwei-Säulen-Konzept, bestehend aus
dem Luftfahrtgeschäft und dem Energiebereich mit Kraftwerken und
Erneuerbaren. Die zukunftsträchtige Medizintechnik gibt GE her: 80
Prozent von GE Healthcare werden via Spin-off an die eigenen
Aktionäre weitergereicht und die restlichen 20 Prozent verkauft. Doch
auch diese Neupositionierung wirkt letztlich halbherzig. Denn
Flannery scheut vor der radikalen Lösung zurück, das Unternehmen zu
zerschlagen.
So ganz kann sich GE offensichtlich noch nicht vom
Mischkonzernmodell trennen, mit dem die in die Krise geratene Gruppe
lange Jahre überaus erfolgreich war. Wenn es aber zutrifft, dass die
jetzt angekündigte Verschlankung das Unternehmen stärker,
transparenter und leichter steuerbar macht, dann gilt das erst recht
bei einer Verselbständigung aller Kernsparten. Man sollte sich also
nicht wundern, wenn das neue strategische Konzept mit gebührendem
zeitlichen Abstand noch einmal überarbeitet wird. Denn die
geschäftlichen Synergien zwischen Luftfahrt und Energie halten sich
in Grenzen.
Auf die Cash-flows der vergleichsweise stabilen Healthcare-Sparte
wird GE künftig verzichten müssen, während das derzeit schwache
Kraftwerksgeschäft im Portfolio bleibt, was wohl mit der riesigen
Installationsbasis zusammenhängt. Das hat Folgen für das
Finanzprofil. Die Ratingagentur S & P stellt bereits eine
Herabstufung in Aussicht. Begründung: Die Abspaltung verringert die
geschäftliche Vielfalt und erhöht das Risiko, dass Gewinne und
Mittelzuflüsse stärker schwanken als bisher. Rivale Siemens, der
ähnlich wie GE die Diversifizierung stark zurückgeschnitten hat, war
da weitsichtiger. Die Münchener haben das Gesundheitsgeschäft zwar
ebenfalls als eigenständige Einheit an die Börse gebracht, aber die
Mehrheit an der Sparte behalten.
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