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16.06.2017 20:36:40

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Börsen-Zeitung: Günstiger als der Dax, Marktkommentar von Dietegen

Müller

Frankfurt (ots) - Welches Unternehmen hat in fünf Jahren den

freien Cash-flow von 377 Mill. auf 11,6 Mrd. Dollar oder um das rund

30-Fache gesteigert? Welches in 15 Jahren dieselbe Kennziffer von 135

Mill. auf 9,7 Mrd. Dollar um das 71-Fache? Oder welches - noch

extremer - in 15 Jahren von 18 Mill. auf 25,8 Mrd. Dollar, also um

das über 1400-Fache?

Die Antworten sind sehr naheliegend. Jeder ist schon einmal mit

mindestens einem dieser Unternehmen in Kontakt gekommen. Unter

Vermögensverwaltern gelten diese Konzerne wegen ihrer globalen

Reichweite und ihres skalengetriebenen Einflusses auf die

Wertschöpfungsstruktur vieler Branchen als die drei Reiter der

Apokalypse. Bibelfeste werden wissen, dass es eigentlich vier sein

müssten: So ist zu Facebook, Amazon und Google vielleicht auch noch

Apple zu zählen. Der Elektronikgigant würde gut hineinpassen. Er hat

es geschafft, in 15 Jahren seinen freien Mittelzufluss von minus 47

Mill. Dollar auf 52,28 Mrd. Dollar zu steigern - eine Kalkulation bar

jeder Vorstellungskraft.

Diese vier Unternehmen haben 2016 laut Reuters fast 100 Mrd.

Dollar an freiem Mittelzufluss erzielt. Dem steht eine

Marktkapitalisierung von rund 2300 Mrd. Dollar (2050 Mrd. Euro) oder

das 23-Fache gegenüber. Im Vergleich dazu bringen die 30

Dax-Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 1200 Mrd. Euro auf die

Waagschale - dies bei einem freien Cash-flow von zuletzt in Summe

44,4 Mrd. Euro. Der Vergleich ist etwas unfair: Unter den

Dax-Konzernen wies auch der eine oder andere einen negativen Free

Cash-flow (FCF) aus. Und doch ist es bemerkenswert, dass die Anleger

dem Dax in der Bewertung derzeit das rund 27-Fache des freien

Mittelzuflusses zutrauen - also mehr als den vier apokalyptischen

Reitern. Liegt der Markt falsch? Für Investoren spielt genau hier die

Musik. Ein steigender FCF bei gleichzeitig hohem Wachstum des

Unternehmens ist ein Indikator für die Qualität eines

Geschäftsmodells. Der FCF zeigt die operativen Mittel nach Abzug von

Investitionen, die etwa für Zukäufe oder Ausschüttungen zur Verfügung

stehen.

Seit einigen Tagen durchlaufen große US-Tech-Werte wieder einmal

Turbulenzen. Nach einem Kursrutsch am Montag und einer leichten

Erholung gaben am Donnerstag die Notierungen wieder nach.

Kursrückschläge in der Größenordnung von 2 Prozent wurden dabei schon

als "Ausverkauf" tituliert. So stellen sich viele die Frage: Sind

Tech-Aktien nach ihrem phänomenalen Kursaufschwung zu teuer? Hat sich

eine Bewertungsblase gebildet? In der medialen Berichterstattung

überwiegen die Argumente, wonach die Aktien dieser vier Reiter der

Apokalypse hoffnungslos überbewertet sind. Wer jetzt kaufe, werde

sich ins finanzielle Verderben stürzen. Gängige Bewertungskennziffern

wie Kurs-Buchwert- oder Kurs-Gewinn-Verhältnis zeigen in der Tat

Relationen, die übliche Maßstäbe sprengen und fundamental kaum

gerechtfertigt scheinen.

Es fehlt auch nicht der Verweis auf den Börsengang des

Instant-Messaging-Dienstes Snap: Das hohe Verluste schreibende

Unternehmen kam Anfang März zu überzogenen Bewertungen an den Markt

und gilt als ein Menetekel einer Tech-Blase. Inzwischen sind die

Titel auf ihren Initial-Public-Offering-Preis gefallen. Pessimisten

verweisen auch auf Twitter oder Groupon. Beide haben mit ihrem

Geschäftsmodell die Kurve nicht gekriegt.

Ganz anders sehen die Einschätzungen der Analysten aus. Diese

Zunft ist aufgrund einiger Skandale und eklatanter Fehleinschätzungen

in Zeiten der Dotcom Bubble um die Jahrtausendwende gerade im

Tech-Sektor aus Investorensicht mäßig beleumundet. Ihre Meinungen

sind eindeutig: Von 44 von Reuters erfassten Analysten empfehlen 38

etwa den Kauf von Google-Mutter Alphabet. Bei Amazon raten von 46

Analysten immerhin 40 zum Einstieg.

Ein Fall von kollektiver Verblendung? In Relation zum FCF sehen

die Kurssteigerungen der vergangenen Jahre in diesen vier Titeln

nicht exzessiv aus. Im Fall von Google sind sie sogar moderat. Eine

Blase sieht anders aus. Das heißt nicht, dass Internetaktien günstig

sind oder Kursrückschläge von 20 bis 30 Prozent wie Anfang 2016

undenkbar.

Das größte Risiko dürfte sein, dass diese Giganten irgendwann von

der Regulierung zurückgebunden werden. Diese könnte von Google & Co.

mehr Beteiligung an den Kosten für die Telekomnetze verlangen, über

welche die Datenströme laufen. Die Preismacht der Netzbetreiber ist

nämlich seit langem dramatisch geschrumpft, wie rückläufige oder

stagnierende freie Mittelzuflüsse in diesem Sektor zeigen. Während

der Dotcom Bubble hat der Markt dies völlig falsch eingeschätzt - und

die Telekompapiere zu Unrecht hochgejubelt.

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Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

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