26.11.2018 20:46:40

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Börsen-Zeitung: Déjà-vu / Kommentar zu den Vergaberegeln der nächsten

Mobilfunkgeneration von Heidi Rohde

Frankfurt (ots) - Falls es noch einen Beweis brauchte, dass die

Bedeutung einer leistungsfähigen Telekommunikationsinfrastruktur für

Wirtschaft und Gesellschaft quer durch alle Schichten in den Köpfen

verankert ist, dann wurde er in der ebenso hitzigen wie vielstimmig

geführten Diskussion um die Wegbereitung des Mobilfunkstandards der

5. Generation (5G) erbracht. Die Bundesnetzagentur, die die

Vergaberichtlinien für die 5G-Lizenzen mit bestimmt, hat dabei den

sich überbietenden Forderungen nach Ausbauauflagen von selbst

ernannten Experten aller Couleur keine übermäßige Beachtung

geschenkt. Sie blieb standhaft an den "Grenzen des wirtschaftlich

Vertretbaren". Ihre Standhaftigkeit hat indes den Ruf nach dem

Gesetzgeber provoziert, um einen schnelleren Ausbau

leistungsfähiger Mobilfunktechnik zu erzwingen.

Der Hype um die Segnungen einer flächendeckenden 5G-Infrastruktur

erinnert an die hochfliegenden Hoffnungen, die einst mit der Vergabe

der UMTS-Lizenzen im Jahr 2000 verknüpft wurden. Damals gaben sich

nicht nur die vermeintlichen Kunden, sondern auch die

Mobilfunknetzbetreiber unrealistischen Träumereien ob der

Möglichkeiten der neuen Technologie hin. Das unkontrollierte

Wettbieten um die Lizenzen wurde zum Milliardengrab für die

Telekombranche, weil allein die Technik noch keine Anwendungen und

Geschäftsmodelle hervorbrachte, die für eine angemessene Rendite

gesorgt hätten.

Bei 5G droht vielleicht kein solches Wettbieten. Ein ähnlicher

Hype wie 2000 zeichnet sich aber durchaus ab. Die Automobilindustrie

fantasiert offenbar vom 5G-gestützten autonomen Fahren bis in den

hintersten Winkel der Republik, der Maschinenbau fordert "lückenlose"

Verfügbarkeit für industrielle Anwendungen. Indes räumt die Telekom

ein, dass bei der Ausgestaltung konkreter Anwendungen und

Geschäftsmodelle bisher wenig geschehen ist. Über eine Einladung zum

"runden Tisch" ist man kaum hinausgekommen. Doch steht der Konzern

bei den Aktionären im Wort, vergangene Fehler nicht zu wiederholen

und Infrastrukturinvestitionen künftig an eine konkrete

Renditeerwartung zu knüpfen.

An dieser Richtschnur wird letztlich kein Weg vorbeiführen.

Tragfähige Geschäftsmodelle werden den 5G-Ausbau noch am ehesten

befördern. Und sie sind ebenfalls am besten geeignet, Kooperationen

mit neu einsteigenden Netzbetreibern oder Diensteanbietern auf den

Weg zu bringen. Einen großzügigen 5G-Ausbau, der sich später seine

Geschäftsmodelle sucht, wird es nicht geben.

(Börsen-Zeitung, 27.11.2018)

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