Aktien aus Serbien 01.11.2014 03:00:02

Ohne Absturz: Belgrads Aktien geben Gas

von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Als Fels in der Brandung erwies sich zuletzt die Börse in Belgrad. Der serbische Leitindex Belex 15 blieb, anders als fast alle anderen Indizes, weltweit vom Kursverfall unberührt. Das ist umso erstaunlicher, als das Barometer seit Ende Juni bereits um gut 20 Prozent in Euro zugelegt hat und Gewinnmitnahmen zu erwarten gewesen wären.

Nach dem Crash in der Finanzkrise 2008 dümpelte Serbiens Börse lange vor sich hin. Bis zur Hausse jetzt. Die hat mehrere Gründe. "Wer sich aus Aktien verabschieden wollte oder musste, hat schon verkauft. Das sichert den Markt nach unten ab", sagt Joachim Waltl, Manager des Qimco-Balkan-Equity-Fonds, der mit 40 Prozent des Fondsvermögens in Serbien engagiert ist (ISIN: AT0000A07HZ2). Lokale Anleger kauften zuletzt Aktien in Belgrad, während Ausländer abgaben.

Die heimischen Käufer fassen Vertrauen, da die im März mit breiter Mehrheit neu gewählte Regierung Reformen angeht. Viele Staatsbetriebe sollen ab 2015 privatisiert oder abgewickelt werden. Im Juli wurden neue Arbeitsgesetze verabschiedet, die Zeitverträge und Entlassungen erleichtern sowie Abfindungen kürzen. Das dürfte neue Investoren anziehen.

Hinzu kommt, dass wegen der gewaltigen Flut im Mai große Teile der Infrastruktur wiederaufgebaut werden müssen. Auf einer Geberkonferenz sagte die EU dafür zwei Milliarden Euro vorwiegend in Form sehr günstiger Kredite zu. Das dürfte einen Investitionsschub auslösen. Auch das Übernahmekarussell dreht sich. Bevorzugt slowenische Firmen kaufen sich im früheren Bruderstaat ein.

Das mit fast acht Prozent recht hohe Haushaltsdefizit dürfte sich wegen der deutlichen Verringerung der Subventionen für Staatsbetriebe 2015 halbieren. "Wird der Reformkurs fortgesetzt, ist die drohende Staatspleite vom Tisch", sagt Waltl. Das BIP wächst 2015 zwar nur mit 1,0 Prozent, aber die Firmengewinne steigen dank florierenden Exports kräftig. Da Serbiens Aktienmarkt mit einem KGV von 7,5 trotz der Rally noch immer billig ist, setzt sich die Klettertour in gemäßigterem Tempo als bisher wohl fort.

Mit dem HypoVereinsbank-Zertifikat (DE000HV2CEF8) auf den in Wien berechneten Serbian Traded Index (SRX) profitieren Anleger. Der Index umfasst sieben Bluechips des Landes, wobei Banken, Energie- und Agrarunternehmen dominieren. Die Dividenden entgehen Anlegern, der Spread beträgt 2,4 Prozent. Risiken sind neben geringer Liquidität vor allem eine Baisse in Westeuropa. Dieser könnten sich auch die Balkantitel nicht entziehen. Auch die Landesdevise Dinar wertet jährlich um ein paar Prozent zum Euro ab. Risikobereiten Käufern bietet die südosteuropäische Börse dagegen Chancen. Langfristig, da Serbien bis 2020 der EU beitreten wird. Kurzfristig, weil das Momentum für weiter anziehende Kurse spricht.

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