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23.03.2018 22:33:42

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Handelskrieg Weckruf für Europa Stefan Schelp

Bielefeld (ots) - Keine Strafzölle für die EU: Das Durchatmen der heimischen Wirtschaft war so vernehmlich, dass man mit der Luft gleich einen Hochofen hätte anblasen können. Schon am Tag danach hat man allerdings das Gefühl, bei diesem tiefen Durchatmen hätten die Wirtschaftskapitäne zu viel kalte Luft in die Lunge bekommen. Die Stimmung ist mies, die Sorgen überborden. Mit Recht. Denn mit Donald Trumps Gnadenerlass ist die Gefahr eines Handelskriegs, mit der deutschen Exportnation zwischen den Fronten, ja keineswegs gebannt. Zum einen ist die EU zunächst nur bis zum 1. Mai von den Strafzöllen ausgenommen. Das Damokles-Schwert baumelt also nach wie vor über den deutschen Exporteuren. Zum anderen ist selbst heimliche Schadenfreude angesichts des Schicksals der Chinesen unangebracht. Sie sind inzwischen die einzigen, auf die Trumps Strafzoll-Wut niedergeht. Dass die Machthaber im Reich der Mitte mit Gegenmaßnahmen schneller am Start sind als es die Europäische Union wäre, darf man vermuten. Damit ist der Handelskrieg da. Nur weil die Front dann anders verläuft, als zunächst befürchtet, ist Europa längst nicht fein raus. Der billige Stahl aus China wird nach Europa fluten - und das, wo die heimische Stahlindustrie ohnehin schon unter Überkapazitäten leidet. Zudem ist die Volksrepublik für Deutschland ein gewichtiger Handelspartner. "Wir alle sind auch ein bisschen China", sagt der Chef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Wenn einer von Deutschlands wichtigsten Handelspartnern Schwierigkeiten bekommt, kommt das auch bei den heimischen Unternehmen an. Alles hängt ja mit allem zusammen. Aber wenn das so ist, wer hängt sich dann an wen? Deutschland an China? Europa an Kanada? Asien an Afrika? Die Trump'schen Chaostage werden dafür sorgen, dass sich die Welt neu sortiert. Totgesagte Handelsabkommen könnten wiederbelebt werden. Neue Kontrakte geschmiedet werden. Für die Europäer sollte es ein Weckruf sein, sich auf die Gemeinsamkeiten zu besinnen. Zusammenzustehen, schwelende Konflikte auszuräumen, auf vielen Jahren gemeinsamen Friedens und Wohlstands Neues aufzubauen. Europa ist viel zu klein, ist welthandelspolitisch viel zu unbedeutend, als dass es sich der Kontinent leisten könnte, sich in Scharmützeln untereinander aufzureiben. Verbündete sind wichtig. Das gilt erst recht im Handelskrieg. Schade, dass diese Erkenntnis für die Briten bereits zu spät kommt.

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