Anlegervertrauen im Fokus |
02.04.2021 23:40:00
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Negativnachrichten bei Plug Power, Nikola & Co.: Warum Anleger genauer hinschauen sollten
• Plug Power, Lordstown und Nikola nach Vorwürfen unter Druck
• Anlegervertrauen in Gefahr
Dass Verbrennungsmotoren langfristig der Vergangenheit angehören, zeichnet sich bereits seit Jahren immer mehr ab. Um den Klimawandel zu bremsen und die Welt auch für die zukünftige Generationen lebenswert zu halten, ist ein Umdenken in Sachen Antriebsarten vonnöten. Das haben auch an den Aktienmärkten bereits viele Investoren begriffen und insbesondere Wasserstoff- und Elektro-Autobauern einiges an Vorschusslorbeeren zugesprochen. Saubere Energie gilt als das Zukunftsthema schlechthin und kein Anleger möchte diesen Trend verschlafen und das neue Tesla zu spät entdecken.
Zum einen sind dies gute Neuigkeiten, denn der Wandel hin zu umweltfreundlicheren Technologien ist kostspielig und bedarf hoher Investitionen. Die in kürzester Zeit hochgeschossenen Marktkapitalisierungen von zahlreichen Wasserstoff- und Elektrofirmen zeigen, dass die Marktteilnehmer durchaus gewillt sind, hier tätig zu werden und in die Energieformen der Zukunft zu investieren.
Schwierig wird das ganze jedoch, wenn sich herausstellt, dass die vielversprechenden Zukunftsaussichten besagter Unternehmen, nicht dem entsprechen, was sie Anleger glauben machen wollen. Die Beispiele für solche Fälle haben sich in der jüngsten Vergangenheit leider gehäuft.
Fehler in der Bilanz schocken Plug Power-Anleger
Da wäre zum Beispiel der Wasserstoff-Überflieger Plug Power. Der Hersteller von Brennstoffzellen hat zu Beginn dieses Jahres an der Börse einen wahren Höhenflug hingelegt und ist bis auf ein Rekordhoch bei 75,49 US-Dollar geschossen, während die Aktie das Jahr 2020 noch bei 33,91 US-Dollar beendet hatte. Auch andere Unternehmen des Bereichs wie Ballard Power, NEL oder FuelCell Energy freuten sich an der Börse über satte Kursgewinne. Auf die Kursrakete folgte allerdings nur kurze Zeit später die Ernüchterung. So vermeldete Plug Power im März, die Wirtschaftsprüfgesellschaft KPMG habe Fehler in der Bilanz des Unternehmens gefunden, wodurch die Jahresabschlüsse einer Korrektur unterzogen werden mussten. Wenig überraschend kam das bei Anlegern nicht gut an.
Lordstown fälscht laut Hindenburg Research Vorbestellungszahlen
Doch der Wasserstoff-Experte ist nicht der einzige, der jüngst mit einer Hiobsbotschaft um die Ecke kam. So geriet der Elektro-Autobauer Lordstown vor Kurzem ins Visier von Shortseller Hindenburg Research und sah sich schweren Anschuldigungen gegenüber: Der Autoproduzent soll Beratungsfirmen dafür bezahlt haben, Vorbestellungen für seinen noch nicht erhältlichen Pickup-Truck vorzutäuschen. In Wahrheit sei das Modell Lordstown Endurance noch drei bis vier Jahre von der Produktion entfernt. Wenig überraschend brach die Aktie nach Veröffentlichung der Anschuldigungen Mitte März bis auf 13,65 US-Dollar ein und folgt auch seither einem Abwärtstrend. Zum Vergleich: das 52-Wochen-Hoch markierte der Lordstown-Anteilsschein im September 2020 noch bei 31,80 US-Dollar. Darüber hinaus informierte das EV-Unternehmen anlässlich seiner Bilanzvorlage, dass nun auch die US-Börsenaufsicht SEC die Betrugsvorwürfe seitens Hindenburg Research untersuche.
Nikola gerät nach Betrugsvorwürfen unter Druck
Und auch Elektro-Startup Nikola soll im Zusammenhang mit hochgelobten Tech-Unternehmen, die sich mit ernsten Problemen konfrontiert sehen, nicht unerwähnt bleiben. Der EV-Produzent sah sich ebenfalls einem Angriff seitens Hindenburg Research ausgesetzt, wobei insbesondere der Nikola-Gründer Trevor Milton unter starken Druck geriet. Dies hatte letztlich auch seinen Abgang vom Unternehmen zur Folge. Allerdings gingen dem Unternehmen mit den Vorwürfen auch einige lukrative Kooperationen flöten, wie beispielsweise die geplante Zusammenarbeit mit Tradition-Autobauer General Motors. Zudem geriet die Nikola-Aktie vor Kurzem zusätzlich in Straucheln, nachdem die südkoreanische Hanwha Group gegenüber der SEC offenbarte, die Hälfte ihrer Nikola-Beteiligung veräußern zu wollen. Rund elf Millionen Anteilsscheine sollen dabei verkauft werden, was einer Summe von rund 154 Millionen US-Dollar entspricht, gemessen am aktuellen Stand der Aktie von 14,04 US-Dollar (Schlusskurs vom 30. März 2021).
Auch wenn sich jedes der hier genannten Unternehmen seit Bekanntwerden der Probleme darum bemüht, die Gunst der Anleger wieder zurückzuerobern, zeigt sich dadurch jedoch auch, wie zerbrechlich das Vertrauen von Anlegern in ein Unternehmen letztlich bleibt, wie Bloomberg-Kolumnist Chris Bryant argumentiert. Denn zum einen ist der Wunsch, den neuen Höhenflieger zu finden, erwartungsgemäß sehr hoch, dabei bleibt aber auch das Risiko, daneben zu greifen, nicht aus. Entsteht jedoch der Eindruck, kleinere Unternehmen würden Anlegern große Versprechungen machen, ohne diese auch in dem angegebenen Zeitrahmen erfüllen zu können, gefährde dies seiner Meinung nach das Anlegervertrauen. Dabei ist es natürlich essentiell, dass sich die Marktteilnehmer auch weiterhin auf die finanziellen Aussagen der Unternehmen verlassen können.
Würde dieses Vertrauen jedoch durch sich häufende Betrugsfälle oder Untersuchungen erschüttert, könnte dies auch die notwendige Energiewende hin zu umweltfreundlicheren Technologien ausbremsen.
Redaktion finanzen.at
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