Expansion 12.01.2022 22:25:00

Nach NIO: Nun will auch Tesla-Konkurrent Lucid den europäischen Markt erobern

Nach NIO: Nun will auch Tesla-Konkurrent Lucid den europäischen Markt erobern

• Lucid Air-Auslieferungen starteten im Oktober
• Lucid sieht sich mit Produktionsplänen für 2022 noch auf dem richtigen Weg
• Expansion auf die europäischen Märkte wird laut Lucid noch in diesem Jahr beginnen


Der US-Elektroautobauer Lucid wurde 2007 gegründet und wird derzeit vom ehemaligen Tesla-Manager Peter Rawlinson geleitet. Im Juli vergangenen Jahres wagte das Unternehmen den Sprung aufs Börsenparkett via SPAC - also durch die Fusion mit einer an der Börse gelisteten Unternehmenshülle. Nun plant Lucid, wie CNBC berichtet, im neuen Jahr zu expandieren.

Lucid Air schlägt Teslas Model S bei der Reichweite

Lucid startete erst im Oktober mit der Auslieferung der ersten Fahrzeuge seiner Air-Limousine in der sogenannten "Dream Edition" zu einem Preis von 169.000 Dollar. Die Produktion hatte, wie Reuters berichtete, im September im Werk in Casa Grande in Arizona begonnen. Mit einer von der zuständigen US-Behörde EPA bescheinigten Reichweite der Limousine Air Dream Edition Range von 520 Meilen pro Batterieladung übertrifft das Flaggschiff von Lucid den vergleichbaren Tesla Model S um mehr als 100 Meilen. 2022 sollen die neuen Versionen der Lucid Air-Limousine, Grand Touring, Touring und Pure, auf den Markt kommen.

Wie Tesla versucht auch Lucid eine autonome Fahrtechnologie zu entwickeln. Axel Schmidt, Leiter des Automobilsektors beim Beratungsunternehmen Accenture, erklärte jedoch vor kurzem gegenüber CNBC, dass Technologieunternehmen "alle Herausforderungen unterschätzt haben", wenn es darum gehe, autonome Fahrzeuge auf die Straße zu bringen. Seiner Meinung nach werden 60 bis 70 Prozent der Neuwagen bis 2030 über autonome Fahrfähigkeiten der Stufe 2 verfügen. Die Fahrzeuge könnten dann beim Lenken, Halten der rechten Spur und der Geschwindigkeitsregelung unterstützen, aber noch nicht sicher selbst fahren, bevor sie nicht "Level 5" erreichen würden.

Auf dem richtigen Weg für 2022

Vergangenen Sommer kündigte Lucid an, dass das Unternehmen im Jahr 2022 voraussichtlich 20.000 Lucid Air-Limousinen produzieren und einen Umsatz von mehr als 2,2 Milliarden US-Dollar erzielen werde. Nur wenige Monate später teilte der Autobauer bei der Verkündung seiner Zahlen zum dritten Quartal dann mit, dass die Reservierungen für die ersten Fahrzeuge sprunghaft angestiegen und die Produktionspläne für 2022 noch auf dem richtigen Weg seien. "Wir sehen eine erhebliche Nachfrage nach dem preisgekrönten Lucid Air, mit einer Beschleunigung bei den Reservierungen, während wir die Produktion in unserem Werk in Arizona hochfahren. Wir sind weiterhin zuversichtlich, 20.000 Einheiten im Jahr 2022 erreichen zu können. Dieses Ziel ist nicht ohne Risiko angesichts der anhaltenden Herausforderungen, denen sich die Automobilindustrie gegenübersieht, mit globalen Unterbrechungen in Lieferketten und Logistik. Wir unternehmen jedoch Schritte, um diese Herausforderungen zu mildern, und freuen uns auf die Einführung der Grand Touring-, Touring- und Pure-Versionen von Lucid Air in 2022.", zitierte das Unternehmen CEO Peter Rawlinson. Zu diesem Zeitpunkt, Mitte November, gab es mehr als 17.000 Reservierungen für die Air-Limousine - im dritten Quartal 2021 waren es noch 13.000.

In Bezug auf die Ergebnisse des dritten Quartals 2021 zeigte sich Lucid-CEO Peter Rawlinson sehr zufrieden und ließ bereits erahnen, dass das Unternehmen schon bald neue Märkte anvisieren könnte: "Wir sind sehr erfreut über unsere Leistungen in unserem ersten Quartal als börsennotiertes Unternehmen. Wir haben erfolgreich mit der Produktion von Fahrzeugen für Kundenlieferungen begonnen, weiter in die Kapazitätserweiterung unserer Produktionsstätte in Arizona investiert, und eröffneten im Vorfeld der Einführung von Lucid Air neue Einzelhandels- und Servicestandorte. Wir haben uns auch über die unabhängige Bestätigung unserer branchenführenden Reichweite von über 500 Meilen für die Lucid Air durch die EPA gefreut. Unsere Fortschritte in diesem Quartal zeigen, dass wir uns auf Ausführung, unsere Spitzentechnologie und unsere Vision, Lösungen zur Bewältigung der Klimaherausforderungen zu bieten, mit denen wir alle konfrontiert sind, fokussieren. Wir freuen uns darauf, die Produktion unserer Grand Touring-, Touring- und Pure-Modelle hochzufahren und unsere Präsenz international auszubauen."

Expansion nach Europa

Bereits im Januar 2020 hatte Lucid laut CNBC damit begonnen, Online-Reservierungen in 15 europäischen Ländern für die Lucid Air-Limousine entgegenzunehmen. Zu diesen zählten Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Island, Italien, Monaco, Niederlande, Norwegen, Spanien, Schweden, Schweiz und Großbritannien. Das Unternehmen habe jedoch nicht angegeben, wann die Fahrzeuge ausgeliefert werden sollten.

Nun machte der in Kalifornien ansässige Tesla-Konkurrent Anfang Januar seine Expansionspläne deutlich und schaffte auch Klarheit hinsichtlich des Zeitplans, nachdem ein Twitter-Nutzer gefragt hatte, ob die neuen Lucid-Besitzer auf einem Bild des Unternehmens aus Großbritannien kommen.

"Die Expansion auf die europäischen Märkte wird noch in diesem Jahr beginnen. Bleiben Sie dran für länderspezifische Lieferinformationen", zitiert CNBC die Antwort des Unternehmens.

Also dürfen sich auch Interessenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wohl schon bald auf den Markteinstieg von Lucid freuen.

Marktkapitalisierung im Fokus: Lucid zieht zeitweise an Ford vorbei

Seit 26. Juli 2021 wird die Lucid-Aktie unter dem Tickersymbol "LCID" an der US-Techbörse NASDAQ gehandelt. Die Transaktion brachte Lucid 4,4 Milliarden US-Dollar ein, die das Unternehmen verwenden möchte, um sein Wachstum zu beschleunigen und die Produktionskapazitäten zu steigern. Nachdem Lucid bei seinem Börsengang via SPAC laut CNBC auf rund 24 Milliarden US-Dollar geschätzt wurde, legte die Lucid-Aktie vor allem ab Herbst vergangenen Jahres deutlicher zu und nahm nach den positiven Nachrichten im November weiter an Fahrt auf. Dabei überholte der US-Elektroautobauer mit einer Marktkapitalisierung von 89,9 Milliarden US-Dollar sogar zeitweise den US-Automobilriesen Ford. Inzwischen konnte Ford jedoch wieder an Lucid vorbeiziehen und besitzt eine Marktkapitalisierung von 98 Milliarden US-Dollar. Lucids Marktkapitalisierung liegt heute bei rund 69,1 Milliarden US-Dollar und damit immer noch weit hinter Tesla, dessen Marktkapitalisierung im letzten Jahr auf mehr als eine Billion US-Dollar gestiegen ist.

Untersuchung der SEC belastet Aktienkurs

Seit Ende November, als sich die Lucid-Aktie zeitweise noch bei über 56 US-Dollar bewegte, ging es für das Papier an der NASDAQ jedoch deutlich runter auf zuletzt 45,47 US-Dollar (Schlusskurs vom 11. Januar 2022). Belastend dürfte sich unter anderem die Untersuchung der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC, die wahrscheinlich den Börsengang des SPAC-Deals des Unternehmens betrifft, auf die Aktie des US-Elektroautobauers ausgewirkt haben. Wie CNBC berichtet, sagte Lucid, obwohl es "keine Gewissheit über den Umfang oder das Ergebnis dieser Angelegenheit gibt, scheint die Untersuchung den Unternehmenszusammenschluss zwischen dem Autohersteller und dem Blankoscheck-Unternehmen Churchill Capital Corp. IV zu betreffen".

Daneben meinte Morgan Stanley-Analyst Adam Jonas im November, ein fundamentales Problem in der Produktion des Tesla-Konkurrenten erkannt zu haben. Seine Einstufung für die Lucid-Aktie beließ er daraufhin auf "sell" und stufte das Kursziel von 12 auf 16 US-Dollar nach oben - was aber immer noch weit unter dem aktuellen Kurs liegt. Auch andere Experten zeigten sich aufgrund der hohen Bewertung der Lucid-Aktie eher vorsichtig.

Dennoch konnte die Lucid-Aktie seit ihrem ersten Handelstag an der NASDAQ, den sie bei 26,83 US-Dollar beendet hatte, um mehr als 55 Prozent zulegen. Bleibt abzuwarten, ob Lucid seine Ziele weiter wie geplant in die Tat umsetzen kann und wie sich die Lucid-Aktie im neuen Jahr dementsprechend entwickelt.

Redaktion finanzen.at

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Bildquelle: Lucid,TIMOTHY A. CLARY/AFP via Getty Images

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