07.03.2018 22:14:45
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MÄRKTE USA/Wall Street nach Hoffen und Bangen uneinheitlich
Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Der immer konkreter werdende Handelskrieg hat am Mittwoch die Wall Street belastet. Denn mit dem überraschenden Rücktritt von Gary Cohn, dem obersten Wirtschaftsberater im Weißen Haus, waren die von Trump geplanten Strafzölle deutlich realer geworden. Cohn war ein erklärter Gegner des protektionistischen Trump-Kurses und hatte nun offenbar die Konsequenzen gezogen, weil er bei Trump kein Gehör gefunden hatte. Investoren schwankten aber zwischen Hoffen und Bangen, was an der hohen Tagesvolatilität abzulesen war.
Die Hoffnung, die Drohungen von Trump könnten sich letztlich als leere Worthülsen erweisen, lebte weiter und verhinderte deutlichere Abschläge. Die Optimisten erhielten im späten Geschäft noch einmal Auftrieb, nachdem das Weiße Haus Ausnahmen bei Zöllen auf Stahl und Aluminium in Aussicht gestellt hatte. Diese Schlagzeile sorgte an der Wall Street für eine Erholung. Rückenwind hatten die Skeptiker zuvor allerdings vom gestiegenen Handelsbilanzdefizit der USA erhalten. Dieses hatte sich im Januar den fünften Monat in Folge ausgedehnt und den höchsten Wert seit über neun Jahren erreicht.
Der Dow-Jones-Index verlor 0,3 Prozent auf 24.801 Punkte. Der S&P-500 büßte einen Zähler ein und der Nasdaq-Composite drehte 0,3 Prozent ins Plus. Es wurden 838 (Dienstag: 834) Millionen Aktien umgesetzt. Den 1.543 (2.032) Kursgewinnern standen dabei an der Nyse 1.408 (928) -verlierer gegenüber. Den Handel beendeten 120 (114) Titel unverändert. "Es geht nicht so sehr um den Rücktritt, sondern um die Rolle, die Cohn in der Regierungsmannschaft gespielt hat. Er galt als Stimme der wirtschaftlichen Stabilität und als Sprecher der Finanzmärkte. Sein Abgang lässt den Präsidenten mit einer Reihe von Wirtschaftsberatern zurück, die größtenteils als außerhalb der Mitte stehend gesehen werden (...). Dies führt zu mehr Unsicherheit in der Wirtschaftspolitik und erhöht die Chance auf politische Maßnahmen wie das Erheben von Zöllen", sagte Chefmarktstratege Brad McMillan von Commonwealth Financial Network.
US-Arbeitsmarkt brummt
Immerhin sandte der US-Arbeitsmarkt erneut ein Signal der Stärke aus, das aber angesichts der Sorgen über die Handelspolitik etwas in den Hintergrund trat. Die US-Unternehmen hatten im Februar ihren Personalbestand stärker aufgestockt als erwartet, wie aus den Daten des privaten Arbeitsmarktdienstleisters ADP hervorging. Bei den Daten zur Produktivität, die im vierten Quartal 2017 stagniert hatte, interessierten vor allem die deutlicher als prognostiziert gestiegenen Lohnstückkosten. Auch im Konjunkturbericht "Beige Book" der Federal Reserve war am Abend von steigenden Löhnen und Preisen die Rede. Damit wurde die Debatte um eine steigende Inflation wieder befeuert und in der Folge auch die Spekulation über schneller steigende Leitzinsen.
Am Devisenmarkt neigte der Dollar übergeordnet weiter zur Schwäche, gleichwohl erholte er sich gegenüber vielen Währungen im Tagesverlauf von seinen Tiefstständen - so auch zum Yen. Der vermeintlich sichere Yen-Hafen war mit den Cohn-Schlagzeilen zunächst sehr gesucht gewesen. Zwar belastete der Cohn-Rücktritt den Greenback, doch sprach die protektionistische Politik eher für den Dollar. Commerzbank-Analystin Antje Praefcke hielt daher an der Prognose eines steigenden Dollar fest. Der Euro kam nach seinem Sprung bis auf 1,2446 Dollar auf zuletzt 1,2413 Dollar wieder zurück und wurde damit knapp unter dem Kurs des Vorabends gehandelt. Mexikanischer Peso und kanadischer Dollar erholten sich mit den Schlagzeilen über Ausnahmen bei Zöllen auf Stahl und Aluminium.
Beige Book drückt Rentenkurse und Gold
US-Rentenpapiere zeigten sich in den zunehmend politisch und wirtschaftlich unruhigen Zeiten zunächst mit Aufschlägen, die sich jedoch mit dem "Beige Book" praktisch egalisierten. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel um einen halben Basispunkt auf 2,89 Prozent. Der Präsident der US-Notenbankfiliale in Atlanta, Raphael Bostic, sprach angesichts der Zolldebatte von einer steigenden Konjunkturunsicherheit.
Der Goldpreis konnte seine zwischenzeitlichen Aufschläge nicht behaupten. Der Preis für die Feinunze gab um 1,0 Prozent auf 1.325 Dollar nach. Am Vortag war der Preis für das Edelmetall noch auf den höchsten Stand seit gut zwei Wochen gestiegen. Belastet worden sei das Edelmetall auch von den überzeugenden ADP-Daten und den Aussagen im "Beige Book", hieß es.
Auch Erdöl wurde derweil billiger, nachdem die Regierung einen Lageraufbau in der Vorwoche gemeldet hatte. Dieser bewegte sich zwar im Rahmen der Erwartungen. Allerdings offenbarten die Daten auch, dass die US-Förderung auf neue Höchststände geklettert war. "Der Markt ist besorgt, dass die US-Schieferölproduktion die globalen Vorräte überflutet", sagte Präsident Andy Lipow von Lipow Oil Associates. Zudem gilt Rohöl ist risikoreiche Anlage, daher drückte auch die allgemeine Verunsicherung auf die Preise. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI sank um 2,3 Prozent auf 61,15 Dollar nach. Nordseeöl der Sorte Brent verlor 2,2 Prozent auf 64,34 Dollar.
Abercrombie & Fitch schießen nach Zahlen nach oben
Die Papiere von Exxon Mobil fielen als Dow-Schlusslicht um 2,5 Prozent, obwohl der US-Mineralölkonzern bis 2025 Gewinn und Cashflow aus dem operativen Geschäft in etwa verdoppeln will. Analysten bemängelten angesichts dieser Aussichten fehlende Pläne für Aktienrückkäufe. Zudem blieben Analysten skeptisch, denn in der Vergangenheit seien groß angekündigte Ziele verfehlt worden.
Kräftig nach oben ging es mit der Aktie von Abercrombie & Fitch, die sich um 11,9 Prozent erhöht. Das US-Modeunternehmen hatte im vierten Quartal mehr umgesetzt und verdient als erwartet. Die Netflix-Aktie verlor 1,2 Prozent. Die Analysten von Stifel hatten die Titel des Streaming-Dienstes abgestuft. Autodesk schnellten dagegen um 14,9 Prozent empor. Das Softwareunternehmen schnitt gewinn- und umsatzseitig im vierten Quartal besser ab, als Analysten erwartet hatten.
Die Titel des Steuerberaters H&R Block kletterten um 11,5 Prozent nach Drittquartalsumsätzen über Markterwartung. Den ausgewiesenen Verlust verziehen Investoren. Ross Stores enttäuschte mit dem Ausblick, die Aktie des Einzelhändler büßte 6,3 Prozent ein. Nach schwachen Geschäftszahlen brachen die Titel des Einzelhändlers Dollar Tree um 14,5 Prozent ein.
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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
DJIA 24.801,36 -0,33 -82,76 0,33
S&P-500 2.726,80 -0,05 -1,32 1,99
Nasdaq-Comp. 7.396,65 0,33 24,64 7,15
Nasdaq-100 6.929,39 0,24 16,36 8,33
US-Anleihen
Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD
2 Jahre 2,25 -0,4 2,25 104,8
5 Jahre 2,65 -1,0 2,66 72,1
7 Jahre 2,80 -1,1 2,82 55,7
10 Jahre 2,88 -0,7 2,89 43,7
30 Jahre 3,15 -0,7 3,15 8,0
DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:32 Di, 17:24 % YTD
EUR/USD 1,2413 -0,07% 1,2415 1,2412 +3,3%
EUR/JPY 131,65 +0,31% 131,21 131,47 -2,7%
EUR/CHF 1,1705 +0,52% 1,1650 1,1637 -0,1%
EUR/GBP 0,8927 -0,12% 0,8946 1,1187 +0,4%
USD/JPY 106,05 +0,37% 105,68 105,93 -5,9%
GBP/USD 1,3904 +0,06% 1,3877 1,3886 +2,9%
Bitcoin
BTC/USD 9.857,76 -9,1% 10.557,40 11.017,50 -27,8%
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 61,38 62,6 -1,9% -1,22 +1,6%
Brent/ICE 64,52 65,79 -1,9% -1,27 -2,0%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.325,79 1.338,50 -0,9% -12,71 +1,8%
Silber (Spot) 16,50 16,76 -1,6% -0,26 -2,6%
Platin (Spot) 953,25 968,50 -1,6% -15,25 +2,6%
Kupfer-Future 3,12 3,15 -0,8% -0,03 -5,7%
===
Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com
DJG/DJN/flf
(END) Dow Jones Newswires
March 07, 2018 16:14 ET (21:14 GMT)
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Abercrombie & Fitch Co. | 152,92 | 3,09% | |
Autodesk Inc. | 284,90 | -0,09% | |
Dollar Tree Inc | 70,73 | -4,72% | |
ExxonMobil Corp. (Exxon Mobil) | 103,80 | -0,90% | |
H&R Block Inc. | 51,50 | -0,96% | |
Netflix Inc. | 839,60 | -2,20% | |
Ross Stores Inc. | 149,52 | -0,55% |