08.09.2020 18:33:41

MÄRKTE USA/Technologiesektor zieht Wall Street nach unten

NEW YORK (Dow Jones)--Angeführt vom Technologiesektor geht die Wall Street am Dienstag auf Talfahrt. Die US-Regierung plant neue Exportbeschränkungen, um Chinas Halbleiterbranche zu treffen. Laut einer Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums, das an den Überlegungen beteiligt ist, werden derzeit Gespräche darüber geführt, ob die chinesische SMIC auf eine entsprechende Liste des Handelsministeriums gesetzt werden soll. Das Unternehmen müsste sich dann schwierigen Überprüfungen stellen, bevor es US-Technologie beziehen könnte. Der Vorgang ist derselbe, den die USA bereits beim chinesischen Telekommunikationsausrüster Huawei zur Anwendung brachten.

Für den technologielastigen Nasdaq-Composite geht es am Mittag US-Ostküstenzeit 2,6 Prozent nach unten. Der Technologiesubindex im S&P-500 verliert 2,8 Prozent - die Branchen Software und Halbleiter geben um bis zu 3,3 Prozent ab. Die sogenannten FAANG-Aktien Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google fallen zwischen 0,5 und 4,2 Prozent. Die schlechte Stimmung erreicht auch den breiteren Markt: Der Dow-Jones-Index verliert 1,4 Prozent auf 27.740 Punkte, der S&P-500 büßt 1,8 Prozent ein.

Handelskonflikt eskaliert

Die neue Eskalation Handelsstreit ist aber nicht auf SMIC beschränkt, sondern zieht sehr viel weitere Kreise: Denn US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, dass er eine "Entkoppelung" von China plane und dorthin verlagerte Arbeitsplätze wieder zurück in die USA holen wolle. Trumps Aussagen "haben die Märkte eindeutig verunsichert, die eine Eskalation der Spannungen zwischen den beiden wirtschaftlichen Supermächten befürchten, da die USA kurz vor ihrer Wahl stehen", sagt Devisenstratege Boris Schlossberg von BK Asset Management.

Neben den sich ausweitenden Gewinnmitnahmen der zuletzt heiß gelaufenen Technologiewerte belastet auch der Absturz der Tesla-Aktie um satte 15,4 Prozent. Die Titel haben wider Erwarten nicht den Aufstieg in den S&P-500 geschafft. Die Aktie sei zuletzt stark nach oben gelaufen und habe in der vergangenen Woche ein Rekordhoch markiert - in der Erwartung einer Aufnahme in den S&P-500, sagt Chef-Marktstratege Michael Hewson von CMC Markets.

Doch gibt es auch weitere Argumente für den Ausverkauf: Der Elektroautobauer hat gerade eine 5 Milliarden Dollar schwere Aktienplatzierung durchgeführt. Zudem hat ein Großaktionär seinen Anteil an Tesla heruntergefahren. Und nun nehmen General Motors und Nikola Tesla auch noch in die Zange. Denn GM hat eine strategische Partnerschaft mit dem Hersteller von Fahrzeugen mit alternativen Antriebsarten geschmiedet und ist bei diesem eingestiegen, um im Bereich E-Mobilität bei Nutzfahrzeugen voranzukommen. GM schießen um 8,8 Prozent empor, Nikola haussieren um 37 Prozent.

Aufgenommen in den S&P-500-Index werden Catalent, Etsy und Teradyne. Dagegen müssen H&R Block, Coty und Kohl's ihre Plätze zum 21. September räumen.

Dollar legt kräftig - Ölpreise unter Druck

Am Devisenmarkt zieht der Dollar mächtig an, der ICE-Dollarindex steigt um 0,7 Prozent. Laut Teilnehmern stützen die gestiegenen Daten des NFIB Small Business Optimism Index im August. In den USA sind Kleinunternehmen verantwortlich für über die Hälfte der Arbeitsplätze. "Das untermauert die Hoffnung auf einen kräftigen Rückgang der Arbeitslosigkeit, weniger Zahlungsausfälle, mehr Konsum - und erhöht letztlich die Chancen auf eine Wiederwahl von Donald Trump", sagt ein Händler.

Die Ölpreise stürzen auf ein Zweimonatstief ab. Dabei gibt die US-Sorte WTI stärker nach als die europäische Referenzsorte Brent. Händler sprechen von Nachholbedarf. Brent war zu Beginn der Woche schon gefallen, nachdem der saudische Ölgigant Saudi Aramco die Preise für asiatische Abnehmer gesenkt hatte. Insbesondere die Nachfrage aus China gehe seit Mitte Juli zurück, während das Erdölkartell Opec die Förderung hochfahre, heißt es im Handel. Auch der festere Dollar belastet. Zudem liegt der US-Benzinverbrauch deutlich unter Vorjahresniveau. Der Preis für ein Barrel WTI fällt um 8,3 Prozent auf 36,48 Dollar, Brent gibt um 5,8 Prozent auf 39,58 Dollar nach.

Die "sicheren Häfen" Gold und US-Anleihen legen zu. Der Preis für die Feinunze steigt trotz der Dollarstärke um 0,3 Prozent auf 1.934 Dollar. Der sich anheizende Konflikt zwischen China und den USA stütze das Edelmetall, heißt es.

Dagegen ziehen die Notierungen für die US-Anleihen mit der schwachen Entwicklung am Aktienmarkt an, im Gegenzug fällt die Rendite zehnjähriger Papiere um 5,2 Basispunkte auf 0,67 Prozent. In der laufenden Woche wird das Finanzministerium mit einer Rekordemission an den Markt kommen. Den Anfang macht eine Auktion dreijähriger Schuldtitel am Dienstag.

Boeing im Sinkflug

Unter den Einzelwerten geben Boeing um 4,5 Prozent nach. Der Flugzeugbauer hat nach eigenen Angaben ein weiteres Problem bei der Produktion des 787 Dreamliners entdeckt, das die Auslieferung verlangsamt.

Mit dem Ölpreiseinbruch geben die Ölmultis Exxon Mobil und Chevron um bis zu 2,8 Prozent ab. Applied Materials stürzen um 7,1 Prozent ab, Lam Research um 6,6 Prozent. Beide Halbleiterkonzerne machen 30 Prozent ihrer Erlöse im Geschäft mit China und dürften unter neuen Restriktionen der US-Regierung leiden.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 27.739,69 -1,40 -393,62 -2,80

S&P-500 3.365,48 -1,79 -61,48 4,17

Nasdaq-Comp. 11.021,73 -2,58 -291,41 22,84

Nasdaq-100 11.262,12 -3,10 -360,02 28,96

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 0,13 -1,6 0,14 -107,3

5 Jahre 0,26 -3,8 0,30 -166,3

7 Jahre 0,46 -4,4 0,50 -178,9

10 Jahre 0,67 -5,2 0,72 -177,6

30 Jahre 1,41 -6,0 1,47 -165,7

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 7:55 Uhr Mo, 17:31 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1804 -0,10% 1,1805 1,1821 +5,2%

EUR/JPY 124,98 -0,48% 125,46 125,61 +2,5%

EUR/CHF 1,0809 -0,16% 1,0834 1,0820 -0,4%

EUR/GBP 0,9044 +0,77% 0,8990 0,8980 +6,9%

USD/JPY 105,88 -0,38% 106,27 106,26 -2,7%

GBP/USD 1,3051 -0,85% 1,3135 1,3163 -1,5%

USD/CNH (Offshore) 6,8496 +0,26% 6,8353 6,8328 -1,7%

Bitcoin

BTC/USD 10.141,01 -0,10% 10.234,76 10.119,51 +40,7%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 37,09 39,77 -6,7% -2,68 -35,3%

Brent/ICE 40,16 42,01 -4,4% -1,85 -34,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.936,55 1.929,18 +0,4% +7,38 +27,6%

Silber (Spot) 26,73 27,03 -1,1% -0,29 +49,8%

Platin (Spot) 914,40 911,83 +0,3% +2,58 -5,2%

Kupfer-Future 3,00 3,05 -1,7% -0,05 +6,2%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf/ros

(END) Dow Jones Newswires

September 08, 2020 12:33 ET (16:33 GMT)

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