20.03.2019 21:13:43
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MÄRKTE USA/Steilpass taubenhafter Fed geht ins Leere - Dollar fällt
Von Steffen Gosenheimer
NEW YORK (Dow Jones)--Die mit Spannung erwarteten Aussagen der US-Notenbank nach deren zweitägigen Beratungen haben den US-Finanzmärkten im Handelsverlauf den Stempel aufgedrückt. Die Aktienkurse zogen ebenso an wie die Anleihekurse, der Dollar fiel deutlich zurück und der Goldpreis stieg. Die Erholung der Aktien ging im Handelsverlauf aber zum Teil wieder verloren, was Beobachter auf Skepsis bezüglich einer baldigen Einigung im Handelsstreit zurückführten.
Die Notenbanker wurden zwar überwiegend auch mit einer taubenhaften Tonlage schon erwartet, hätten aber taubenhafter kaum klingen können: Nicht nur stellten sie eine längere Zinspause in Aussicht und erteilten einer Zinserhöhung im laufenden Jahr quasi eine Absage; darüber hinaus wollen sie bereits im Mai damit beginnen, den Abbau der stark aufgeblähten Bilanz zurückzufahren und diesen im Oktober ganz beenden - ebenfalls ein taubenhaftes Signal für die Märkte, denen dadurch demnächst weniger Liquidität entzogen wird.
Am Zinsterminmarkt stieg in einer ersten Reaktion die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die US-Notenbank im laufenden Jahr die Zinsen sogar senken könnte auf 39 von zuvor 23 Prozent. Vor einem Monat lag dieser Wert noch bei 18 Prozent. Gleichzeitig liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung 2019 nun bei Null.
Eher ein kleiner Wermutstrupfen war in dieser Gemengelage, dass die Währungshüter ihre BIP-Wachstumsprognose für 2019 auf 2,1 von 2,3 Prozent gesenkt haben.
Stimmungsdämpfer Trump
Die US-Aktienindizes, die vor den Verlautbarungen moderat im Minus gelegen hatten, drehten sofort nach oben ab, kamen aber später fast auf das Ausgangsniveau wieder zurück.
Dazu dürfte US-Präsident Donald Trump mit beigetragen haben. Er hatte Reportern nämlich gesagt, dass seine Regierung darüber diskutiere, die Zölle auf chinesische Waren für einen "längeren Zeitraum" beizubehalten. "Wir müssen sicherstellen, dass China, wenn wir den Deal mit China abschließen, ihn auch einhält", fügte er hinzu und weiter, dass der Deal "gut vorankomme", aber dass die USA "Milliarden und Milliarden" an Zöllen einnähmen. Den Hoffnungen auf eine baldige Einigung im Handelsstreit war dies nicht zuträglich.
Der Dow-Jones-Index ging mit 25.745 Punkten aus dem Tag, 150 Punkte unter dem Tageshoch und 0,5 Prozent niedriger als am Vortag. Die breiteren Indizes S&P-500 und die Nasdaq-Indizes schlugen sich besser. Der S&P gab nur um 0,3 Prozent nach, während der Nasdaq-Composite um 0,1 Prozent zulegte.
Umgesetzt wurden an der NYSE (Vortag: 964) Millionen Aktien. Dabei standen den 1.302 (1.173) Kursgewinnern 1.619 (1.763) -verlierer gegenüber, während 98 (90) Titel unverändert schlossen.
Am Devisenmarkt erlitt der Dollar einen Schwächeanfall, der Euro stieg von rund 1,1350 auf zuletzt 1,1430 Dollar, den höchsten Stand seit sechs Wochen. Gleichzeitig fiel der Dollar von 111,50 auf 110,62 Yen. Der Dollarindex, der den Dollar zu einem ganzen Korb von Währungen misst, verlor 0,5 Prozent.
Die Aussicht auf nicht weiter steigende und womöglich sogar bald fallende Zinsen drückte am Anleihemarkt auf die Renditen, die Anleihekurse zogen also an. Die Zehnjahresrendite fiel von zuvor 2,59 auf 2,54 Prozent zurück. Der Goldpreis stieg, weil das zinslose Gold relativ an Attraktivität gewinnt - beispielsweise gegenüber Anleihen. Die Feinunze verteuerte im Verlauf von 1.300 auf zuletzt 1.313 Dollar.
Bankaktien fallen zurück
Während es am Aktienmarkt auf breiter Front nach den geldpolitischen Aussagen nach oben ging, fielen Bankaktien zurück. Das absehbar weiter erhalten bleibende Niedrigzinsumfeld erschwert den Geldhäusern das Kreditgeschäft bzw macht es weniger lukrativ. Der S&P-500-Bankindex verlor 2,7 Prozent.
Nicht gefragt waren auch Autoaktien. Wie schon in Europa lagen sie auch in den USA am Ende. Der S&P-500-Autoindex verlor 2,8 Prozent. Für GM ging es um 3,3 Prozent abwärts, für Ford um 2,2 Prozent und für Fiat Chrysler um 1,8 Prozent. In Europa hatte unter anderem ein enttäuschender Ausblick von BMW belastet. Übergeordnet herrscht im Autosektor weiter große Unsicherheit mit Blick auf die Kosten der Umstellung auf Elektromobilität und Digitalisierung sowie die Nachfrageentwicklung. Ford teilte mit, bis zu 900 Millionen Dollar dafür investieren zu wollen, ein Fertigungswerk in Michigan umzuwandeln in die US-Basis für Elektro-Fahrzeuge.
Fedex verbilligten sich um 3,5 Prozent, nachdem der Logistikkonzern seine Jahresziele zum zweiten Mal binnen drei Monaten gesenkt hatte. Der Kurs des Wettbewerbers UPS kam um 2,2 Prozent zurück.
Google-Aktie steckt Milliardenstrafe locker weg
Dass Google wegen wettbewerbswidriger Praktiken in der EU erneut eine Milliardenstrafe zahlen muss - diesmal von 1,49 Milliarden Euro -, steckte die Aktie problemlos weg. Der Kurs der Google-Mutter Alphabet stieg sogar kräftig um 2 Prozent. Google will die Strafe im ersten Quartal verbuchen, hat sich bislang aber nicht weiter dazu geäußert. Analysten erklärten die auf den ersten Blick überraschende Kursreaktion damit, dass Alphabet in Liquidität quasi schwimme und nannten eine Summe von 109 Milliarden Dollar.
General Mills verbesserten sich um 2,2 Prozent. Der Nahrungsmittelhersteller konnte in seinem jüngsten Quartal die Preise anheben und sagt nun für das laufende Jahr ein besseres Geschäft voraus.
Tencent Music Entertainment verloren 10,3 Prozent, nachdem der erste Quartalsausweis des Unternehmens nach dem Börsengang im Dezember enttäuscht hatte. Seit dem Börsengang hatte die Aktie zuvor um 53 Prozent zugelegt.
Sinkende US-Öl-Lagervorräte treiben Ölpreise auf Viermonatshoch
Unerwartet stark gesunkene US-Ölvorräte sorgten für Auftrieb bei den Ölpreisen. Mit einem Minus von annähernd 10 Millionen Barrel fiel der Rückgang rund 12 mal so hoch aus, wie Experten im Vorfeld geschätzt hatten. Das privaten American Petroleum Institute (API) hatte am Vorabend einen Rückgang um 2,1 Millionen gemeldet. Der WTI-Preis legte um 1,8 Prozent zu auf 60,12 Dollar, Brentöl verteuerte sich um 1,2 Prozent zu auf 68,43 Dollar. WTI ist damit so teuer wie zuletzt im November 2018. Technisch orientierte Marktteilnehmer sehen Widerstände für die Preise bei 60 bzw 70 Dollar.
Neue Unsicherheiten um den Brexit lasteten auf dem Pfund, wenngleich sich dieses im Verlauf zumindest gegenüber dem schwächelnden Dollar erholen konnte. Die britische Regierung hat nun in Brüssel um eine Verzögerung des Austritttermins Großbritanniens aus der EU bis zum 30. Juni gebeten, was in Brüssel auf wenig Begeisterung stößt. Die EU-Kommission sieht "ernsthafte rechtliche und politische Risiken" für die Europäische Union, wenn diese einer Verschiebung des Brexit-Datums bis Ende Juni zustimmt, wie aus einem internen EU-Dokument hervorgeht. EU-Ratspräsident Donald Tusk machte eine Verschiebung zudem von der Annahme des Austrittsvertrags im britischen Unterhaus abhängig.
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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
DJIA 25.745,67 -0,55 -141,71 10,37
S&P-500 2.824,23 -0,29 -8,34 12,66
Nasdaq-Comp. 7.728,97 0,07 5,02 16,48
Nasdaq-100 7.380,75 0,43 31,48 n.def.
US-Anleihen
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD
2 Jahre 2,39 -7,9 2,47 118,6
5 Jahre 2,33 -10,4 2,43 40,2
7 Jahre 2,42 -9,8 2,52 17,7
10 Jahre 2,53 -8,5 2,62 8,8
30 Jahre 2,97 -5,6 3,03 -9,8
DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:31 Uhr Di 17.03 Uhr % YTD
EUR/USD 1,1425 +0,63% 1,1347 1,1351 -0,3%
EUR/JPY 126,40 -0,04% 126,65 126,41 n.def.
EUR/CHF 1,1328 -0,12% 1,1346 1,1347 +0,6%
EUR/GBP 0,8651 +1,10% 0,8561 0,8554 n.def.
USD/JPY 110,63 -0,66% 111,54 111,37 +0,9%
GBP/USD 1,3209 -0,45% 1,3254 1,3267 +3,5%
Bitcoin
BTC/USD 4.010,92 +0,51% 3.986,52 3.978,56 n.def.
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 60,12 59,03 +1,8% 1,09 +30,5%
Brent/ICE 68,40 67,61 +1,2% 0,79 n.def.
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.313,65 1.306,73 +0,5% +6,93 +2,4%
Silber (Spot) 15,49 15,37 +0,8% +0,12 n.def.
Platin (Spot) 863,50 850,50 +1,5% +13,00 +8,4%
Kupfer-Future 2,93 2,92 +0,4% +0,01 +11,3%
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/gos
(END) Dow Jones Newswires
March 20, 2019 16:14 ET (20:14 GMT)
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