17.07.2020 18:44:42

MÄRKTE USA/Dow strebt Wochenplus von 2,5% entgegen - Netflix unter Druck

Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Ein sehr ruhiger Wochenausklang zeichnet sich am Freitag zur Mittagszeit in New York ab. Die Stimmung der Marktteilnehmer an der Wall Street bewegt sich zwischen Hoffen und Bangen in der Coronakrise.

Der Dow-Jones-Index liegt mit 26.728 Punkten knapp im Minus und ist damit auf dem Weg zu einem Wochenplus von etwa 2,5 Prozent. S&P-500-Index und Nasdaq-Composite liegen dagegen bis zu 0,3 Prozent im Plus. Am Rentenmarkt tut sich passend zum Geschehen am Aktienmarkt wenig. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen legt minimal zu auf 0,63 Prozent. Der Goldpreis kann sich vom Rücksetzer des Vortages wieder erholen, unterstützt vom schwächeren Dollar. Er steigt um 12 auf 1.809 Dollar.

Einerseits wächst nach diversen Studienerfolgen die Hoffnung auf die baldige Verfügbarkeit eines Impfstoffes gegen Covid-19 und auch die Politik liefert etwas Unterstützung. Der Kongress könnte nämlich schon in der kommenden Woche neue Wirtschaftsstimuli beschließen, heißt es, darunter eine Verlängerung von Hilfen für Arbeitslose. Andererseits dürften die geldpolitischen Impulse zunächst eingepreist sein, vermutet zumindest Marktanalyst Han Tan von FXTM.

Weiter als Bremser fungieren die hohen Coronainfektionszahlen in den USA. Das Land hat deswegen seine Grenzen zu Mexiko und Kanada für mindestens vier weitere Wochen geschlossen. Außerdem gibt es neue Einschränkungen in einigen US-Bundesstaaten. Dazu passt, dass sich die Stimmung der US-Verbraucher im Juli deutlicher als erwartet eingetrübt hat, wie ein an der Universität Michigan berechneter Index zeigt. Aber auch die Spannungen zwischen den USA und China, die immer mehr Bereiche zu betreffen scheinen, mahnen viele Akteure zu Zurückhaltung.

Was man derzeit sehe, sei etwas mehr Optimismus als zuletzt, dass die Konjunktur wieder komplett auf die Beine komme, fasst David Lefkowitz, Aktienexperte bei UBS Global Wealth Management die Stimmungslage zusammen.

Netflix-Aktie verliert deutlich

Am Aktienmarkt steht bei den Einzelwerten Netflix im Fokus. Die Zweitquartalszahlen des Streaminganbieters sind zwar insbesondere bei den Neukunden erneut besser als erwartet ausgefallen, der Kurs stürzt trotzdem um 7,2 Prozent ab. Analysten lesen aus den Zahlen zum Ende des Quartals eine Verlangsamung heraus - außerdem rechnet Netflix selbst damit, dass das Kundenwachstum in der zweiten Jahreshälfte weniger stürmisch ausfallen dürfte. Außerdem verfehlte der Gewinn je Aktie den Marktkonsens.

Netflix gilt dessen ungeachtet als Profiteur der Coronapandemie, weil während des Lockdowns die Menschen ihre Freizeit vermehrt zuhause verbringen mussten. Seit Jahresbeginn liegt die Aktie denn auch über 60 Prozent im Plus.

Der Dow wird etwas gedrückt vom Schwergewicht Boeing, das 0,9 Prozent an Wert einbüßt. British Airways will all seine Maschinen vom Typ Boeing 747-400 vorzeitig und mit sofortiger Wirkung ausmustern wegen des Einbruchs des Flugverkehrs infolge der Coronavirus-Pandemie. Damit dürften Wartungsaufträge für Boeing wegfallen.

Die Aktie der Beteiligungsgesellschaft Blackrock legt dagegen um 3,0 Prozent zu. Das Investmentvehikel schlug die Gewinnschätzungen des Marktes.

Nach kräftigen Verlusten am Vortag geben die Aktien von US-Kreuzfahrtbetreibern auch am Freitag nach, wenn auch weniger stark. Die betreffenden Unternehmen werden sich weiter verschulden oder neues Kapital aufnehmen müssen, weil sie frühestens wieder im Oktober Fahrten in US-Gewässern anbieten könnten, so die Analysten von Suntrust mit Verweis auf eine entsprechende Vorgabe der US-Behörde zur Seuchenbekämpfung (CDC). Carnival geben um 2, Royal Caribbean um 1,7 und Norwegian Cruise Line um 2,4 Prozent nach.

Dollar gibt Vortagsgewinne wieder ab

Am Devisenmarkt gibt der Dollar seine Vortagesaufschläge wieder ab, der Dollarindex büßt 0,4 Prozent ein. Der Euro steigt mit 1,1435 Dollar dicht an das Vortageshoch. Schon kleine Fortschritte bei den Verhandlungen über ein Wiederaufbauprogramm auf dem bis Samstag laufenden EU-Gipfel könnten den Euro Richtung 1,15 Dollar aufwerten lassen, mutmaßen die diesbezüglich zuversichtlichen ING-Analysten.

Der Dollar dürfte derweil auch darunter leiden, dass US-Notenbanker offen dafür sind, die Zinsen länger niedrig zu halten, indem sie die Inflation für einige Zeit leicht über das Ziel von 2 Prozent steigen lassen.

Die Erdölpreise stagnieren weitgehend. Mit der geplanten leichten Anhebung der Förderquote durch die Gruppe Opec+ ab August habe der Markt seinen Frieden gemacht, heißt es im Handel. Zumal bei einer zweiten Viruswelle das Erdölkartell schnell Mengen vom Markt nehmen dürfte.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 26.728,48 -0,02 -6,23 -6,34

S&P-500 3.224,38 0,27 8,81 -0,20

Nasdaq-Comp. 10.499,65 0,25 25,82 17,02

Nasdaq-100 10.636,51 0,09 10,05 21,80

US-Anleihen

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 0,14 -0,4 0,14 -106,5

5 Jahre 0,28 0,2 0,27 -164,9

7 Jahre 0,47 0,8 0,46 -177,7

10 Jahre 0,63 0,8 0,62 -181,9

30 Jahre 1,33 1,9 1,31 -173,8

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:09 Uhr Do, 17:30 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1434 +0,46% 1,1381 1,1428 +2,0%

EUR/JPY 122,41 +0,25% 122,04 122,42 +0,4%

EUR/CHF 1,0737 -0,22% 1,0758 1,0784 -1,1%

EUR/GBP 0,9106 +0,44% 0,9067 0,9066 +7,6%

USD/JPY 107,05 -0,24% 107,22 107,11 -1,6%

GBP/USD 1,2556 +0,02% 1,2553 1,2607 -5,3%

USD/CNH (Offshore) 6,9925 -0,05% 6,9997 6,9875 +0,4%

Bitcoin

BTC/USD 9.149,51 +0,36% 9.103,76 9.108,76 +26,9%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 40,69 40,75 -0,1% -0,06 -30,2%

Brent/ICE 43,21 43,37 -0,4% -0,16 -30,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.809,46 1.797,60 +0,7% +11,86 +19,3%

Silber (Spot) 19,37 19,18 +1,0% +0,20 +8,5%

Platin (Spot) 836,38 828,50 +1,0% +7,88 -13,3%

Kupfer-Future 2,91 2,89 +0,5% +0,01 +3,2%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/flf

(END) Dow Jones Newswires

July 17, 2020 12:44 ET (16:44 GMT)

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19.11.24 Netflix Buy Jefferies & Company Inc.
21.10.24 Netflix Buy UBS AG
18.10.24 Netflix Kaufen DZ BANK
18.10.24 Netflix Overweight JP Morgan Chase & Co.
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BlackRock Inc. 433,20 -4,07% BlackRock Inc.
Boeing Co. 149,14 -0,29% Boeing Co.
Carnival plc 22,79 -0,44% Carnival plc
Carnival Corp & plc paired 24,86 -0,66% Carnival Corp & plc paired
Carnival PLCShs American Deposit.Receipt Repr. 1 sh 22,40 -1,75% Carnival PLCShs American Deposit.Receipt Repr. 1 sh
Netflix Inc. 854,10 0,00% Netflix Inc.
Norwegian Cruise Line Ltd 27,07 -1,08% Norwegian Cruise Line Ltd
PPG Industries Inc. 119,00 0,21% PPG Industries Inc.
Royal Caribbean Cruises Ltd. 235,20 -0,42% Royal Caribbean Cruises Ltd.