16.06.2022 22:11:40
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MÄRKTE USA/Dow mit Rezessionssorgen unter 30.000-Punktemarke
Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Ein zweiter Blick auf die Fed-Leitzinserhöhung des Vortages hat am Donnerstag US-Aktienanleger zu Verkäufen veranlasst. Wie so häufig nach geldpolitischen Entscheidungen der Fed kamen Anleger nach einer Nacht des Nachdenkens auch diesmal zu einer anderen Einschätzung. Anleger riefen sich in Erinnerung, dass der Kampf gegen die Inflation zunächst weiter Vorrang gegenüber dem Wirtschaftswachstum hat. Daran hatte US-Notenbankchef Jerome Powell keinen Zweifel aufkommen lassen. Das schürte einmal mehr Rezessionsängste.
Der Dow-Jones-Index stürzte um 2,4 Prozent auf 29.927 Punkte ab, S&P-500 und Nasdaq-Composite büßten 3,3 bzw. 4,1 Prozent ein. An der New Yorker Börse wurden 322 (Mittwoch: 2.494) Kursgewinner gezählt, ihnen standen 3.027 (778) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 111 (102) Titel. "Es ist ziemlich entmutigend. Anleger sprechen jetzt offen über die Möglichkeit einer Rezession - zum Teil wegen der dämpfenden Wirkung höherer Zinsen, die notwendig sind, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen", fasste Aktienstratege John Carey von Amundi US den Sinneswandel nach den Aufschlägen des Vortages zusammen.
Fed entfacht Rezessionsängste
Die US-Notenbank hatte den Leitzins um 0,75 Prozent angehoben und damit in einem Ausmaß, das bis zu den Inflationsdaten vom vergangenen Freitag nicht erwartet worden war. Zudem machte Fed-Chef Jerome Powell klar, dass im Juli ein Zinsschritt um weitere 75 Basispunkte denkbar sei. Angesichts der angeschlagenen Konjunktur setzen Rezessionsängste die Wall Street daher unter Druck. Da passte der Philadelphia-Fed-Index bereits ins Bild, denn der fiel viel schwächer als erwartet aus. Dazu gesellten sich schwache Daten vom Immobilienmarkt und selbst die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten enttäuschten leicht und ermutigten nicht zu Käufen.
"Natürlich trägt die Entscheidung über die Rekordzinserhöhung um 75 Basispunkte nicht dazu bei, dass die Kredit- und Aktienmärkte heute höher handeln. Aber der größte Teil des aktuellen Ausverkaufs scheint auf die große Sorge zurückzuführen zu sein, dass die Fed bereit ist, in ihrem Kampf gegen den Druck durch steigende Preise eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen in Form einer bevorstehenden Rezession zusammen mit einer höheren Arbeitslosigkeit zu akzeptieren", sagte Analyst Pierre Veyret von Activ Trades.
Am Aktienmarkt hielten sich die Titel des Flugzeugkonzerns Boeing mit minus 0,3 Prozent in dem sehr schwachen Marktumfeld wacker. Im Handel verwies man auf eine Hochstufung der Titel durch Citi-Analyst Charles J. Armitage auf "Kaufen" von zuvor "Neutral". Die Papiere offerierten signifikanten Wert für Investoren, so der Experte.
Twitter drehten 1,7 Prozent ins Minus. Tesla-CEO Elon Musk stellte sich den Fragen der Twitter-Mitarbeiter. Seine Übernahmepläne für Twitter stellte er dabei nicht in Frage. Tesla stürzten um 8,5 Prozent ab. Der Elektroautobauer hatte die Preise für einige seiner Fahrzeuge deutlich erhöht.
Der Kosmetikkonzern Revlon ist insolvent. Die Revlon Inc meldete Konkurs nach Chapter-11 an. Die Aktie war mit entsprechenden Berichten bereits an den Vortagen abgestürzt. Nun verlor der Kurs weitere 13,3 Prozent.
Anleihen erholen sich von Tagestiefs
Auch am Rentenmarkt wurde die Rezessionsangst gespielt. Denn die Renditen kamen deutlich von den Tageshochs zurück und drehten klar ins Minus - die Rentennotierungen wurden gestützt vom schwachen Philly-Fed-Index. Die Daten ließen Anleger am forschen geldpolitischen Straffungskurs der Fed etwas zweifeln.
Diese Überlegung und Rezessionssorgen standen auch hinter der Dollar-Schwäche, der Dollarindex stürzte um 1,4 Prozent regelrecht ab. Rezessionsängste, gesunkene Marktzinsen und vor allem die eklatante Dollarschwäche stützten den Goldpreis, auch hier sorgten die schwachen Wirtschaftsdaten für ein Umdenken beim Edelmetall.
Die Ölpreise drehten dagegen ins Plus, nachdem die Sorge vor einer durch die straffe Geldpolitik verursachte Rezession zunächst die Preise gedrückt hatte. Doch der Besuch wichtiger EU-Staatschefs in der Ukraine stützte die Preise, denn Anleger sahen Anzeichen für weitere Sanktionen gegen den russischen Erdölmarkt. Der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Novak sagte, er schließe Ölpreise bis Ende des Jahres von 150 Dollar pro Fass nicht aus. Zudem trieben Schlagzeilen die Preise, wonach die USA neue Wirtschaftssanktionen gegen den Iran verhängt haben, um das ölproduzierende Land wieder zu einem Atomabkommen zu bewegen.
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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
DJIA 29.927,07 -2,4% -741,46 -17,6%
S&P-500 3.666,77 -3,3% -123,22 -23,1%
Nasdaq-Comp. 10.646,10 -4,1% -453,06 -32,0%
Nasdaq-100 11.127,57 -4,0% -466,20 -31,8%
US-Anleihen
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD
2 Jahre 3,12 -10,0 3,22 238,8
5 Jahre 3,32 -5,2 3,37 206,1
7 Jahre 3,32 -5,0 3,37 188,4
10 Jahre 3,25 -4,2 3,29 173,5
30 Jahre 3,30 -3,0 3,33 140,2
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:20 Mi, 17:20 % YTD
EUR/USD 1,0557 +1,1% 1,0444 1,0399 -7,2%
EUR/JPY 139,44 -0,3% 140,03 139,93 +6,5%
EUR/CHF 1,0193 -1,9% 1,0379 1,0413 -1,8%
EUR/GBP 0,8546 -0,4% 0,8587 0,8629 +1,7%
USD/JPY 132,08 -1,3% 134,32 134,58 +14,7%
GBP/USD 1,2354 +1,5% 1,2147 1,2050 -8,7%
USD/CNH (Offshore) 6,6836 +0,1% 6,7097 6,7217 +5,2%
Bitcoin
BTC/USD 20.995,42 -5,4% 22.119,18 21.216,85 -54,6%
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 117,02 115,31 +1,5% 1,71 +60,8%
Brent/ICE 119,29 118,51 +0,7% 0,78 +58,1%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.854,19 1.834,30 +1,1% +19,89 +1,4%
Silber (Spot) 21,95 21,69 +1,2% +0,26 -5,8%
Platin (Spot) 954,65 943,95 +1,1% +10,70 -1,6%
Kupfer-Future 4,10 4,16 -1,5% -0,06 -7,7%
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Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com
DJG/DJN/flf
(END) Dow Jones Newswires
June 16, 2022 16:11 ET (20:11 GMT)
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