21.06.2018 22:12:45

MÄRKTE USA/Daten verfestigen Handelssorgen an der Wall Street

Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones)--Nach einer Phase der Stabilisierung am Vortag haben die US-Börsen am Donnerstag ihre Talfahrt wieder aufgenommen. Da es im Handelskonflikt nichts Neues gab, steuerten China, die USA und die EU den bereits angekündigten Zöllen und Gegenzöllen entgegen. Während noch immer viele Analysten erwarteten, dass die USA und China als beiden größten Volkswirtschaften der Welt vor einem ausgewachsenen Handelskrieg in letzter Sekunde zurückschreckten, zeigten sich Investoren immer skeptischer. Die Sorge, die wechselseitigen Strafzölle könnten der Weltwirtschaft schaden, war nicht zu ignorieren.

Immer mehr Marktbeobachter sind zudem der Meinung, dass der Aufschwung in den USA seinen Zenit überschritten hat und sich in einer späten Phase befindet. Diese Sorge wurde durch einen überraschend schwachen Philly-Fed-Index untermauert. Der Dow-Jones-Index reduzierte sich um 0,8 Prozent auf 24.462 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite gaben 0,6 bzw. 0,9 Prozent nach. Der Dow verbuchte den achten Tagesverlust in Folge und bewegte sich auf der längsten Durststrecke seit März 2017. Umgesetzt wurden an der Nyse 788 (Mittwoch: 773) Millionen Aktien. Auf 946 (1.808) Kursgewinner kamen 2.014 (1.153) -verlierer, unverändert schlossen 105 (120) Titel.

"Wir denken, dass die Handelsfrage weiter eskalieren wird und sie mehrere Quartale, wenn nicht sogar Jahre andauern könnte. Die Wachstumserwartungen sollten derzeit zurückgeschraubt werden, und je länger sich dies hinzieht, desto größer wird das Risiko und desto mehr sollte das Thema in die Erwartungen einbezogen werden", warnte Marktstratege Jeff Donlon von Manning & Napier.

Schwacher Philly-Fed-Index belastet

Einen ersten Warnschuss vor den Bug in Sachen Konjunkturabkühlung machten Börsianer in schwachen Daten aus: Denn die Lage der US-Industrie in der Region Philadelphia hatte sich im Juni spürbar und deutlicher als befürchtet eingetrübt. Besonders schwach entwickelte sich der Subindex für den Auftragseingang. Auch der Index der Frühindikatoren verfehlte knapp die Marktprognosen, die Daten stammten jedoch aus dem Mai. Dagegen brummte der Arbeitsmarkt weiter: In der Vorwoche waren weniger Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt worden, was aber so erwartet worden war.

Am Devisenmarkt geriet der Dollar mit dem schwachen Philly-Fed-Index unter Druck. Im Gegenzug stieg der Euro wieder über die Marke von 1,16 Dollar und notierte zuletzt bei 1,1615 Dollar. Vor den Daten hatte er noch bei 1,1550 Dollar gelegen. Der ICE-Dollarindex verlor 0,2 Prozent, hatte aber im Verlauf den höchsten Stand seit Juli 2017 markiert. Das britische Pfund machte nach der geldpolitischen Entscheidung der Bank of England (BoE) einen Satz nach oben. Die Zinsen hatte die BoE zwar nicht erhöht, jedoch fiel die Abstimmung darüber knapper als beim vorangegangenen Treffen im Mai aus.

Der Goldpreis fiel im Verlauf auf ein Jahrestief bei 1.261 Dollar, mit dem schwachen Philly-Fed-Index erholte sich der Preis für die Feinunze auf zuletzt 1.268 Dollar - eine Stagnation auf Tagessicht. Der Handelskonflikt werde zu steigenden Preisen in den USA führen und dürfte die US-Notenbank möglicherweise zu einer strafferen Geldpolitik zwingen, so eine oft vernommene Meinung am Goldmarkt. "Die ganzen Diskussionen über steigende Zinsen sind negativ für das Edelmetall", sagte ein Händler. Auch der weiterhin hohe Dollarkurs bremse, hieß es weiter mit Verweis auf den Höchststand des ICE-Indexes.

US-Renten gesucht

Am US-Rentenmarkt glaubte man derweil nach den ernüchternden Daten aus dem Großraum Philadelphia nicht an steigende Zinsen. Vielmehr waren US-Anleihen wegen der anhaltenden Handelsstreitigkeiten gesucht. US-Notenbankgouverneur Jerome Powell und EZB-Präsident Mario Draghi waren sich einig: Ein Handelskrieg belastete den globalen Wirtschaftsausblick. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen fiel um 4 Basispunkte auf 2,90 Prozent.

Abwärts ging es mit den Ölpreisen - belastet hatte die Aussicht auf ein höheres Ölangebot des Erdölkartells Opec. Der Iran habe seine ablehnende Haltung offenbar aufgegeben und stimmte einer "kleinen" Anhebung der Opec-Produktion auf der anstehenden Sitzung zu, hieß es. Allerdings zweifelte der iranische Ölminister das Zustandekommen einer Übereinkunft an. Die europäische Referenzsorte Brent, die global gehandelt wird, verbilligte sich um 2,3 Prozent auf 73,05 Dollar. Auch Rebellenangriffe auf Öleinrichtungen in Libyen und ein immer deutlicher einbrechender Export aus Venezuela wegen maroder Anlagen stützten Brent nicht. US-Leichtöl der Sorte WTI ermäßigte sich um 0,3 Prozent auf 65,54 Dollar je Barrel. US-Öl ist von diesen Vorgängen weniger betroffen.

Einzelhandelswerte unter Druck

Am Aktienmarkt drückte der Oberste Gerichtshof der USA den Einzelhandelssektor. Die Richter entschieden, dass die Bundesstaaten künftig alle Lieferungen von Online-Händlern besteuern dürfen. Amazon büßten 1,1 Prozent ein, Wayfair 1,6 Prozent, Ebay und Etsy 3,2 bzw. 1,4 Prozent.

Intel verloren um 2,4 Prozent. Der unrühmliche Abgang von CEO Brian Krzanich wegen eines Verstoßes gegen die Unternehmensrichtlinien belastete. Gleichzeitig rechnete der Konzern für 2018 mit einem weiteren Rekordjahr. Mit Abgaben zeigten sich die Aktien der US-Autohersteller. General Motors gaben 2,0 Prozent, Ford 1,3 Prozent ab. Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China hatte mit Daimler ein erstes prominentes Opfer gefordert. Der deutsche Premium-Hersteller sah sich wegen höherer chinesischer Einfuhrzölle auf in den USA gefertigte Fahrzeuge zu einer Gewinnwarnung gezwungen.

Micron Technology stiegen um 0,8 Prozent. Das Unternehmen verdiente im dritten Quartal deutlich mehr und setzte auch mehr um, Umsatz und Ergebnis lagen über den Analystenerwartungen. American Outdoor Brands gaben 3,3 Prozent ab. Umsatz und Gewinn der Muttergesellschaft des Waffenherstellers Smith & Wesson waren im Vergleich zum Vorjahr rückläufig, übertrafen aber dennoch die Schätzungen.

Unerwartet gute Geschäftszahlen ließen die Aktie der Supermarktkette Kroger um 9,7 Prozent in die Höhe schnellen. Die Titel des Restaurandkettenbetreibers Darden kletterten nach ebenfalls äußerst überzeugenden Geschäftszahlen um 14,8 Prozent.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 24.461,70 -0,80 -196,10 -1,04

S&P-500 2.749,76 -0,63 -17,56 2,85

Nasdaq-Comp. 7.712,95 -0,88 -68,56 11,73

Nasdaq-100 7.217,49 -0,87 -63,22 12,84

US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 2,53 -2,9 2,56 133,1

5 Jahre 2,77 -4,3 2,81 84,3

7 Jahre 2,85 -4,6 2,90 60,4

10 Jahre 2,89 -4,2 2,94 45,0

30 Jahre 3,04 -3,0 3,07 -2,5

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.10 Uhr Mi, 17.11 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1612 +0,33% 1,1554 1,1583 -3,4%

EUR/JPY 127,70 -0,01% 127,88 127,48 -5,6%

EUR/CHF 1,1513 -0,12% 1,1532 1,1523 -1,7%

EUR/GBP 0,8768 -0,20% 0,8789 1,1387 -1,4%

USD/JPY 109,97 -0,34% 110,70 110,06 -2,4%

GBP/USD 1,3245 +0,52% 1,3146 1,3188 -2,0%

Bitcoin

BTC/USD 6.727,58 -0,5% 6.780,31 6.788,42 -50,7%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 65,72 65,71 +0,0% 0,01 +10,6%

Brent/ICE 73,02 74,74 -2,3% -1,72 +12,5%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.267,47 1.268,33 -0,1% -0,86 -2,7%

Silber (Spot) 16,31 16,28 +0,2% +0,03 -3,7%

Platin (Spot) 864,00 871,50 -0,9% -7,50 -7,1%

Kupfer-Future 3,03 3,04 -0,4% -0,01 -9,0%

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Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf

(END) Dow Jones Newswires

June 21, 2018 16:13 ET (20:13 GMT)

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