24.02.2020 18:09:48

MÄRKTE USA/Corona-Epidemie lässt Wall Street einknicken

NEW YORK (Dow Jones)--An der Wall Street geht es zu Wochenanfang kräftig nach unten, nachdem über das Wochenende neue Fallzahlen zur Coronavirus-Epidemie bekanntgeworden sind. Gegen Mittag (Ortszeit New York) notiert der Index 3,1 Prozent im Minus bei 28.082 Punkten. Der S&P-500 gibt 3,0 Prozent nach und der Nasdaq-Composite um 3,6 Prozent.

Schon in Asien und Europa verbuchten die Aktienmärkte am Montag erhebliche Abschläge. In Italien sind nach Behördenangaben mehr als 160 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, fünf Patienten sind dort bereits an den Folgen gestorben. Damit ist Italien das Land mit den höchsten Fallzahlen außerhalb Asiens. Südkorea meldete 70 neue Fälle, und in der iranischen Stadt Ghom wurden bislang 50 Corona-Tote gezählt. In China sind mehr als 77.000 Menschen infiziert. Peking verschiebt deshalb den Nationalen Volkskongress, der eigentlich im März stattfinden sollte.

IWF sieht Coronavirus als Wachstumsbremse

Schon am Samstag warnte der Internationale Währungsfonds vor einem negativen Einfluss der Epidemie auf die Weltwirtschaft, deren Wachstum deswegen 0,1 Prozentpunkte niedriger ausfallen könnte als im Januar geschätzt. Das chinesische Wachstum könnte sogar um 0,4 Prozentpunkte geschmälert werden.

US-Finanzminister Steve Mnuchin versuchte derweil zu beschwichtigen. Es sei noch zu früh, um den Einfluss der Epidemie auf das Wirtschaftswachstum beziffern zu können. Belastbare Daten lägen wohl erst in drei oder vier Wochen vor, sagte Mnuchin zu CNBC.

Auch Goldman Sachs Asset Management ist nicht übermäßig nervös wegen des Virus. "Trotz des Coronavirus zeigen sowohl das verarbeitende Gewerbe als auch der Servicesektor Zeichen einer Stabilisierung und Erholung", sagt Iain Lindsey, Co-Chef der Sparte Global Fixed Income Portfolio Management bei Goldman.

Andere Marktbeobachter zeigen sich indessen beunruhigt von der Ausbreitung des Virus und dem Umstand, dass auch Menschen infiziert wurden, die keinerlei Verbindung nach China hatten, wo das Virus erstmals entdeckt wurde. Die Lage könnte extrem problematisch werden, sagt etwa Stephen Innes, Chefmarktstratege bei Axitrader. Er befürchtet, dass sich die Stimmung an den Börsen in dieser Woche deutlich eintrübt.

Anleger flüchten in Gold und Anleihen

Die Angst vor einem konjunkturbedingten Nachfrageeinbruch als Folge einer Pandemie lässt die Ölpreise einbrechen. Daneben lastet der Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland über mögliche Förderkürzungen als Reaktion auf den Preisverfall auf dem Ölmarkt. Das Barrel Rohöl der US-Sorte verbilligt sich um 4,7 Prozent auf 50,89 Dollar. Die europäische Referenzsorte Brent gibt um 4,9 Prozent nach auf 55,62 Dollar.

Weiterhin begehrt sind dagegen vermeintlich sichere Häfen wie Gold und US-Staatsanleihen. Der Goldpreis steigt um 1,9 Prozent auf 1.674 Dollar je Feinunze und erreicht ein neues Siebenjahreshoch. Am Anleihemarkt drücken steigende Notierungen die Zehnjahresrendite um 10,5 Basispunkte auf 1,37 Prozent. Auch die Rendite der 30-jährigen rutscht weiter ab. Das Rekordtief vom Freitag ist schon wieder Geschichte.

Die aktuelle Nachrichtenlage zum Coronavirus verschafft Fluchtwährungen wie dem Yen nur moderaten Zulauf. Der Dollar kostet aktuell 110,54 Yen gegenüber 111,56 am Montagmorgen. Der Euro notiert bei 1,0858 Dollar gegenüber 1,0814 am Morgen, gegenüber dem Schweizer Franken ist die Gemeinschaftswährung im Tagestief auf 1,059 Franken gefallen, dem niedrigsten Stand seit Mitte 2015.

Abseits der Coronavirus-Epidemie ist die Nachrichtenlage dünn. An Konjunkturdaten wurde vorbörslich nur der Chicago Fed National Activity Index für Januar veröffentlicht. Er erholte sich im vergangenen Monat auf einen Stand von minus 0,25 nach minus 0,51 Punkten. An den Börsen dürfte dies jedoch unbeachtet bleiben. Derweil ist die Bilanzsaison in den USA weitgehend vorüber. Nach Börsenschluss wird noch die HP Inc über den Verlauf des ersten Geschäftsquartals berichten.

Technologiewerte und Fluggesellschaften trifft es besonders

Aktien des Chipsektors gehören zu den "Hauptleidtragenden" der Virus-Angst. Die Technologiebranche gilt als besonders anfällig für die Folgen des Coronavirus, denn viele Hersteller betreiben Fertigungsstätten in China und anderen asiatischen Ländern oder beziehen Teile von dortigen Zulieferern. Unter anderem geht es für Advanced Micro Devices um 6,7 Prozent abwärts.

Auch Aktien von Fluggesellschaften und Reiseveranstaltern stehen am Montag auf den Verkaufslisten ganz oben, denn als Folge der Epidemie wurde der Flugverkehr besonders nach China schon stark eingeschränkt. Der drastisch sinkende Ölpreis, sonst eher positiv für die Luftfahrt, stützt den Sektor in der aktuellen Situation nicht. American Airlines fallen um 9,2 Prozent, Delta Airlines um 7,1 Prozent. Der Kurs des Kreuzfahrtveranstalters Carnival bricht um 6,8 Prozent ein.

Gefragt sich bei den Anlegern hingegen erneut Aktien von Goldminenbetreibern. Sie hatten schon am Freitag im Windschatten des Goldpreises zugelegt. Anglogold Ashanti gewinnen 3,7 Prozent und Newmont 3,2 Prozent.

Unter den wenigen Gewinnern ist auch die Aktie des Pharmakonzerns Gilead, die um 4,8 Prozent zulegt. Hier dürfte die Hoffnung auf ein Mittel zur Behandlung der Coronavirus-Infektion stützen. Schon vor einigen Wochen war berichtet worden, dass das Medikament Remdesivir des Unternehmens zumindest im Reagenzglas seine Wirksamkeit gegen das Coronavirus bewiesen habe.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 28.082,16 -3,14 -910,25 -1,60

S&P-500 3.236,14 -3,04 -101,61 0,17

Nasdaq-Comp. 9.232,25 -3,60 -344,34 2,89

Nasdaq-100 9.096,64 -3,71 -350,05 4,16

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 1,24 -10,3 1,35 4,1

5 Jahre 1,20 -11,8 1,32 -72,0

7 Jahre 1,30 -11,1 1,41 -95,2

10 Jahre 1,37 -10,5 1,47 -107,7

30 Jahre 1,82 -9,5 1,92 -124,6

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:30 Fr, 17.08 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0858 +0,27% 1,0814 1,0858 -3,2%

EUR/JPY 120,01 -0,56% 120,66 121,29 -1,6%

EUR/CHF 1,0609 +0,01% 1,0611 1,0622 -2,3%

EUR/GBP 0,8399 +0,42% 0,8353 0,8376 -0,8%

USD/JPY 110,54 -0,81% 111,56 111,71 +1,6%

GBP/USD 1,2926 -0,17% 1,2946 1,2962 -2,5%

USD/CNH (Offshore) 7,0337 -0,27% 7,0414 7,0370 +1,0%

Bitcoin

BTC/USD 9.702,01 -2,24% 9.699,76 9.745,76 +34,6%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 50,89 53,38 -4,7% -2,49 -15,8%

Brent/ICE 55,62 58,50 -4,9% -2,88 -14,9%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.674,09 1.643,40 +1,9% +30,69 +10,3%

Silber (Spot) 18,78 18,49 +1,6% +0,30 +5,2%

Platin (Spot) 968,65 977,20 -0,9% -8,55 +0,4%

Kupfer-Future 2,58 2,61 -1,0% -0,03 -7,7%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/err/jhe

(END) Dow Jones Newswires

February 24, 2020 12:09 ET (17:09 GMT)

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