09.12.2013 22:53:31
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MÄRKTE USA/Angst vor schärferer Geldpolitik schwindet
Die Anleger an der Wall Street rüsten sich allmählich für eine schärfere US-Geldpolitik. Neue Signale für einen möglichen baldigen Schwenk der Fed konnten die Kauflaune am Montag kaum verderben, auch wenn keine Euphorie aufkam. Bereits am Freitag waren gute Daten vom Arbeitsmarkt freundlich aufgenommen worden, nun ging es mit den Indizes noch ein Stückchen weiter hoch. Der Dow-Jones-Index gewann fünf Punkte auf 16.026. Für den S&P-500 Index ging es um 0,2 Prozent auf 1.808 Punkte nach oben, das war ein Rekordschluss. Der Nasdaq-Composite gewann 0,2 Prozent auf 4.069 Punkte. An der Nyse standen 1.538 (Freitag: 2.229) Gewinnern 1.523 (867) Verlierer und 120 (80) unveränderte Aktien gegenüber. Umgesetzt wurden 0,70 (0,67) Milliarden Aktien.
Einige Fed-Mitglieder erinnerten daran, dass eine Umkehr der Geldpolitik näher rückt. James Bullard von der Fed in St. Louis sagte, die guten Daten vom Arbeitsmarkt dürften zu einem baldigen Schwenk der Fed-Politik führen. Jeffrey Lacker von der Fed in Richmond meinte, er rechne mit einer Debatte um eine Kürzung der Käufe durch die Notenbank. Am deutlichsten äußerte sich Richard Fisher von der Fed in Dallas: Es sei jetzt an der Zeit, die Käufe zurückzufahren. Da Fisher aber ohnehin als ausgewiesener "Falke" gilt, waren die Aussagen keine Sensation. Fisher vermochte die Indizes aber etwas zu drücken. Die klarste Gegenmeinung hatte am Wochenende Charles Evans aus Chicago vertreten, der eine Drosselung der Käufe zum jetzigen Zeitpunkt als verfrüht ansieht.
So warnten denn auch die Analysten von Monex Capital Markets: "Sollte die Fed in der kommenden Woche tatsächlich eine Reduzierung der Wertpapierkäufe ankündigen, dann könnte es wegen der geringen Volumina in der Vorweihnachtszeit zu deutlichen Abgaben kommen". Die einfachere Lösung wäre es den Experten zufolge, mit einer möglichen Reduzierung bis zu Beginn des neuen Jahres zu warten. Dane Leone, Aktienstratege bei Macquarie in New York, vermutet indes, dass die jüngsten Konjunkturdaten "nicht gut genug sind, um schon im Dezember eine Drosselung der Käufe vorzunehmen". Allerdings steige der Druck, dass nach der Sitzung ein Plan für das weitere Vorgehen kommuniziert wird.
Die Twitter-Aktie machte einen kräftigen Satz nach oben und erreichte mit dem Tageshoch bei 49,84 US-Dollar fast ihr Allzeithoch. Bei Handelsschluss stand ein Plus von 9,3 Prozent zu Buche. Das Rekordhoch von Twitter stammt noch vom ersten Börsentag des Unternehmens am 7. November und liegt bei 50,09 Dollar. Analyst Ken Sena von Evercore Partner sagte, die Zugewinne von Twitter seien die Folge der Vorstellung von "Tailored Audiences" am Donnerstag. Mit dieser Funktion lassen sich Anzeigen auf der Twitter-Webseite besser auf die Nutzer zuschneiden. Bereits am Donnerstag war die Aktie daraufhin um über 5 Prozent gestiegen.
Ein weiterer Kurstreiber dürfte der offene Brief an Präsident Obama sein, den Twitter am Montag gemeinsam mit anderen großen Internetkonzernen veröffentlichte. Die Tech-Unternehmen mahnen darin schärfere Kontrollen für die Online-Spionage der US-Geheimdienste an. Für die Aktien der anderen beteiligten Unternehmen, darunter Apple, Facebook und Google, hielten sich die Kursgewinne dagegen in Grenzen.
Gilead Sciences kletterten 1,6 Prozent nach oben. Für Käufe sorgte hier die Zustimmung der US-Gesundheitsbehörde FDA zur Zulassung des Medikaments Sovaldi zur Behandlung von Hepatitis C. Es ist bereits die zweite zur Behandlung der Krankheit in den vergangenen zwei Wochen. Die Aktie von Kraft Foods legte nach einem positiven Analysten-Kommentar 1,8 Prozent zu. Morgan Stanley hat die Titel zum Kauf empfohlen.
Kräftig Federn lassen musste dagegen die Blackberry-Aktie, die auf ein neues Zehnjahrestief gefallen ist. Die Anleger bibbern schon vor dem nächsten Quartalsbericht, hieß es am Markt. In jüngster Zeit gab es für sie ohnehin wenig zu lachen. Seit der Ernennung des neuen CEO John Chen Anfang vergangenen Monats ging es bereits um elf Prozent abwärts für die Aktie. Allein am Montag ging es 2,2 Prozent nach unten.
Am Devisenmarkt machte der Euro die Musik. Die Gemeinschaftswährung notierte deutlich über 1,37 Dollar und kletterte zum Yen gar auf ein Fünfjahreshoch. Auch hier stand die US-Geldpolitik im Fokus. Denn der trotz reihenweise gut ausgefallener US-Konjunkturdaten schwächelnde Dollar weist nach Ansicht der Devisen-Experten der Commerzbank darauf hin, dass der Markt das Ausbleiben des Tapering zunehmend kritisch sieht. Die US-Notenbank Fed müsse sich fragen, ob in der Schwäche des Dollar nicht ein "vernichtendes Urteil" zum Ausdruck komme, hinter dem die Annahme stehen könnte, dass die US-Notenbank an den riesigen Wertpapier-Volumen festhalte, egal, was um sie herum passiere. Sollte der Markt in dieser Einschätzung richtig liegen, dann sei auch klar, dass gute US-Daten dem Dollar momentan eher schadeten als nützten. Denn je besser das realwirtschaftliche Umfeld sei, desto unangemessener die Geldpolitik.
Am Rohstoffmarkt kam es zu Korrekturen der Bewegungen in der Vorwoche. Der Ölpreis für ein Barrel der Sorte WTI verlor 31 Cents oder 0,3 Prozent auf 97,34 Dollar. Nach dem Gewinn um über fünf Prozent in der vergangenen Woche war der leichte Rückschlag keine große Überraschung. Der Goldpreis lag mit 1.241 Dollar je Feinunze gut zehn Dollar über dem Niveau vom Wochenausklang. Dies passte nicht so recht zu den Hinweisen auf ein mögliches Tapering. Allerdings stand der Goldpreis in der Vorwoche unter Druck, so dass eine Erholungsbewegung anstand. Am US-Anleihemarkt ging es mit den Notierungen leicht aufwärts. Die Rendite für die zehnjährigen Papiere lag bei 2,85 Prozent und damit zwei Basispunkte niedriger als am Freitag. Die Anleger würden sich nun schon für eine mögliche Reduzierung der Anleihekäufe durch die Fed in Stellung bringen, hieß es von einem Händler.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 16.025,53 0,03 5,33 S&P-500 1.808,37 0,18 3,28 Nasdaq-Comp. 4.068,75 0,15 6,23 Nasdaq-100 3.516,17 0,34 11,91ANLEIHEN Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 1/4% 2-year 99 29/32 flat 0,306% unchanged 5/8% 3-Year 100 1/32 flat 0,617% unchanged 1 1/4% 5-year 98 27/32 up 1/32 1,495% -0,3BP 2% 7-Year 98 18/32 up 3/32 2,224% -1,4BP 2 3/4% 10-year 99 3/32 up 7/32 2,855% -2,6BP 3 3/4% 30-year 97 19/32 up 17/32 3,887% -3,0BP
DEVISEN zuletzt '+/- % Mo, 8.24 Uhr Fr, 17.46 Uhr EUR/USD 1,3740 0,29% 1,3700 1,3695 EUR/JPY 141,9287 0,49% 141,2326 140,8217 EUR/CHF 1,2235 0,01% 1,2233 1,2236 USD/JPY 103,2980 0,19% 103,0980 102,8160 GBP/USD 1,6428 0,44% 1,6356 1,6344 === Kontakt zum Autor: ralf.zerback@wsj.com
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