05.09.2022 18:09:40

MÄRKTE EUROPA/Sehr schwach - Energiekrise hat DAX im Griff

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Sorge vor einer Ausweitung der Energiekrise hat zu Wochenbeginn für deutliche Abgaben an den europäischen Aktienmärkten gesorgt. Die Kassamärkte holten damit am Montag den Absturz nach, der die Terminkontrakte schon am Freitagabend mit dem russischen Lieferstopp beim Gas ereilt hatte. Dazu fehlten die Impulse aus den USA: Hier fand wegen eines Feiertages kein Handel statt. Der DAX verlor 2,2 Prozent auf 12.761 Punkte, konnte sich damit aber von seinem Tagestief bei 12.617 Punkten wieder etwas erholen. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 1,5 Prozent auf 3.490 Punkte nach unten.

"Die Energiekrise ist wieder Thema Nummer eins", so ein Marktteilnehmer. Damit nähmen die Rezessions- und Inflationssorgen wieder zu. Die Frage sei nun, ob eine neue koordinierte Antwort der EU auf die Krise gefunden werde, und dabei auch ein abgestimmtes Vorgehen bei der Übergewinnsteuer. Die Ampelkoalition in Deutschland hat am Wochenende ein 65 Milliarden Euro schweres Entlastungspaket auf den Weg gebracht, das durch solche Übergewinne finanziert werden soll.

Der Euro zeigte sich bei 0,9930 Dollar und damit etwas erholt. Er lag am Morgen bei 0,9876 Dollar und damit auf dem niedrigsten Niveau seit fast 20 Jahren. Die Rezessionssorgen führten auch zu Spekulationen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag bei der allgemein erwarteten Zinserhöhung etwas vorsichtiger agieren könnte: Aktuell liegen die Erwartungen bei einer Zinserhöhung um 50 oder 75 Basispunkte.

Gaspreis wieder auf Rekordjagd

Doch die Energiekrise war Thema Nummer Eins in Europa: Mit dem Gaspreis ging es um 16,9 Prozent auf 251,00 Euro je Megawattstunde nach oben, zu Jahresbeginn waren es noch rund 80 Euro. Am Freitag war er noch um über 12 Prozent gefallen, weil Gazprom verlautbart hatte, die Lieferungen wieder aufzunehmen. Nach Börsenschluss wurde dann das Gegenteil gesagt, wegen eines angeblichen Lecks könne nicht geliefert werden. Die Terminkontrakte der Aktienmärkte brachen daraufhin ein, der Gashandel konnte erst zu Wochenbeginn reagieren.

Öl ins Feuer der Energiekrise goss das Ölkartell der Opec+. Dort ist eine Förderkürzung um 100.000 Barrel pro Tag beschlossen worden. Dies dürfte auch den Ölpreis weiter nach oben treiben. Am besten schlugen sich in Europa daher Indizes mit stärker vertretenen Gas- und Öl-Werten. So legte der Londoner FTSE-Index dank BP (+2,1%), Shell (+1,0%) und anderen sogar um 0,1 Prozent zu. Mit 2,2 Prozent Plus war die Ölbranche Tagesgewinner.

Der Markt in London wurde zudem gestützt von der Benennung von Liz Truss als Nachfolgerin von Premierminister Boris Johnson. Sie könnte mehr Ruhe in die Diplomatie des Landes bringen, hieß es im Handel.

Erneuerbare und Kohleverstromer sind Verlierer des Entlastungspakets

Auf das deutsche Entlastungspaket reagierten die meisten Stromerzeuger mit Verlusten, vor allem die aus dem Bereich Erneuerbarer Energien wie PNE, Energiekontor oder SMA Solar. Bei Windparkbetreiber Encavis ging es 3,7 Prozent abwärts. Versorger gelten als Verlierer der geplanten Übergewinnsteuer. Vor allem belastete aber die Vorbereitung einer EU-Strukturreform, die die Strom- von den Gaspreisen entkoppeln soll.

Die Uniper-Aktie verlor mit dem teureren Gas 11,0 Prozent. Nicht stützen konnte, dass der Versorger mit dem australischen Energiekonzern Woodside einen langfristigen Vertrag über die flexible Lieferung von Flüssigerdgas (LNG) nach Deutschland und Europa geschlossen hat. Die finnische Uniper-Mutter Fortum fiel um 8,9 Prozent.

Banken leiden unter Energiekrise

Die Energiekrise setzte auch Banken unter Druck, denn sie fungieren oft als Gegenseite der Versorger am Terminmarkt: "Die Angst vor einer Lehman-artigen Krise im europäischen Energiesektor wächst", sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. Der Markt mache sich Sorgen, ob die Nachschussforderungen der Terminbörsen auch von allen Marktteilnehmern gedeckt werden können. Der Milliardenbedarf bei Uniper und Wien Energie hatte bereits gezeigt, wie schnell hier die Leistungsfähigkeit überschritten werden könne.

Im DAX fielen Deutsche Bank um 4,6 Prozent, Commerzbank gaben um 3,7 Prozent nach. Die derivate-starken Franzosen wie BNP und Societe Generale fielen um bis zu 2,4 Prozent.

Porsche und VW mit Sportwagen-IPO im Blick

Tagesverlierer in Europa war die Autobranche mit minus 4,8 Prozent. Mercedes und Zulieferer Continental fielen um 6,8 bzw. 5,9 Prozent. Im DAX standen Porsche Holding (-4,6%) und VW (-3,7%) mit den Plänen zum Börsengang (IPO) der Porsche-Sportwagen-Gruppe im Fokus. Erwartet wird die Ankündigung, ob er Ende September oder Anfang Oktober erfolgen soll. "Das wird wohl das größte IPO seit Jahren, das Umfeld ist aber alles andere als günstig", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf die hohe Volatilität im Markt.

Beim Stahlhersteller Arcelormittal ging es 3,2 Prozent abwärts. Der Konzern hatte am Freitagabend die Schließung zweier Werke in Deutschland zum Monatsende angekündigt. Am Tag zuvor hatte das Unternehmen schon die vorübergehende Stilllegung eines Hochofens in Spanien bekanntgegeben. Hohe Gas- und Stromkosten minderten die Wettbewerbsfähigkeit. Im Sog fielen auch andere Stahlhersteller wie Thyssen und energieintensive Unternehmen wie Covestro um bis zu 3,8 Prozent.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn*

Euro-Stoxx-50 3.490,01 -54,37 -1,5% -18,8%

Stoxx-50 3.501,14 -7,94 -0,2% -8,3%

Stoxx-600 413,39 -2,58 -0,6% -15,3%

XETRA-DAX 12.760,78 -289,49 -2,2% -19,7%

FTSE-100 London 7.287,43 +6,24 +0,1% -1,4%

CAC-40 Paris 6.093,22 -74,29 -1,2% -14,8%

AEX Amsterdam 674,12 -4,45 -0,7% -15,5%

ATHEX-20 Athen 1.991,67 -37,54 -1,9% -7,0%

BEL-20 Brüssel 3.567,72 -47,10 -1,3% -17,2%

BUX Budapest 41.130,96 -810,31 -1,9% -18,9%

OMXH-25 Helsinki 4.590,23 -80,81 -1,7% -16,2%

ISE NAT. 30 Istanbul 3.669,21 +175,02 +5,0% +81,2%

OMXC-20 Kopenhagen 1.663,71 +0,03 +0,0% -10,7%

PSI 20 Lissabon 6.004,58 -0,22 -0,0% +7,8%

IBEX-35 Madrid 7.862,70 -69,50 -0,9% -9,8%

FTSE-MIB Mailand 21.480,19 -441,07 -2,0% -19,8%

RTS Moskau 1.285,13 +0,60 +0,0% -19,5%

OBX Oslo 1.148,45 +11,87 +1,0% +7,5%

PX Prag 1.136,73 -13,38 -1,2% -20,3%

OMXS-30 Stockholm 1.898,81 -26,23 -1,4% -21,5%

WIG-20 Warschau 1.492,06 -13,69 -0,9% -34,2%

ATX Wien 2.850,66 -40,80 -1,4% -24,4%

SMI Zürich 10.819,54 -72,17 -0,7% -16,0%

* zu Vortagsschluss

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:04 Fr,17:07 % YTD

EUR/USD 0,9930 +0,1% 0,9883 1,0022 -12,7%

EUR/JPY 139,50 +0,4% 138,76 140,43 +6,6%

EUR/CHF 0,9731 -0,2% 0,9713 1,0201 -6,2%

EUR/GBP 0,8621 -0,2% 0,8632 0,8659 +2,6%

USD/JPY 140,50 +0,2% 140,44 140,12 +22,1%

GBP/USD 1,1519 +0,3% 1,1448 1,1574 -14,9%

USD/CNH (Offshore) 6,9440 +0,3% 6,9487 6,9053 +9,3%

Bitcoin

BTC/USD 19.858,30 -0,6% 19.986,15 20.195,00 -57,1%

ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 89,00 86,87 +2,5% +2,13 +25,4%

Brent/ICE 95,32 93,02 +2,5% +2,30 +28,9%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 251,00 214,67 +16,9% +36,34 +246,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.710,67 1.712,40 -0,1% -1,73 -6,5%

Silber (Spot) 18,13 18,05 +0,4% +0,08 -22,2%

Platin (Spot) 849,65 837,00 +1,5% +12,65 -12,5%

Kupfer-Future 3,45 3,42 +0,9% +0,03 -22,1%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/ros

(END) Dow Jones Newswires

September 05, 2022 12:09 ET (16:09 GMT)

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