15.04.2020 12:55:43

MÄRKTE EUROPA/Risikoaversion kehrt mit Wucht an die Börsen zurück

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geht es am Mittwochmittag nach unten. Marktteilnehmer sprechen von Gewinnmitnahmen nach der jüngsten Rally. In dieser wurde nahezu die Hälfte der zuvor gesehenen Verluste wieder aufgeholt. Diese Erholungsbewegung erfolgte nur bei dünnen Umsätzen, was häufig ein Indiz dafür ist, dass nur einige wenige dafür verantwortlich sind. Die Nachrichtenlage ist zudem durchwachsen. Sorgen bereiten die jüngsten Fallzahlen aus Frankreich und den USA sowie die Aktionen von US-Präsident Donald Trump: Mitten in der größten Gesundheitskrise der Welt friert er die Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation WHO ein. Zudem kommen die Notierungen für das Öl am Terminmarkt erneut unter Druck, was jüngst kein gutes Zeichen für andere Risiko-Assets war.

Der DAX verliert 2,1 Prozent auf 10.473 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es ebenfalls um 2,1 Prozent auf 2.856 nach unten. Alexander Roose, CIO bei DPAM, geht davon aus, dass die Aktienmärkte "noch nicht über den Berg sind". Als Grund nennt er unter anderem das Verbrauchervertrauen, welches er aufgrund der gleichzeitigen Wirkung steigender Gesundheitskosten und einer geringeren Kaufkraft, letztere vor allem verursacht durch die schwere Rezession im beschäftigungsintensiven Dienstleistungssektor, stark beeinträchtigt sieht. Insgesamt rechnet Roose längerfristig mit keiner V-förmigen, aber einer möglicherweise U-förmigen Erholung

Akzente im Tagesverlauf könnte das virtuelle G20-Treffen setzen. Beobachter schließen Enttäuschungen nicht aus. Die US-Regierung lehnt bislang eine Aufstockung der Finanzmittel des IWF ab. Das deutet nicht auf eine konzertierte Aktion hin.

Wirtschaftliche Erholung für zweite Jahreshälfte erwartet

Die deutsche Wirtschaft dürfte sich im zweiten Halbjahr von ihrem durch die Corona-Krise ausgelösten Einbruch langsam erholen. Das Bundeswirtschaftsministerium erwartet, dass die aktuelle Rezession bis Mitte des Jahres andauern wird. "Die Corona-Pandemie hat die globale Wirtschaft in eine Rezession geführt. Auch die deutsche Wirtschaftsleistung wird zurückgehen", heißt es im jüngsten Monatsbericht des Ministeriums. "Die weitere Entwicklung ist mit großen Unwägbarkeiten verbunden. In der zweiten Jahreshälfte dürfte jedoch die wirtschaftliche Erholung einsetzen." Die wegbrechende globale Nachfrage, die Unterbrechung von Lieferketten, Verhaltensänderungen der Verbraucher und eine Verunsicherung von Investoren wirkten sich massiv auf Deutschland aus. Für den bislang robusten Arbeitsmarkt rechnet das Ministerium mit einem Einbruch. Denn Unternehmen meldeten einen drastisch Anstieg von Kurzarbeit. Inzwischen seien weit mehr als eine Million Arbeitnehmer betroffen.

Ölpreis deutet auf Nachfrageschwäche

Die Gewinnmitnahmen an Europas Börsen fallen besonders bei den Gewinnern der vergangenen Tage hoch aus. So geben besonders die konjunkturempfindlichen Sektoren der Automobil- und Rohstoffwerte mit 3,2 und 3,7 Prozent stark nach. Noch weiter abwärts geht es mit dem Ölsektor in Europa nach der Monatsprognose der Internationalen Energie-Agentur (IEA). Der Sektor-Index im Stoxx-600 baut sein Minus auf 4,7 Prozent aus. Wie befürchtet sieht die IEA einen Rekordeinbruch der Ölnachfrage durch den Corona-Schock. Die Nachfrage dürfte auf Niveaus von 1995 sinken. Der Brent-Rohölpreis dreht daher 4,2 Prozent nach unten und fällt in Richtung seiner 18-Jahrestiefs zurück. Aktien von BP und Shell fallen bis zu 4,7 Prozent.

Für die Aktie von Adidas geht es deutlich um 2 Prozent nach unten. Der Sportartikelhersteller hat sich zwar Staatshilfe gesichert, was nicht ganz unerwartet kommt. Die Dividende muss über die in Anspruch genommene Laufzeit des Kredits bis maximal Juli 2021 aber ausgesetzt werden. Von der KfW bekommt Adidas einen Kredit über 2,4 Milliarden Euro zur Sicherstellung der Liquidität, dazu gibt ein Bankenkonsortium weitere 0,6 Milliarden Euro.

ASML will Dividende zahlen

Die Geschäftszahlen des Ausrüsters der Chipbranche ASML kommen in einer ersten Einschätzung gut an. "Die liegen alle rund um den erwarteten Rahmen, was angesichts der Krise positiv überrascht", so ein Händler. Vor allem die Marge gefalle. Sehr positiv und für einige Marktteilnehmer überraschend sei die Ankündigung einer Dividende von 2,40 Euro. Die Aktie gibt zwar um 1,7 Prozent nach, hält sich damit aber viel besser als der Technologiesektor bzw. der Gesamtmarkt.

Nach Zahlenausweis geht es für Smurfit Kappa 0,8 Prozent nach unten. Die Geschäftszahlen sind im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Was einige Anleger auf dem falschen Fuß erwischen dürfte, ist die Streichung der Dividende für 2019. Die Citigroup spricht von einer Vorsichtsmaßnahme, denn der Verpackungshersteller könnte sich angesichts der guten Liquiditätssituation die Zahlung durchaus leisten, heißt es.

Keine großen Akzente setzen die Passagier- und Frachtzahlen von Fraport. Die Aktie verringert sich um 3,9 Prozent. Fraport hatte vergangene Woche schon bei den Wochendaten einen Passagierverlust um 95 Prozent vermeldet und tat dies nun erneut. Im gesamten Monat März ging es aber "nur" um 62 Prozent abwärts, im Quartal um knapp 25 Prozent. Der Frachtbereich büßte sogar nur 12 Prozent im Quartal ein. Dies sei eingepreist, heißt es im Handel.

===

Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 2.856,10 -2,11 -61,64 -23,74

Stoxx-50 2.773,68 -1,60 -44,96 -18,49

DAX 10.473,04 -2,09 -223,52 -20,95

MDAX 22.064,95 -1,38 -309,25 -22,07

TecDAX 2.831,87 -1,67 -48,07 -6,07

SDAX 9.912,07 -2,99 -305,99 -20,78

FTSE 5.656,98 -2,32 -134,33 -23,22

CAC 4.432,02 -2,03 -91,88 -25,86

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,45 -0,07 -0,69

US-Zehnjahresrendite 0,68 -0,07 -2,00

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:24h Di, 17:30 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0905 -0,71% 1,0961 1,0961 -2,8%

EUR/JPY 117,04 -0,53% 117,31 117,48 -4,0%

EUR/CHF 1,0534 -0,11% 1,0547 1,0537 -3,0%

EUR/GBP 0,8729 +0,35% 0,8706 0,8709 +3,1%

USD/JPY 107,31 +0,16% 107,03 107,20 -1,4%

GBP/USD 1,2494 -1,04% 1,2591 1,2583 -5,7%

USD/CNH (Offshore) 7,0653 +0,25% 7,0619 7,0488 +1,4%

Bitcoin

BTC/USD 6.782,26 -1,13% 6.912,51 6.901,26 -5,9%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 19,40 20,11 -3,5% -0,71 -67,7%

Brent/ICE 28,33 29,60 -4,3% -1,27 -55,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.721,02 1.729,00 -0,5% -7,99 +13,4%

Silber (Spot) 15,56 15,85 -1,8% -0,29 -12,8%

Platin (Spot) 783,90 779,15 +0,6% +4,75 -18,8%

Kupfer-Future 2,29 2,33 -1,9% -0,04 -18,6%

===

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/cln

(END) Dow Jones Newswires

April 15, 2020 06:56 ET (10:56 GMT)

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Nachrichten zu Shell (Royal Dutch Shell) (A)mehr Nachrichten

Keine Nachrichten verfügbar.

Analysen zu Shell (Royal Dutch Shell) (A)mehr Analysen

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

adidas 222,80 1,18% adidas
adidas ADRs 110,00 1,85% adidas ADRs
ASML Holding NV NY Registered Shs 656,00 2,18% ASML Holding NV NY Registered Shs
ASML NV 650,10 0,96% ASML NV
BP plc (Spons. ADRS) 27,60 0,73% BP plc (Spons. ADRS)
BP plc (British Petrol) 4,62 0,12% BP plc (British Petrol)
Fraport AG 51,85 -0,29% Fraport AG
Smurfit Kappa PLC 41,75 -0,78% Smurfit Kappa PLC

Indizes in diesem Artikel

DAX 19 626,45 1,03%