07.10.2020 12:58:40

MÄRKTE EUROPA/Kurse bröckeln - Kein US-Hilfspaket in Sicht

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geht es am Mittwochmittag etwas nach unten. Während sich die Fallzahlen der Corona-Pandemie im Steigen befinden, hat US-Präsident Donald Trump die Verhandlungen zu einem weiteren Konjunkturhilfspaket eingestellt. "Ein zweites Hilfspaket ist dringend notwendig und alternativlos", so Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe. Die USA seien mit ihren kaum vorhandenen Sozialsystemen für die Corona-Krise nicht konzipiert. Der US-Arbeitsmarkt sei weiterhin angespannt, von den im März und April verloren gegangenen Jobs wurde per Ende September gerade einmal rund die Hälfte wieder geschaffen. Nicht wenige der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen rutschten nun in die Armut ab. Die wirtschaftliche Erholung in den USA scheine im vierten Quartal ins Stocken zu geraten.

Die Demokraten hatten jüngst vorgeschlagen, rund 2,2 Billionen Dollar für Corona-Hilfen auszugeben. Die Trump-Regierung hat dies als "unseriös" bezeichnet, aber ihr Angebot zuletzt auf fast 1,6 Billionen Dollar erhöht. Ein Kompromiss war damit in Reichweite. Doch wie so oft habe auch dieses Mal der US-Präsident einer parteiübergreifenden Lösung nicht nachkommen wollen. Die Verhandlungen sollen nun bis nach den US-Präsidentschaftswahlen ruhen. Nach seiner Wiederwahl wolle er das Paket aber sofort auf den Weg bringen, ließ Trump wissen. Der DAX verliert 0,3 Prozent auf 12.872, der Euro-Stoxx-50 büßt 0,1 Prozent auf 3.230 Punkte ein.

Deutsche Industrieproduktion liefert Enttäuschung, aber keinen Weltuntergang

Die deutsche Industrieproduktion für den Monat August sorgt für Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa bei der DWS, auf ganzer Linie für Enttäuschung: Der erwartete kräftige Anstieg fiel aus, stattdessen gab es einen Rückgang um 0,2 Prozent zum Vormonat. Die Schwäche zog sich im Grunde durch alle Sektoren, besonders ausgeprägt war sie leider im Investitionsgüterbereich. Hier sank die Produktion um 3,6 Prozent gegenüber dem Vormonat und liegt wieder fast ein Fünftel hinter Vorjahresniveau. Das sei insofern besonders betrüblich, da dieser Sektor ein Indikator für die Investitionstätigkeit sei.

Trotz dieses ernüchternden Berichts bleibt Moryson zuversichtlich, dass sich die Erholung der deutschen Industrie langsam aber sicher fortsetzen werde. Die ausweislich des ifo-Indexes und der Einkaufsmanagerindizes recht zuversichtliche Stimmung in der Industrie werde gestützt von den guten Auftragseingängen. Das werde früher oder später seinen Niederschlag in der Produktion finden.

Tui mit CFO-Abgang und Branche unter Druck

Um 4,7 Prozent nach unten geht es in London mit den Aktien von Tui. Hier kommt der Weggang der CFO nicht gut an. "In einer solchen Marktumgebung sollte die Lotsin nicht von Bord gehen", sagt ein Händler: "Das sieht nicht sehr vertrauenserweckend aus". Es gebe zu viele "offene Handlungsstränge" wie die Milliarden an Staatshilfen. Finanzvorstand Birgit Conix will Tui zum Jahresende verlassen. Allerdings dürfte nicht das ganz Minus der Aktie damit begründet werden: "Die gesenkte Absatzprognose von Boeing war mit einer drastisch gesenkten Erwartung an die Reisetätigkeit verbunden, daher ist der gesamte Sektor unter Druck", sagt ein Händler. Auch Carnival und Lufthansa fallen, der Sektor der europäischen Reisewerte verliert 0,7 Prozent.

Für die Aktie von Covestro geht es im DAX gegen den Trend um 2,5 Prozent auf 44,86 Euro nach oben. Die Analysten von Goldman Sachs haben die Aktie mit "Buy" bestätigt und das Kursziel mit 68 Euro leicht nach oben genommen. Was die Endmärkte von Covestro betreffe, so erhole sich der Automobilsektor am stärksten, nur die Nachfrage des Luftfahrtsektors falle nach wie vor verhalten aus. Geografisch gesehen rechnen die Analysten mit einer kräftigen Erholung der Volumen in China. Die Nachfrageerholung in Europa und in den USA verlaufe im Vergleich langsamer.

Dialog Semiconductor notieren nach anfänglichen Gewinnen am Mittag knapp im Minus. Das Technologieunternehmen hat die Umsatzprognose für das dritte Quartal erhöht und leicht über den Rand der bisherigen Prognosespanne genommen.

Als überraschend stark wird der Gewinnanstieg von Tesco (plus 1,4 Prozent) im Handel bezeichnet. "Das liegt über den Erwartungen", kommentiert ein Händler. Der Gewinn konnte im ersten Halbjahr noch stärker als der Umsatz gesteigert werden - und das trotz steigender Kosten wegen der Coronakrise.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.229,65 -0,11 -3,65 -13,76

Stoxx-50 2.917,85 -0,12 -3,40 -14,26

DAX 12.872,00 -0,26 -34,02 -2,85

MDAX 27.654,42 -0,05 -13,58 -2,33

TecDAX 3.095,25 -0,49 -15,22 2,66

SDAX 12.776,18 -0,16 -20,48 2,11

FTSE 5.961,81 0,20 11,87 -21,11

CAC 4.891,05 -0,09 -4,41 -18,18

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,50 0,01 -0,74

US-Zehnjahresrendite 0,78 0,03 -1,90

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:20 Uhr Di, 17:30 % YTD

EUR/USD 1,1758 +0,21% 1,1738 1,1784 +4,8%

EUR/JPY 124,73 +0,65% 124,16 124,44 +2,3%

EUR/CHF 1,0794 +0,18% 1,0774 1,0778 -0,6%

EUR/GBP 0,9136 +0,27% 0,9100 0,9096 +8,0%

USD/JPY 106,08 +0,42% 105,76 105,61 -2,5%

GBP/USD 1,2874 -0,00% 1,2901 1,2956 -2,9%

USD/CNH (Offshore) 6,7345 -0,21% 6,7362 6,7338 -3,3%

Bitcoin

BTC/USD 10.593,70 +0,24% 10.620,76 10.682,01 +46,9%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 39,58 40,67 -2,7% -1,09 -30,4%

Brent/ICE 41,66 42,65 -2,3% -0,99 -32,0%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.887,35 1.877,79 +0,5% +9,56 +24,4%

Silber (Spot) 23,57 23,10 +2,0% +0,47 +32,1%

Platin (Spot) 862,75 852,00 +1,3% +10,75 -10,6%

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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/flf

(END) Dow Jones Newswires

October 07, 2020 06:58 ET (10:58 GMT)

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