31.12.2018 14:43:43

MÄRKTE EUROPA/Kleine Jahresschlussrally - London hinkt hinterher

Von Steffen Gosenheimer

LONDON (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte haben das schlecht gelaufene Börsenjahr 2018 mit einer kleinen Schlussrally beendet. Gearbeitet wurde allerdings nur noch an einigen Börsen und dies verkürzt, darunter London, Paris, Madrid und Amsterdam. In Ländern wie Deutschland, Italien, Österreich und Schweiz endete das Börsengeschehen 2018 dagegen bereits am Freitag.

Der Euro-Stoxx-50 stieg am letzten Tag des Jahres um 0,5 Prozent auf 3.001 Punkte. Der Stoxx-50 kam um 0,3 Prozent voran. Dabei fielen die Indexgewinne an den Länderbörsen teils deutlich kräftiger aus, spiegelten sich in den europäischen Indizes aber nicht im gleichen Maß wider, weil diese auch Aktien enthalten, die nicht mehr gehandelt wurden - beispielsweise aus Deutschland und der Schweiz.

In Portugal machte der Index einen Satz um 1,8 Prozent nach oben, in Paris gewann der CAC-40 rund 1,1 Prozent und in Amsterdam der AEX 0,8 Prozent.

Pfund bremst Aktienkurse in London

Schlusslicht war London mit einem Minus von 0,1 Prozent. Gebremst wurde der FTSE-100-Index von der allgemeinen Unsicherheit um den näher rückenden Brexit, aber auch vom aufwertenden Pfund Sterling. Dessen Kurs zog kräftig von 1,2698 Dollar am Freitag an auf 1,2800 an, wodurch sich die Wettbewerbsfähigkeit der Exportunternehmen verschlechtert. Zuletzt war das Pfund Anfang Dezember so hoch bewertet. Auch zum Euro machte es deutlich Boden gut.

Hintergrund der Kursgewinne der britischen Währung waren Berichte vom Wochenende, wonach es im britischen Parlament Pläne geben soll, den Brexit zu verschieben, sollte Premierministerin Theresa May in der Parlamentsabstimmung über den ausgehandelten Brexit-Deal scheitern, wonach es derzeit aussieht. Das schürte unter anderem auch Spekulationen über einen Zeitgewinn für eine möglicherweise zweite Brexit-Abstimmung in der Bevölkerung.

Für Optimismus unter den Akteuren an den Aktien- und Ölmärkten sorgte ein Tweet von US-Präsident Donald Trump, in dem er sich am Wochenende zuversichtlich über den Fortgang der Verhandlungen mit China im Handelsstreit ausgelassen hatte. Allerdings gab es dazu auch skeptische Stimmen. Trump könne damit bewusst übertrieben haben und versuchen, die Märkte zu beruhigen, die an den vergangenen Tagen extreme Ausschläge nach beide Seiten gezeigt hatten - auch wegen der Sorge, der Handelsstreit könne außer Kontrolle geraten.

Zur positiven Stimmung trug auch bei, dass das italienische Parlament am Wochenende den zwischen der EU und Rom gefundenen Kompromiss zur Neuverschuldung des südeuropäischen Landes abgesegnet hatte.

Keine Rolle spielten gemischt ausgefallene Konjunkturdaten aus China. Während dort der Index der Einkaufsmanager für das verarbeitende Gewerbe im Dezember in den Kontraktion anzeigenden Bereich nachgab, stieg dessen Pendant für den Dienstleistungssektor weiter in Expansion signalisierendes Terrain.

Unter den großen Einzelwerten stachen Kering mit einem Kursplus von 3,6 Prozent heraus. Aber auch andere Luxusgüteraktien wie LVMH in Paris oder Burberry in London zogen um 2,2 bzw 0,9 Prozent stärker an. Sie dürften mit der Hoffnung auf eine Annäherung im Handelsstreit gekauft worden sein, zumal China als wichtigster Markt für die Branche gilt.

Am Ölmarkt zogen die Preise kräftig an. Brentöl verteuerte sich um 2,4 Prozent auf 54,50 Dollar.

Jahresbilanz 2018 ernüchternd

Für europäische Aktien war 2018 ein schwieriges Börsenjahr. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, steigende Leitzinsen in den USA, die Rückführung des Wertpapierkaufprogramms durch die EZB, der Streit zwischen Rom und Brüssel um den italienischen Haushalt 2019, das Brexit-Chaos sowie sich weltweit abschwächende Wachstumszahlen und eine Welle von Gewinnwarnungen der Unternehmen forderten Tribut.

Die Jahresbilanz ist entsprechend ernüchternd. Der DAX verlor gut 18 Prozent an Wert, für den Euro-Stoxx-50 ging es um knapp 15 Prozent nach unten. In London hielt sich der FTSE-100 mit einem Minus von 12,5 Prozent trotz der Brexit-Gefahren besser als der DAX. Das Brexit-Risiko schlug sich hier vor allem im Pfund nieder und drückte dessen Kurs auf breiter Front. Das schwächere Pfund wiederum stützte aber den Aktienmarkt, weil es die Wettbewerbsfähigkeit der britischen Exporteure verbessert.

Wenig erfreulich sind auch die weiteren Perspektiven, bleiben doch viele der Belastungsfaktoren auch im neuen Jahr erst einmal erhalten. Sollte es etwa nicht in letzter Minute zu einer Einigung in den Brexit-Verhandlungen kommen, droht ein Crash Großbritanniens mit kaum vorhersehbaren Auswirkungen auf die internationalen Märkte.

Unsicher bleiben auch die Wachstumsaussichten. Bislang neigen vor allem China, Europa und die Schwellenländer zur wirtschaftlicher Schwäche. Als Fels in der Brandung hat sich bislang die US-Wirtschaft erwiesen. Beobachter befürchten allerdings, dass sich die US-Wirtschaft im kommenden Jahr kräftig abschwächen könnte. Hintergrund sind auslaufenden Fiskalimpulse durch die US-Steuerreform, die eine Sonderkonjunktur in den USA ausgelöst hatte.

Auto- und Bankenaktien abgehängt

Mit Blick auf die einzelnen Branchen führt der Automobilsektor zusammen mit den Banken (jeweils rund minus 28 Prozent) die Verliererliste in Europa an. Auch Rekordabsätze konnten die Autobranche nicht retten. Sie wurde gleich von mehreren Seiten in die Mangel genommen, vom Handelsstreit zwischen USA und China, der Umstellung auf neue Abgastests, Diesel-Fahrverboten in deutschen Städten sowie den zu erwartenden hohen Investitionen für die Megatrends der Branche - Elektromobilität und autonomes Fahren.

Den Banken bereiteten nicht nur Wachstumssorgen Probleme bei der Gewinnentwicklung, sondern auch der italienische Haushaltsstreit. Der europäische Bankensektor ist stark in italienischen Staatsanleihen engagiert. Eine echte Schuldenkrise in Italien würde wegen der Größe des Landes tiefe Löcher in die Bilanzen des europäischen Bankensystems reißen. In der Zwischenzeit haben sich Rom und Brüssel zwar auf einen Haushalt 2019 geeinigt - ob sich der Friede als nachhaltig erweist, bleibt abzuwarten.

Konjunktursensible Sektoren wurden ebenfalls gemieden. So ging es für den Chemiesektor um 16 Prozent nach unten, Rohstoffwerte büßten im Schnitt knapp 17 Prozent ein und der Bausektor musste ein Minus von fast 20 Prozent verkraften.

Ölwerte hielten sich mit einem Subindex-Minus von unter 5 Prozent noch vergleichsweise gut. Dies liegt daran, dass der Sektor noch bis in den Herbst vom stark steigenden Ölpreisen profitierte, ehe diese ab Ende Oktober in den freien Fall übergingen.

Über den Absturz der Technologieaktien wurde zwar viel geschrieben, über das Jahr betrachtet hielt sich der Sektor-Index mit einem Rückgang von knapp 12 Prozent aber noch vergleichsweise gut. Die Begründung ist ähnlich wie beim Ölsektor: Für die Technologietitel ging es im ersten Halbjahr noch steil nach oben, was die spätere Korrektur relativiert.

Wie oft in unruhigen Zeiten, waren defensive Sektoren tendenziell gesucht. Der Pharmasektor wie auch der Versorgersektor kamen mit kleinen Einbußen von gut 2 Prozent glimpflich davon.

Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

stand absolut in % in % seit

Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 3.001,42 +14,89 +0,5% -14,3%

Stoxx-50 2.763,06 +7,90 +0,3% -13,1%

Stoxx-600 337,73 +1,50 +0,4% -13,2%

XETRA-DAX Kein Handel -18,3%

FTSE-100 London 6.738,45 +4,48 +0,1% -12,4%

CAC-40 Paris 4.730,69 +51,96 +1,1% -11,0%

AEX Amsterdam 487,88 +3,71 +0,8% -10,4%

ATHEX-20 Athen 1.608,40 +19,96 +1,3% -22,8%

BEL-20 Bruessel 3.243,63 +34,63 +1,1% -18,5%

BUX Budapest Kein Handel -0,6%

OMXH-25 Helsinki Kein Handel -5,9%

ISE NAT. 30 Istanbul 113.351,54 -765,07 -0,7% -19,6%

OMXC-20 Kopenhagen 0,00 0,00 0,0% -13,0%

PSI 20 Lissabon 4.647,16 +84,31 +1,8% -12,2%

IBEX-35 Madrid 8.539,90 +46,20 +0,5% -15,0%

FTSE-MIB Mailand Kein Handel -16,1%

RTS Moskau 1.068,72 +2,59 +0,2% -7,4%

OBX Oslo Kein Handel -0,5%

PX Prag Kein Handel -8,5%

OMXS-30 Stockholm Kein Handel -10,7%

WIG-20 Warschau Kein Handel -7,5%

ATX Wien Kein Handel -19,6%

SMI Zuerich Kein Handel -10,2%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 0,24 0,00 -0,19

US-Zehnjahresrendite 2,74 0,02 0,33

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.33 Do, 17:18 % YTD

EUR/USD 1,1453 +0,12% 1,1451 1,1415 -4,7%

EUR/JPY 125,95 -0,19% 126,52 126,39 -6,9%

EUR/CHF 1,1268 +0,08% 1,1281 1,1301 -3,8%

EUR/GBP 0,8944 -0,72% 0,9041 0,9021 +0,6%

(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires

December 31, 2018 08:44 ET (13:44 GMT)

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