07.04.2020 16:21:43

MÄRKTE EUROPA/Erholungs-Rally - Anleger kaufen "Fallen Angels"

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach der Rally zu Wochenbeginn geht es an Europas Börsen am Dienstagnachmittag weiter nach oben. Der DAX steigt um 3,7 Prozent auf 10.446 Punkte und der Euro-Stoxx-50 um 3,1 Prozent auf 2.882 Punkte. Gekauft werden vor allem Aktien, die im Corona-Crash besonders stark verloren hatten, an der Börse gemeinhin als "Fallen Angels" bezeichnet. So gewinnt der Branchen-Index der Reise- und Freizeit-Aktien 8 Prozent, er hatte im Crash zeitweise 50 Prozent verloren. Bei den Länderbörsen hat erneut Wien mit einem Plus von 5,5 Prozent die Nase vorn. In Österreich wird der Shutdown bereits nach Ostern gelockert.

Aber auch mit Blick auf die anderen Märkte sprechen Händler von wieder zunehmendem Optimismus: In einer Umfrage der Notenbank-Filiale in New York zeigten sich 48 Prozent zuversichtlich, dass die Aktienkurse in einem Jahr höher stehen werden als derzeit. "Dieser Optimismus treibt die Kurse weiter nach oben", sagt Jochen Stanzl, Analyst von CMC Markets.

"Auch wenn das Risiko einer zweiten Infektionswelle nach einem schrittweisen Ende des Shutdowns besteht, zeigen sich Anleger ermutigt davon, dass die Zahl der Neuinfektionen in vielen Hot Spots der Welt nachlässt", so Stanzl. Zudem steige die Schuldenquote im Bundeshaushalt in Richtung 75 Prozent der Wirtschaftsleistung, und Bundesfinanzminister Olaf Scholz habe ein Konjunkturprogramm angekündigt. "Das weckt die Fantasie der Anleger", ergänzt der Analyst.

Mit der Hoffnung auf eine bereits bald wieder in Schwung kommende Wirtschaft kaufen die Anleger Aktien von Zyklikern, die von einem Aufschwung überproportional profitieren sollten. Im DAX steigen MTU um 10 Prozent auf 130,30 Euro, die Aktie hatte Ende Januar fast 290 Euro gekostet. Infineon erholen sich um 6,3 und Deutsche Bank um 5,9 Prozent. In Europa legen neben den Reise- und Freizeit-Aktien sowie den Bankaktien auch Auto-, Industrie- und Versicherungsaktien sowie Stahltitel überdurchschnittlich zu. Arcelormittal erholen sich um gut 11 Prozent, Barclays um knapp 13 und Provident Financial um 24 Prozent.

Gegeben werden dagegen die Aktien aus dem sogenannten Corona-Basket, also von Unternehmen, deren Geschäftsmodell von der Corona-Pandemie profitierte. So liegt der Index der Pharma-Aktien nun schon um 0,9 Prozent im Minus.

Blackrock bleibt vorsichtig - Natixis auch

Allerdings gibt es auch nach wie vor skeptische Stimmen: Grenzenloser Optimismus sei fehl am Platz, heißt es beim Vermögensverwalter Blackrock. "Dafür sind die Gefahren einer weiteren Ausbreitung der Epidemie, vor allem in den USA, aber auch in vielen Schwellenländern, weiterhin viel zu real", gibt Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Osteuropa zu bedenken.

Aus Marktsicht stehe jetzt die entscheidende Frage an, ob sich die Epidemie in den USA auf andere Metropolregionen ausweite. Sollte dies der Fall sein, könnte ein längerer und noch härterer Shutdown der Wirtschaft die Folge sein, dann könnten sogar die sehr umfangreichen Finanzhilfen des Staates von bisher gut zwei Billionen Dollar sich als nicht ausreichend erweisen.

Auch nach Einschätzung von Natixis ist die Gefahr von Rückschlägen an den Märkten noch nicht gebannt. Die Märkte unterschätzten gegenwärtig, dass die Eindämmung des Covid 19-Virus längere Zeit in Anspruch nehmen und der Weg zurück zur Normalität nicht einfach sein werde.

"Eine nachhaltige Erholung an den Märkten braucht fortgesetzte positive Nachrichten und Impulse, warnt Esty Dwek, Head of Global Market Strategy bei Natixis. Angesichts zahlreicher, weiter existierender Fragezeichen scheint es dafür noch zu früh", warnt er.

Deutsche Versicherer gefragt

Positiv für das Sentiment der deutschen Versicherer wertet ein Marktteilnehmer die Aussagen der Bafin. Demnach sieht sie für die deutschen Versicherer derzeit keinen Anlass zu besonderer Sorge, aber zu erhöhter Wachsamkeit. "Wir halten die Situation insgesamt für beherrschbar", sagte Exekutivdirektor Frank Grund im Interview mit der Börsen-Zeitung. Allianz steigen um 4,4 Prozent, Munich Re um 4,8 Prozent.

Nach dem Kurssprung in der Aktie von Carnival zu Wochenbeginn geht es um weitere 29 Prozent nach oben. Den Auslöser lieferte die Nachricht vom Vortag, dass der Staatsfonds von Saudi-Arabien mit einer Beteiligung von 8,2 Prozent bei der größten Kreuzfahrtreederei der Welt eingestiegen ist.

Biotest gewinnen 8,1 Prozent. Biotest arbeitet an einem neuen Medikament gegen Covid-19 basierend auf Hyperimmunplasma. Mit einem sich in Entwicklung befindlichen Test sollen Plasmaspender auf Antikörper gegen Covid-19 untersucht werden, um die Spenden mit den meisten Antikörpern zu einem neuen Hyperimmunglobulin gegen Covid-19 verarbeiten zu können.

Kurse steigen nun trotz schlechter Unternehmensnachrichten

"Dass die Passagierzahlen so eingebrochen sind, überrascht mich nicht", so ein Aktienhändler zu den Fraport-Verkehrszahlen. Im März ging das Passagieraufkommen zeitweise um mehr als 95 Prozent zurück. Der Kurs steigt trotzdem um 6,5 Prozent.

Keine große Überraschung ist laut Händlern auch die Ankündigung von Hugo Boss, dass die Dividende für 2019 ausfällt. Die Aktie legt um 7,6 Prozent zu.

Positiv wird im Handel gewertet, dass das Biotechnologieunternehmen Morphosys an seinen Zielen für die Erreichung bestimmter Meilensteine festhält. Die Aktie sei mit dem Abverkauf in Folge der Coronavirus-Krise stark gefallen und besitze nun deutliches Erholungspotenzial. Der Kurs zieht um 1,2 Prozent an.

DJG/hru/raz

(END) Dow Jones Newswires

April 07, 2020 10:22 ET (14:22 GMT)

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