20.06.2023 18:19:45

MÄRKTE EUROPA/Die Chemie macht den Markt

(Wiederholung)

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Ganz im Bann der Chemie ist am Dienstag der Handel an den europäischen Aktienmärkten verlaufen. Nach einem Schock über eine Gewinnwarnung von Lanxess am Vormittag hielt im Verlauf auch Covestro die Marktteilnehmer in Atem. Der Kurs schoss um 12,9 Prozent nach oben auf 45,51 Euro. Wie Nachrichtenagenturen unter Verweis auf Kreise schrieben, hat die Abu Dhabi National Oil Company Covestro wegen einer möglichen Übernahme angesprochen. "Vermutlich bereitet sich Abu Dhabi auf die Zeit nach dem Öl vor", so ein Marktteilnehmer. Bis zum frühen Nachmittag waren auch Covestro im Sog von Lanxess stark gefallen. Lanxess brachen um 15,4 Prozent ein, die Gewinnwarnung löste zudem Rezessionsängste am Gesamtmarkt aus. Der DAX schloss mit einem Minus von 0,6 Prozent auf 16.111 Punkte etwas leichter, der Euro-Stoxx-50 schloss mit 4.343 Punkten 0,4 Prozent im Minus.

Im DAX fielen im Sog von Lanxess die Aktien von BASF um 3,2 Prozent, im MDAX gaben Evonik 3,5 Prozent ab und Wacker Chemie um 4,5 Prozent. In Zürich verloren Sika 3,7 Prozent. Weil die von Lanxess ausgesendete Schockwelle nur die zyklische Chemie betraf und weniger konjunkturunabhängigere Branchenwerte wie die nahezu unveränderten Air Liquide oder Symrise (-0,8%), hielt sich der europäische Stoxx-Chemieindex noch relativ gut. Sein Minus von 0,9 Prozent wurde von dem der Basic Resources mit 2,2 Prozent Abschlag deutlich übertroffen. Thyssenkrupp gaben 3,3 Prozent ab, aber auch stark konjunkturabhängige Industrietitel wie Kion und Jungheinrich litten unter den von Lanxess ausgelösten Konjunktursorgen.

Nachdem zu Wochenbeginn schon Sartorius den Gesundheitssektor mit einer Umsatzwarnung belastet hatte, war nun mit Lanxess die konjunkturabhängige Chemie betroffen: "Es wirkt ein bisschen, als fällt ein Dominostein nach dem nächsten", sagte ein Händler. Der Markt habe die Dynamik des Abrutschens Deutschlands in die Rezession unterschätzt.

Insbesondere das Ausmaß der Gewinnwarnung des Spezialchemieunternehmens überraschte. Lanxess erwartet nur noch ein bereinigtes operatives Ergebnis von 600 bis 650 Millionen Euro nach bislang 850 bis 950 Millionen. Lanxess sprach von schwacher Nachfrage vor allem aus der Bau- und Elektroindustrie und zeigte sich auch im Ausblick skeptisch.

Sanofi nach Urteil sehr fest

Auf der anderen Seite stieg der Index der Versorger um 0,7 Prozent, der Index der Pharmaaktien konnte sich behaupten. Hier gewannen Sanofi 3,7 Prozent, nachdem ein Schiedsgericht zugunsten des französischen Pharma-Konzerns gegen Boehringer entschieden hat. Sanofi muss nicht für eventuelle finanzielle Forderungen von Klägern in den USA aufkommen, die wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Medikaments Zantac gegen Sodbrennen erhoben wurden.

Bei den Versorgern gewannen Iberdrola 2,1 Prozent auf 11,95 Euro, das Unternehmen will mindestens 31 Cent Dividende zahlen, wie ein Marktteilnehmer sagte. Im DAX standen Eon und RWE auf der Gewinnerseite. Daneben zogen MTU um weitere 1,1 Prozent an und Airbus um 0,4 Prozent.

Dämpfer für die Spekulation um Software AG

Im MDAX fielen Software AG um 1,7 Prozent auf 31,70 Euro. Bain Capital hat im Übernahmekampf um das Softwarehaus das Handtuch geworfen und dient seine Aktien Silver Lake an, die 32 Euro je Aktie bietet. Mit der Andienung schwinde die Hoffnung aus dem Markt, dass Silver Lake das Gebot noch einmal anheben könnte, sagte ein Teilnehmer.

Für UBS ging es um 2,4 Prozent nach unten. Der Markt schloss mögliche Strafzahlungen im Zusammenhang mit der Pleite des Vermögensverwalters Archegos Capital nicht aus. Die Credit Suisse, die vergangene Woche formell von der konkurrierenden UBS übernommen wurde, hatte wegen Archegos den größten Handelsverlust in ihrer 167-jährigen Geschichte erlitten.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn*

Euro-Stoxx-50 4.343,14 -19,24 -0,4% +14,5%

Stoxx-50 3.984,61 -17,03 -0,4% +9,1%

Stoxx-600 459,44 -2,60 -0,6% +8,1%

XETRA-DAX 16.111,32 -89,88 -0,6% +15,7%

FTSE-100 London 7.569,31 -19,17 -0,3% +1,8%

CAC-40 Paris 7.294,17 -19,88 -0,3% +12,7%

AEX Amsterdam 763,09 -5,89 -0,8% +10,8%

ATHEX-20 Athen 3.063,56 -11,65 -0,4% +36,1%

BEL-20 Bruessel 3.584,67 -12,05 -0,3% -3,2%

BUX Budapest 49.829,16 +242,45 +0,5% +13,8%

OMXH-25 Helsinki 4.526,85 -80,92 -1,8% -3,4%

ISE NAT. 30 Istanbul 5.860,67 -13,62 -0,2% -1,4%

OMXC-20 Kopenhagen 2.032,42 +6,79 +0,3% +10,7%

PSI 20 Lissabon 6.045,10 -3,66 -0,1% +5,5%

IBEX-35 Madrid 9.439,80 +7,90 +0,1% +14,7%

FTSE-MIB Mailand 27.576,11 -178,07 -0,6% +17,1%

OBX Oslo 1.118,96 +1,47 +0,1% +2,7%

PX Prag 1.319,47 -6,63 -0,5% +9,8%

OMXS-30 Stockholm 2.281,16 -11,52 -0,5% +11,6%

WIG-20 Warschau 2.066,78 -17,03 -0,8% +15,3%

ATX Wien 3.139,65 -17,76 -0,6% +2,3%

SMI Zuerich 11.215,91 -90,73 -0,8% +4,5%

* zu Vortagsschluss

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:34 Uhr Mo, 17:30 % YTD

EUR/USD 1,0902 -0,2% 1,0928 1,0927 +1,9%

EUR/JPY 154,14 -0,6% 155,22 155,00 +9,8%

EUR/CHF 0,9803 +0,2% 0,9795 0,9789 -1,0%

EUR/GBP 0,8560 +0,3% 0,8550 0,8539 -3,3%

USD/JPY 141,39 -0,4% 142,04 141,83 +7,8%

GBP/USD 1,2737 -0,5% 1,2781 1,2797 +5,3%

USD/CNH (Offshore) 7,1869 +0,3% 7,1731 7,1643 +3,7%

Bitcoin

BTC/USD 27.031,35 +1,0% 26.814,88 26.401,12 +62,8%

ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 70,39 71,78 -1,9% -1,39 -11,8%

Brent/ICE 75,28 76,09 -1,1% -0,81 -10,1%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 37,64 34,90 +7,9% +2,74 -56,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.935,38 1.947,64 -0,6% -12,26 +6,1%

Silber (Spot) 23,14 23,93 -3,3% -0,79 -3,5%

Platin (Spot) 965,03 978,35 -1,4% -13,33 -9,6%

Kupfer-Future 3,86 3,89 -0,6% -0,02 +1,3%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/ros

(END) Dow Jones Newswires

June 20, 2023 12:20 ET (16:20 GMT)

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