MÄRKTE EUROPA/Börsen setzen auf Verbleib Zyperns in der Eurozone

Von Thomas Leppert Während die Politiker in Zypern noch den Weg aus der Krise suchen, haben die Börsen das Ergebnis der Verhandlungen bereits vorweggenommen. Kaum anders ist zu erklären, dass sich die Aktienmärkte wie auch der Euro im Vorfeld des Wochenendes mit einer stabilen Tendenz zeigten. Die Börsianer gehen davon aus, dass es - wie bereits im Falle anderer Eurokrisen erlebt - auch in Zypern in letzter Minute eine Entscheidung pro Europa geben wird. Das Kursbarometer Dax verlor 0,3 Prozent auf 7.911 Punkte, der Euro-Stoxx-50 reduzierte sich um 0,1 Prozent auf 2.682 Punkte.

   Der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, stellt sich auf ein hektisches Wochenende ein. Sollte der "Plan B" vom zyprischen Parlament verabschiedet werden, seien in der Folge intensive Verhandlungen mit der Troika zu erwarten. Der Plan umfasst unter anderem die Aufspaltung der Laiki-Bank, die Schaffung eines Solidaritätsfonds und eine Verpfändung der Gasreserven beziehungsweise der Rentenkasse. Schmieding ist vorsichtig optimistisch, dass Zypern letztlich eine von der Troika abgesegnete Version des neuen Plans akzeptieren wird.

   Am Vormittag hatte der deutsche Aktienmarkt bereits den leicht enttäuschenden Ifo-Index gut weggesteckt. Der Geschäftsklimaindex, eine der meistbeachteten Umfragen unter Unternehmen, ist im März mit 106,7 Punkten unter der Konsensschätzung von Volkswirten von 107,6 geblieben. Dies drückte den DAX auf ein Tagestief von 7.876 Punkten, von dem sich der Leitindex allerdings rasch wieder erholte.

   Ralf Umlauf, Marktstratege bei der Helaba, sieht im ersten Rückgang des Geschäftsklimas seit fünf Monaten einen Dämpfer für die Konjunkturerwartungen in Deutschland. Dennoch liege der Index aber auch im März signifikant über dem Niveau des vierten Quartals 2012 und auch des Januar. Daher bleibt Umlauf bei seiner Erwartung, dass das Schlussquartal 2012 den konjunkturellen Boden in Deutschland bildet.

   Die Renditen bei zehnjährigen Staatsanleihen aus Italien kamen um sieben Basispunkte auf 4,50 Prozent zurück. Staatspräsident Giorgio Napolitano hat am Abend den Chef des Mitte Links-Bündnisses, Pierluigi Bersani, mit der Regierungsbildung beauftragt. Wegen der unklaren Mehrheitsverhältnisse ist die Aufgabe alles andere als einfach. Der Euro zeigte sich weitgehend unbeeindruckt von der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung und legte über den Tag gesehen deutlich zu - am Ende notierte er bei 1,2980 Dollar.

   Für Aufsehen sorgte Volkswagen. Die Wolfsburger, die 75 Prozent am Lkw-Hersteller MAN halten, bieten den anderen Aktionären eine Abfindung von 80,89 Euro je Aktie. Diesen Preis haben Wirtschaftsprüfer festgelegt. Die MAN-Aktie kostete am Vorabend jedoch mit 87,10 Euro gut sechs Euro mehr. Während die Aktie von MAN um 2,6 Prozent auf nur noch 84,80 Euro fiel, stiegen VW um 0,8 Prozent auf 156,55 Euro.

   Mit Blick auf die europäischen Indizes legten die Versorger bereits den fünften Tag in Folge zu. In Frankfurt stiegen die E.ON-Aktien nach einem positiven Analystenkommentar aus dem Hause Exane BNP um 1,2 Prozent auf 13,86 Euro. In London verteuerten sich die Titel von AstraZeneca um 3,3 Prozent auf 3.236 Pence. Die Barclays-Bank hat das Kursziel für die Aktie des Pharmakonzerns um 150 auf 3.300 Pence erhöht. Die Ankündigung eines acht Milliarden US-Dollar schweren Aktienrückkaufprogramm ließ BP-Aktien um knapp zwei Prozent auf 457,70 Pence steigen.

=== Europäische Schlussindizes am Freitag, 22. März:

. Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 2.681,67 -2,25 -0,1% 1,7 . Stoxx-50 2.692,78 -4,45 -0,2% 4,5 . Stoxx-600 294,04 -0,43 -0,1% 5,1 Frankfurt XETRA-DAX 7.911,35 -21,16 -0,3% 3,9 London FTSE-100 6.392,76 4,21 +0,1% 8,4 Paris CAC-40 3.770,29 -4,56 -0,1% 3,5 Amsterdam AEX 350,74 -1,67 -0,5% 2,3 Athen ATHEX-20 302,20 2,06 +0,7% -2,4 Brüssel BEL-20 2.619,55 6,19 +0,2% 5,8 Budapest BUX 17.999,08 -250,75 -1,4% -1,0 Helsinki OMXH-25 2.345,42 -18,19 -0,8% 6,1 Istanbul ISE NAT. 30 101.865,52 60,48 +0,1% 4,2 Kopenhagen OMXC-20 534,24 -2,82 -0,5% 7,7 Lissabon PSI 20 6.095,88 0,06 0% 7,8 Madrid IBEX-35 8.351,20 -21,70 -0,3% 2,0 Mailand FTSE-MIB 16.045,51 109,52 +0,7% -1,4 Moskau RTS 1.470,91 -14,82 -1,0% -3,7 Oslo OBX 438,20 0,46 +0,1% 6,8 Prag PX 980,61 -2,49 -0,3% -5,6 Stockholm OMXS-30 1.196,43 8,71 +0,7% 8,3 Warschau WIG-20 2.370,02 -25,80 -1,1% -8,5 Wien ATX 2.421,68 -30,68 -1,3% 0,9 Zürich SMI 7.744,33 -17,97 -0,2% 13,5

DEVISEN zuletzt '+/- % Fr, 8.29 Uhr Do, 17.31 Uhr EUR/USD 1,2984 0,64% 1,2900 1,2910 EUR/JPY 122,6936 0,32% 122,2984 122,7501 EUR/CHF 1,2227 0,17% 1,2207 1,2220 USD/JPY 94,5130 -0,34% 94,8370 95,0700 GBP/USD 1,5219 0,25% 1,5181 1,5168 === Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com

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   March 22, 2013 13:32 ET (17:32 GMT)

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