09.01.2015 16:52:35

MÄRKTE EUROPA/Börsen im Rückwärtsgang - Santander brechen ein

   Von Thomas Leppert

   Die Börsen in Europa bauen mit einer leichteren Eröffnung an der Wall Street die Verluste aus. Während der Arbeitsmarkt in den USA brummt, wird an der Börse negativ aufgenommen, dass die Löhne in den USA leicht gefallen sind. Enttäuschende Nachrichten kommen zudem von dem europäischen Banken-Sektor. Die Aktie der Banco Santander leidet unter der Kapitalerhöhung und bricht um 11 Prozent ein. Der Kapitalbedarf der spanischen Bank belastet das Sentiment für den gesamten Sektor.

   Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 2,2 Prozent auf 3.065 Punkte nach unten. Die Börse in Madrid verliert 3,5 Prozent. Der deutsche Aktienmarkt gibt 1,1 Prozent auf 9.729 Punkte nach.

   Der Index der europäischen Banken notiert mit einem Abschlag von 2,8 Prozent. Große Abschläge verzeichnen neben der Banco Santander die italienischen Banken, so geben Banco Populare um 4,8 Prozent, UniCredit um 4,1 Prozent und Mediobanca um 3,5 Prozent nach. An der Börse wird befürchtet, dass auch diese Banken ihr Eigenkapital noch aufbessern müssen. "Der Schritt von Santander sorgt tendenziell für Druck auch auf andere Häuser, ihre Kapitalausstattung zu überprüfen", so Berenberg-Analyst Nick Anderson.

   Die Banco Santander hat bereits im Zuge ihrer milliardenschweren Kapitalerhöhung 1,2 Milliarden Aktien zum Stückpreis von 6,18 Euro verkauft. Damit fließen dem Geldinstitut 7,5 Milliarden Euro zu. Die Aktie war am Donnerstag vor Bekanntwerden der Kapitalmaßnahme vom Handel ausgesetzt worden.

   "Das neue Management geht damit frontal die Hauptbelastungsfaktoren an, die institutionelle Investoren und Analysten bei dem Unternehmen gesehen haben", kommentiert die Deutsche Bank. Dies sei vor allem die geringe Kernkapitalquote von rund 8,7 Prozent gegenüber dem europäischen Durchschnitt von rund 11 Prozent. Die negative Kursreaktion sei auch damit zu erklären, dass die Aktie bisher durch die hohe Dividendenrendite von 9 Prozent gestützt worden sei. Da die zukünftigen Erwartungen an die Dividendenrendite nun geringer würden, könnte sich auch die Aktionärsstruktur ändern, so die Analysten.

   Die schwächer als erwartet ausgefallene deutsche Industrieproduktion im November belastet zudem leicht die Stimmung. Die Produktion ist im November um 0,1 Prozent gegen den Vormonat gefallen. Wie bereits am Vortag die enttäuschenden Daten zu den Auftragseingängen bestärkt auch dies tendenziell die Erwartungen baldiger weiterer Lockerungsmaßnahmen der EZB. Auch die vorbörslich veröffentlichten französischen Industrieproduktionszahlen konnten die Erwartungen nicht erfüllen.

   Für Unterstützung sorgten am frühen Nachmittag kurzfristig der gut ausgefallene Arbeitsmarktbericht aus den USA. Wie schon in den Monaten zuvor wurde auch im Dezember ein beeindruckender Stellenaufbau verzeichnet. "Die Beschäftigung steigt seit geraumer Zeit mit hoher Dynamik und auf breiter Front", so Thilo Heidrich, Investmentstratege bei der Postbank. Unter diesem Gesichtspunkt könnte die Fed bald mit Zinsanhebungen beginnen.

   Allerdings habe der Dezember-Bericht einmal mehr sehr deutlich gemacht, dass die Beschäftigungsanstiege noch kein Wachstum der Löhne zur Folge haben, eher das Gegenteil sei der Fall sei. Im Dezember fiel der durchschnittliche Stundenlohn sogar um 5 Cent auf 24,57 Dollar.

   Der Euro fiel in Folge auf 1,1775 Dollar und notiert damit nahe seinem Neunjahrestief am Vortag von 1,1754. "Aus fundamentaler Sicht sind niedrigere Euro-Kurse sicherlich angemessen", sagt die Commerzbank. Die Commerzbank hat ihr Jahresendziel 2015 für den Euro auf 1,12 von zuvor 1,15 Dollar gesenkt.

   Bei den Ölpreisen bleibt die jüngste Stabilisierung wacklig. Sowohl WTI- als auch Brent-Öl notieren mit knapp 48,50 bzw. knapp 51,30 Dollar etwas leichter. Am Aktienmarkt gibt der Subindex der Öl- und Gasaktien um 1,2 Prozent nach. Die Börse in Moskau verliert 4,4 Prozent.

   Aufwärts geht es dagegen mit Europas Mediensektor, der gegen den Trend um 0,4 Prozent zulegt. Die französischen TF1 legen 2,2 Prozent zu nach einer Hochstufung auf Kaufen nach Neutral durch Exane BNP. Die Aktie profitiere stark von einer Verbesserung der Werbungspreise wegen ihrer geringen Margenstärke, so die Begründung der Analysten. Die Werbeerlöse für TV-Sender hätten zuletzt deutlich zugelegt. Daher stiegen auch RTL Group um 0,8 Prozent. Axel Springer legen 1,4 Prozent zu, da auch die Bereitschaft steige, im Online-Bereich zu zahlen.

   Tagesfavorit am deutschen Aktienmarkt sind im Dax Merck nach einer Hochstufung durch die Credit Suisse auf "Outperform". Merck gewinnen 2,1 Prozent. Im TecDax legen United Internet nach dem Plus am Vortag um weitere 3,6 Prozent zu auf 39,04 Euro. Rückenwind kommt hier von einer Kaufempfehlung durch Goldman Sachs mit einem Kursziel von nun 54 nach zuvor 49 Euro. Im MDAX verlieren Südzucker 3,1 Prozent nach dem Vortagesplus von über 7 Prozent.

=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.069,05 -2,11% Stoxx-50 2.973,51 -1,17% DAX 9.745,32 -0,94% FTSE 6.521,14 -0,74% CAC 4.205,37 -1,29% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 156,28 -5

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.28 Uhr Do, 17.20 Uhr EUR/USD 1,1809 0,14% 1,1792 1,1801 EUR/JPY 140,59 -0,17% 140,82 141,15 EUR/CHF 1,2005 -0,04% 1,2009 1,2012 USD/JPY 119,04 -0,32% 119,42 119,64 GBP/USD 1,5141 0,31% 1,5095 1,5102 === Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

   DJG/thl/raz

   (END) Dow Jones Newswires

   January 09, 2015 10:22 ET (15:22 GMT)

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