08.12.2016 18:59:45

MÄRKTE EUROPA/Börsen haussieren nach EZB-Entscheidung - Euro fällt

   Von Manuel Priego Thimmel

   FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Präsident Mario Draghi ist am Donnerstag seinem Ruf als Marktbeweger gerecht geworden. Die EZB hat das Wertpapierkaufprogramm um neun Monate bis Dezember 2017 verlängert, und damit länger als im Konsens erwartet. Allerdings wird die Notenbank ab April 2017 monatlich nur noch Wertpapiere für 60 Milliarden Euro statt bislang 80 Milliarden Euro kaufen. Zudem hat Draghi auf der Pressekonferenz bekannt gegeben, dass die Modalitäten des Kaufprogramms geändert werden, um das Universum des kauffähigen Materials zu vergrößern. Insgesamt wurden die geldpolitischen Beschlüsse im Handel als taubenhaft interpretiert.

   Der Dax gewann 1,8 Prozent auf 11.179 Punkte - bei 11.193 Punkten wurde ein neues Jahreshoch markiert. Der Euro-Stoxx-50 stieg 1,4 Prozent auf 3.186. Die EZB kann nun Anleihen mit einer Laufzeit von 1 bis 30 Jahren kaufen nach bislang 2 bis 30 Jahren. Außerdem hält sich die EZB die Option offen, künftig auch Anleihen zu kaufen, selbst wenn deren Rendite unter dem Einlagesatz von minus 0,40 Prozent liegen sollte. Das wirkte belastend auf den Euro. Nach volatilem Verlauf geriet die Einheitswährung deshalb unter Druck und fiel auf 1,0609 Dollar nach Ständen von rund 1,0780 vor der EZB-Entscheidung.

Anleiherenditen am langen Ende ziehen an An den Anleihemärkten stiegen die Renditen der langen Laufzeiten nach der Ankündigung einer Drosselung der Käufe ab April teilweise kräftiger an. So rentierten zehnjährige Bundesanleihen bei 0,38 Prozent zum Börsenschluss nach zuvor 0,34 Prozent. Für die Rendite zehnjähriger italienischer Staatstitel ging es 11 Basispunkte auf 1,99 Prozent nach oben, die Rendite der entsprechenden spanischen Titel zogen 8 Basispunkte auf 1,50 Prozent an. Für die portugiesischen Titel ging es gleich um 23 Basispunkte auf 3,70 Prozent nach oben. Die Rendite der einjährigen deutschen Titel blieb indes bei minus 0,804 Prozent.

   Positiv auf die Börsen wirkten auch gute Wirtschaftsdaten aus China. Diese reihen sich ein in zuletzt insgesamt günstigere Signale für die Weltwirtschaft. Die chinesischen Exporte sind im November nach dem Einbruch im Vormonat um 0,1 Prozent gestiegen. Im Oktober waren sie um 7,3 Prozent gefallen. Ökonomen hatten für November ein Minus von 5,5 Prozent erwartet. "Die chinesischen Konjunkturdaten sind immens gut", sagte ein Marktteilnehmer. Die starken Export- und Importdaten würden einen "kompletten Turnaround" für China und damit auch die Weltkonjunktur andeuten.

   Davon profitieren die europäischen Autoaktien, deren Index um 2,2 Prozent steigt. Rohstoff-Aktien, ebenfalls China-abhängig, zogen trotz der deutlichen Gewinne der vergangenen Tage um weitere 2,3 Prozent an. Für Pharma-Titel ging es dagegen nur um 0,3 Prozent nach oben. Hier belasteten Aussagen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump. Dieser hatte am Vortag erklärt, gegen die hohen Medikamentenpreise vorgehen zu wollen. Die Aussagen erwischten die Anleger auf dem falschen Fuß. Pharmawerte hatten mit einer Rally auf den Trump-Sieg reagiert, nachdem sich Hillary Clinton während des Wahlkampfs für Preisbeschränkungen ausgesprochen hatte.

Steigende Marktzinsen sprechen für Banken und gegen Versorger Versorger waren nicht angesagt. Übergeordnet drückte die Aussicht auf steigende Marktzinsen, die die defensiven Titel uninteressanter macht. Speziell für die deutschen Versorger komme hinzu, dass sie nun als "Dead Money" betrachtet werden, hieß es im Handel. Die Entschädigungen nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts dürften zudem geringer als erhofft ausfallen. "Investments stehen unter Konkurrenz, und angesichts der Rally der Konjunkturzykliker und des breiten Aktienmarkts müssen sich Investoren wirklich fragen, warum sie dann in Versorgern sein sollten", sagte ein Händler. EON verloren 1,8 Prozent und RWE 3,9 Prozent.

   Bankaktien waren dagegen mit plus 3,4 Prozent die Branchengewinner in Europa. Mit den steigenden Marktzinsen haben sich die Aussichten für die Branche verbessert. Monte dei Paschi di Siena zogen um 4,1 Prozent an. Die italienische Krisenbank will ihren Rettungsplan für das angeschlagene Kreditinstitut nun erst bis zum 20. Januar vorlegen. Die Bank muss eine Kapitallücke von 5 Milliarden Euro schließen. Derzeit läuft ein freiwilliger Debt-to-Equity-Swap. Nach dem "Nein" zur Senats-Reform in Italien haben Analysten aber Zweifel, dass es der Bank gelingen wird, sich am Kapitalmarkt erfolgreich zu refinanzieren.

KKR unterbreitet Übernahmeangebot für freie GfK-Aktien GfK-Aktien machten einen Sprung von 30,9 Prozent auf 43,90 Euro. Die Beteiligungsgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts (KKR) will sich an der Marktforschungsgesellschaft beteiligen. KKR macht ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot für alle ausstehenden börsennotierten Aktien der GfK. Der Preis wurde auf 43,50 Euro festgelegt. Der Mehrheitsaktionär, der GfK Verein, der 56,46 Prozent an den Nürnberger Marktforschern hält, wird seine Aktien nicht andienen, hieß es weiter. KKR und der GfK Verein haben sich stattdessen auf eine Zusammenarbeit geeinigt, um das derzeit schwächelnde Unternehmen wieder profitabler zu machen.

   AIXTRON verloren derweil 3,1 Prozent. Die Übernahme des Aachener Technologieunternehmens wird nicht stattfinden. Grand Chip Investment zog das Angebot im Volumen von 670 Millionen Euro zurück. Überraschend kam die Nachricht nicht. Nach dem "Nein" von US-Präsident Barack Obama zu einem Kauf durch die Chinesen wurde die noch verbliebene Übernahmefantasie fast vollständig ausgepreist. Dies erklärte auch das nur moderate Minus der Aixtron-Aktie.

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.185,79 +43,55 +1,4% -2,5% Stoxx-50 2.919,94 +38,63 +1,3% -5,8% Stoxx-600 351,96 +4,26 +1,2% -3,8% XETRA-DAX 11.179,42 +192,73 +1,8% +4,1% FTSE-100 London 6.931,55 +29,32 +0,4% +11,0% CAC-40 Paris 4.735,48 +40,76 +0,9% +2,1% AEX Amsterdam 466,67 +4,56 +1,0% +5,6% ATHEX-20 Athen 1.758,96 +32,37 +1,9% -4,1% BEL-20 Bruessel 3.565,45 +33,62 +1,0% -3,6% BUX Budapest 30.629,48 +477,47 +1,6% +28,1% OMXH-25 Helsinki 3.587,10 +15,92 +0,4% +6,8% ISE NAT. 30 Istanbul 92.962,39 -82,85 -0,1% +4,0% OMXC-20 Kopenhagen 839,18 +4,99 +0,6% -17,3% PSI 20 Lissabon 4.573,92 +52,98 +1,2% -12,9% IBEX-35 Madrid 9.145,40 +185,00 +2,1% -4,2% FTSE-MIB Mailand 18.427,86 +297,20 +1,6% -14,0% RTS Moskau 1.097,39 +30,64 +2,9% +45,0% OBX Oslo 611,66 +9,50 +1,6% +13,5% PX-GLOB Prag 1.165,28 +5,97 +0,5% -6,1% OMXS-30 Stockholm 1.520,15 +16,19 +1,1% +5,1% WIG-20 Warschau 1.921,08 +31,57 +1,7% +3,3% ATX Wien 0,00 0,00 0,0% +8,2% SMI Zuerich 7.953,68 +23,43 +0,3% -9,8%

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:22 Mi, 17.23 Uhr % YTD EUR/USD 1,0611 -1,44% 1,0766 1,0764 -2,3% EUR/JPY 121,2039 -0,92% 122,3348 122,29 -17,1% EUR/CHF 1,0788 -0,46% 1,0838 1,0840 -0,8% EUR/GBP 0,8441 -0,93% 0,8510 1,1714 +14,6% USD/JPY 114,22 +0,52% 113,63 113,61 -2,7% GBP/USD 1,2573 -0,62% 1,2651 1,2610 -14,8%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 50,53 49,77 +1,5% 0,76 +14,3% Brent/ICE 53,59 53 +1,1% 0,59 +16,6%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.170,63 1.173,68 -0,3% -3,05 +10,4% Silber (Spot) 17,04 17,12 -0,5% -0,08 +23,3% Platin (Spot) 943,00 940,50 +0,3% +2,50 +5,8% Kupfer-Future 2,62 2,64 -0,7% -0,02 +21,6% === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

   DJG/mpt/raz

   (END) Dow Jones Newswires

   December 08, 2016 12:29 ET (17:29 GMT)

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