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22.02.2022 15:59:55

MÄRKTE EUROPA/Aufholjagd - VW und Porsche sehr fest

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Kursrutsch vom Morgen drehen die europäischen Börsen am Dienstagnachmittag leicht ins Plus. Der DAX kann sich aktuell mit einem Plus von 0,1 Prozent auf 14.749 Punkte gut behaupten und steht fast 400 Punkte über seinem Tagestief. Der Euro-Stoxx-50 notiert mit 4.004 Punkten 0,5 Prozent höher. "Der Markt wartet darauf, welche konkreten Sanktionen nun umgesetzt werden", sagt ein Marktteilnehmer. Der Handel mit Russland sei vergleichsweise klein, die Importe beschränkten sich fast ausschließlich auf Energie und andere Rohstoffe. "Insofern sollte die Wirkung nicht überbewertet werden, auch wenn die steigenden Öl- und Gaspreise die Inflationsraten noch einmal nach oben treiben", so der Händler.

Deutschland wird aufgrund des russischen Vorgehens den Zertifizierungsprozess für die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 vorerst stoppen, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz. Die EU-Sanktionen gegen Russland zielen auf Banken, Finanzmärkte sowie den Handel mit dem Land ab, heißt es aus Brüssel.

Der DAX wird daneben von Porsche und VW gestützt: Sie ziehen stark an, weil der Wolfsburger Konzern die Pläne für den Börsengang der Sportwagentochter nun konkretisiert hat.

Am Morgen hatte die Reaktion auf die weitere Eskalationsstufe in der Ukraine-Krise den DAX auf 14.358 Punkte gedrückt und damit auf den tiefsten Stand seit fast einem Jahr. Moskau hat die Entsendung von Truppen in die Separatistengebiete und damit auf ukrainisches Staatsgebiet angeordnet. Da die Republiken international nicht anerkannt sind, entspricht dieser Schritt einem Bruch des Völkerrechts und der formalen Aufkündigung des Minsker Friedensabkommens.

Noch ist Worst-Case nicht eingetreten

Positiv ist, dass auch der Ölpreis etwas zurückkommt, Brent steigt noch um 2,6 Prozent auf 97,87 Dollar. Am Morgen war Brent mit 99,50 Dollar der Schwelle von 100 Dollar je Barrel schon sehr nahe gekommen.

"Noch sind wir nicht am Worst-Case-Szenario für die Börsen angelangt", so QC Partners. Wenn man der Situation etwas Positives abgewinnen wolle, dann dass Russland bislang nur Worte abfeuere und keine Kanonen. Der sofortige Einsatz von Waffen hätte an den Börsen sicherlich zu einer noch heftigeren Verkaufswelle geführt. Entscheidend werde nun sein, ob der Westen die Schritte Russlands zur Anerkennung der abtrünnigen Gebiete als Invasion betrachtet oder nicht. Klar sei bereits, dass Sanktionen gegen Russland kämen. Deutschland wird aufgrund des russischen Vorgehens in der Ostukraine den Zertifizierungsprozess für die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 vorerst stoppen, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz am Mittag.

Der Index der Öl-Aktien in Europa gewinnt 0,7 Prozent. An der Spitze der Gewinner liegt aber der Stoxx-Branchenindex der Autokonzerne und ihrer Zulieferer mit einem Plus von 2,1 Prozent.

VW lässt Porsche Sportwagen an die Börse

VW steigen um 9,3 Prozent und Porsche Holding um 13,6 Prozent. Volkswagen bereitet einen milliardenschweren Börsengang der Sportwagentochter vor. Der Wolfsburger DAX-Konzern befindet sich eigenen Angaben zufolge dazu "in fortgeschrittenen Gesprächen" mit der Porsche Automobil Holding SE. Beide Unternehmen hätten eine entsprechende Eckpunktevereinbarung verhandelt, die die Basis für die weiteren Schritte zur Vorbereitung eines möglichen Gangs auf das Parkett bilden soll. "Gemessen an Tesla ist der Sportwagenhersteller mehr wert als der gesamte VW-Konzern", glaubt ein Händler.

Daneben sind Aktien mit Rüstungsbezug gefragt, so legen Airbus und Rheinmetall deutlich zu. "Die Friedensdividende gehört nun endgültig der Vergangenheit an", so ein Händler. Stattdessen dürften nun die Rüstungsausgaben steigen.

HSBC gewinnen 0,6 Prozent. Die Geschäftszahlen zum vierten Quartal werden in einer ersten Einschätzung als leicht unterhalb der Erwartung eingestuft. So habe der Vorsteuergewinn den Konsens knapp verfehlt. Der Blick auf die Kapitalposition zeige hingegen, dass die harte Kernkapitalquote im vierten Quartal mit 15,8 Prozent leicht positiv überrasche. Für 2023 strebe HSBC wiederum eine Eigenkapitalrendite von mindestens 10 Prozent an, was sich mit der Markterwartung decke, heißt es.

Die Aktie von Fresenius bricht nach Geschäftszahlen um 8,9 Prozent ein. Diese werden mit Blick auf das vierte Quartal als leicht positiv gewertet, liegen doch Umsatz und bereinigtes EBIT leicht oberhalb des Konsens. Auch die Dividende von 0,92 Euro liefert einen kleine positive Überraschung. Der Ausblick sei etwas vorsichtiger, was die Mittelfrist-Prognose betreffe.

FMC ziehen dagegen um 4,5 Prozent an. Die Corona-Pandemie habe zwar weiter belastet, aber am wichtigsten sei die Aussage, im laufenden Jahr das Gewinnwachstum steigern zu wollen, heißt es. Als Belastungsfaktor dabei wurde die Kosteninflation genannt. Der Gewinn soll 2022 weiter steigen, der Umsatz im "niedrigen bis mittleren einstelligen" Prozentbereich. Die hauseigenen Prognosen für das vierte Quartal wurden erreicht.

Medigene verdoppeln sich fast nach Biontech-Kooperation

Für Leoni geht es um 1,4 Prozent nach unten. Die Meldung, dass Pierer Industrie AG den Stimmrechtsanteil am Automobilzulieferer auf über 20 Prozent erhöht hat, stützt mithin nicht. Die Meldung kam nicht unerwartet.

Lange Zeit war es an der Börse ruhig um die Aktie von Medigene. Während der Wert im Sommer 2020 noch bei 6 Euro notiert hatte, schloss er am Montag auf Xetra unter 2 Euro. Die Meldung, dass die deutschen Biotechnologie-Unternehmen Biontech und Medigene bei der Entwicklung von Immuntherapien zur Behandlung von Krebs kooperieren, lässt den Aktienkurs nun um 91,6 Prozent fast verdoppeln. "Medigene hat nun einen starken Partner an seiner Seite", so ein Marktteilnehmer. Damit könne das Potenzial der TCR-Entdeckungsplattform gehoben werden.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 4.003,97 +0,5% 18,26 -6,9%

Stoxx-50 3.674,13 +0,0% 1,29 -3,8%

DAX 14.749,09 +0,1% 17,97 -7,2%

MDAX 32.379,62 +0,1% 48,38 -7,8%

TecDAX 3.165,93 +0,3% 10,26 -19,2%

SDAX 14.256,07 +0,1% 19,03 -13,2%

FTSE 7.520,25 +0,5% 35,92 +1,4%

CAC 6.813,88 +0,4% 25,54 -4,7%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 0,27 +0,06 +0,45

US-Zehnjahresrendite 1,95 +0,02 +0,44

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:24 Uhr Mo, 17:30 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1345 +0,3% 1,1294 1,1339 -0,2%

EUR/JPY 130,69 +0,8% 129,46 130,20 -0,2%

EUR/CHF 1,0445 +0,9% 1,0339 1,0379 +0,7%

EUR/GBP 0,8374 +0,7% 0,8316 0,8333 -0,4%

USD/JPY 115,17 +0,4% 114,63 114,82 +0,1%

GBP/USD 1,3549 -0,3% 1,3581 1,3609 +0,1%

USD/CNH (Offshore) 6,3198 -0,1% 6,3407 6,3237 -0,6%

Bitcoin

BTC/USD 37.860,17 +0,7% 36.633,61 38.823,96 -18,1%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 93,50 93,95 +2,7% 2,43 +24,9%

Brent/ICE 97,87 95,39 +2,6% 2,48 +26,3%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.901,50 1.906,20 -0,2% -4,70 +3,9%

Silber (Spot) 24,20 23,97 +1,0% +0,23 +3,8%

Platin (Spot) 1.088,10 1.078,00 +0,9% +10,10 +12,1%

Kupfer-Future 4,52 4,48 0% 0 +1,3%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/ros

(END) Dow Jones Newswires

February 22, 2022 10:00 ET (15:00 GMT)

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