24.10.2014 16:12:30

KONJUNKTUR IM BLICK/Eine für die EZB wichtige Woche

   Von Hans Bentzien

   Wie schwach ist die deutsche Wirtschaft wirklich? Diese Frage stellen sich nach Veröffentlichung unerwartet schwacher Daten zu Auftragseingang und Produktion im August nicht nur Anleger. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) blickt mit besonderem Interesse auf die größte Volkswirtschaft des Euroraums. Denn ohne Wachstum in Deutschland wird es keine Wirtschaftserholung im Euroraum geben und ohne Erholung im Euroraum keine Inflation. Die kommende Woche bringt jede Menge Daten, die Antworten auf die Fragen nach Wachstum und Inflation geben werden.

   Die Woche beginnt gleich mit dem wichtigsten deutschen Konjunkturfrühindikator - dem ifo-Geschäftsklimaindex. Fünf Mal in Folge ist der Index zuletzt gefallen, den bisher letzten Anstieg gab es im März. Trotzdem geht es der deutschen Wirtschaft nicht wirklich schlecht: Der Arbeitsmarkt brummt, das Konsumklima steigt und der Konsum, soweit man das jetzt schon sagen kann, ebenfalls.

   Viele Beobachter rechnen damit, dass sich die Produktion von ihrem jüngsten Rückgang um 4,0 Prozent im September wieder erholt hat. Dass im Oktober der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes wieder gestiegen ist, dürfte Erwartungen Auftrieb geben, dass die Negativserie des ifo ebenfalls beendet ist. Das ifo-Institut wird die Daten am Montag um 10.00 Uhr veröffentlichen.

   Zeitgleich wird die EZB über die Geldmengenentwicklung im September informieren. Worauf es hier vor allem ankommen wird, ist die Entwicklung der Unternehmenskreditvergabe. Noch schrumpft das Volumen der ausstehenden Kredite auf Jahressicht, aber die Raten werden seit einiger Zeit kleiner. Dieser Trend sollte sich in nächster Zeit noch beschleunigen.

   Die EZB will demnächst mit dem Ankauf von Kreditverbriefungen beginnen, um die Kreditvergabe vor allem in Südeuropa in Gang zu bringen. Die Hoffnung ist, dass das zu mehr Wirtschaftswachstum und am Ende auch zu mehr Inflation führen wird. Im Durchschnitt des Euroraums allerdings verhindert eher eine schwache Nachfrage nach Finanzierungen eine höhere Kreditvergabe.

   Wie es um das Angebot bestellt ist, wird der am Mittwoch um 10.00 Uhr anstehende Quartalsbericht der EZB zur Kreditvergabe im Euroraum zeigen. Im vorherigen Bericht hatten die Banken eine Lockerung ihrer Kreditstandards in Aussicht gestellt und überdies eine höhere Kreditnachfrage prognostiziert.

   Informationen zur tatsächlichen Inflationsentwicklung stehen am Donnerstag und Freitag auf der Tagesordnung. Am Freitag um 11.00 Uhr veröffentlicht Eurostat vorläufige Verbraucherpreisdaten für Oktober, einen Tag zuvor Deutschland (um 14.00 Uhr). Den groben Trend der Teuerung werden aber schon Daten aus sechs Bundesländern zeigen, die am Donnerstagvormittag kommen.

   Im September hatte der Verbraucherpreisauftrieb im Euroraum mit 0,3 Prozent ein neues zyklischen Tief erreicht. Für Oktober ist ein Anstieg auf 0,4 Prozent nicht ausgeschlossen.

   Ebenfalls am Donnerstag kommen deutsche Arbeitsmarktdaten und der von der EU-Kommission erhobene Index der Wirtschaftsstimmung. Dieser enthält neben Informationen über die Geschäftsentwicklung der befragten Unternehmen auch Angaben zu den Inflationserwartungen der Wirtschaftsakteure. Im September sind diese Erwartungen überwiegend gesunken, was der EZB angesichts des ohnehin niedrigen Inflationsniveaus nicht gefallen kann. Sie muss zumindest mittelfristig für eine Inflation von knapp 2 Prozent sorgen.

   Und weil das alles noch nicht genug ist, tagen in der kommenden Woche noch die geldpolitischen Entscheidungsgremien der US-Notenbank und der Bank of Japan (BoJ). Die Spannung im Vorfeld des FOMC-Meetings hält sich in Grenzen, da am Mittwoch keine neuen Prognosen zur Zinsentwicklung veröffentlicht werden. Beobachter gehen allgemein davon aus, dass die Federal Reserve an ihrem Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm QE3 festhalten wird.

   Die BoJ dürfte ihre Geldpolitik unverändert lassen und zudem ihre halbjährliche Wirtschaftsprognose veröffentlichen. Beobachter erwarten, dass sie a ihrer optimistischen Einschätzung der Verbraucherpreisinflation festhalten, aber Abstriche beim Wirtschaftswachstum machen wird.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com

   (Mitarbeit: Tatsuo Ito und Takashi Nakamichi)

   DJG/hab/jhe

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   October 24, 2014 09:42 ET (13:42 GMT)

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