Aufstieg |
26.11.2020 14:09:39
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Kone im Fokus: Aufzüge und Rolltreppen als Stars der Investitionsgüterbranche
DAS IST LOS BEI KONE:
Die Branche der Aufzug- und Rolltreppenhersteller gilt seit geraumer Zeit als stabiles und ertragreiches Geschäft. Selbst wenn neue Aufträge mal ausbleiben, sorgt die Wartung der installierten Anlagen für einen steten Umsatzstrom. In seiner Finanznot musste der deutsche thyssenkrupp-Konzern jüngst seine Aufzugsparte verkaufen, um sich bilanziell Luft für seine angeschlagenen anderen Geschäfte wie die Stahlherstellung, den industriellen Anlagenbau oder die Autozulieferung zu verschaffen - das Tafelsilber brachte 17,2 Milliarden Euro ein.
Unter den Interessenten für die Sparte mit 8 Milliarden Euro Jahresumsatz und über 50 000 Mitarbeitern war lange auch der Kone-Konzern, letztlich ging thyssenkrupp Elevator aber an ein Konsortium um die Finanzfirmen Advent und Cinven sowie der RAG-Stiftung. Die Bedenken der Essener über eine wohl langwierige Kartellprüfung im Falle eines Zuschlags für die Finnen spielten dabei eine gewichtige Rolle.
Kone kann bisher auch allein der Krise widerstehen, im dritten Quartal legte der Konzern trotz der widrigen Umstände bei Umsatz und Gewinn weiter zu. Ohne Währungsschwankungen gerechnet steigerte Kone den Erlös um fast 5 Prozent, der Auftragseingang hingegen sank um nahezu 4 Prozent.
Das China-Geschäft habe sich bei Umsatz und Neubestellungen sehr gut entwickelt, sagte Vorstandschef Henrik Ehrnrooth. Auch in anderen Teilen der Welt gebe es Erholungstendenzen, jedoch sei das Umfeld immer noch durch die Corona-Pandemie geprägt. Zudem habe die Unsicherheit zum Ende des Quartals wieder zugenommen.
Kone beschäftigte zuletzt über 60 000 Mitarbeiter. Fast die Hälfte seines Geschäfts macht der Konzern entweder mit Wartung oder Modernisierung von Aufzügen und Rolltreppen. Vor allem die Wartung erweist sich in der Krise als stabiles Geschäft.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Von den sechs im dpa-AFX-Analyser ausgewerteten Analystenstudien empfehlen nach dem deutlichen Kursanstieg in diesem Jahr zwei Experten die Aktie zum Kauf, drei sind für Halten und einer für Verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 67 Euro und damit knapp unter dem aktuellen Kursniveau von rund 70 Euro.
Die Wartung und Modernisierung von Aufzügen und Rolltreppen sei und bleibe ein hochqualitatives Geschäft im Bereich der Investitionsgüter, schrieb Andrew Wilson von JPMorgan jüngst. Die Services seien der Schlüssel für Kone und andere Anbieter. Die Dienstleistungen dürften bei einem Anteil von rund 47 Prozent an den Umsätzen von Kone für mehr als 70 Prozent des operativen Ergebnisses stehen. Zudem seien die Dienstleistungen rund um die Geräte im vergangenen Jahrzehnt im Schnitt um jährlich 6 Prozent gewachsen.
Wartung und Modernisierung von Aufzügen seien zudem sehr stabil und berechenbar, argumentiert der Experte. Dazu trage auch bei, dass das Geschäft stark gesetzlich reguliert ist - zum Beispiel sind Wartungs- und Erneuerungsintervalle vorgeschrieben. Die Dienste seien auch einer der wenigen Bereiche der Investitionsgüterindustrie, in denen künftige Software- und Vernetzungslösungen sowohl für Hersteller als auch Kunden ein Gewinn sein könnten.
Skeptischer sieht derzeit UBS-Experte Guillermo Peigneux Lojo die Sache. Der Aufzughersteller habe erkennen lassen, dass die Preisfestlegungen im Industriebereich über die Regionen hinweg schwieriger würden, schrieb er in Reaktion auf die Zahlen des dritten Quartals. Die Unsicherheiten hinsichtlich des weiteren Wachstums dürften bis ins Jahr 2021 hinein andauern.
SO LIEF ES FÜR DIE KONE-AKTIE:
Dass die Finnen beim Rennen um das Aufzuggeschäft von thyssenkrupp leer ausgingen, störte die Investoren am Ende wenig. Zwar waren die Papiere Mitte Februar nach der Ankündigung des Rückzugs aus den Verhandlungen zunächst unter Druck geraten und dann im Sog der Corona-Börsenpanik im März Richtung 42 Euro gefallen, anschließend ging es aber steil nach oben.
Mit einem Plus von fast 80 Prozent im Vergleich zum März-Tief erklommen die Papiere Ende September dann ein Rekordhoch von 76,20 Euro. Seit der Aufspaltung des ursprünglichen Kone-Konzerns in Cargotec und die neue Kone im Frühsommer 2005 hatten die Kone-Papiere ihren Wert damit knapp vervierzehnfacht.
Seit der Bestmarke Ende September warten die Anleger nun auf frische Impulse. Aktuell kosten die Aktien um die 69,50 Euro. Allerdings ist eine solche Konsolidierungsphase nach starken Kursgewinnen nicht ungewöhnlich. So ist das Unternehmen insgesamt - also inklusive Schulden - laut der Bank JPMorgan auf Basis der Erwartungen für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) mit mehr als dem Faktor 20 bewertet, Investoren setzen also bereits auf ein starkes Wachstum.
An der Börse bringt es Kone mittlerweile auf einen Wert von knapp 37 Milliarden Euro. Das bedeutet einen Platz im hinteren Viertel des Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50.
/men/mis/knd/stk
ESPOO (dpa-AFX)
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