01.09.2015 17:02:38
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Kölner Stadt-Anzeiger: Scharfe Kritik nach Verleihung des Remarque-Friedenspreises an syrischen Lyriker Adonis - Navid Kermani lehnt aus Protest Laudatio ab - Auch Übersetzer des Literaten auf Distanz
Köln (ots) - Die Vergabe des Erich-Maria-Remarque-Friedenspreises
an den syrisch-libanesischen Dichter Ali Ahmad Said (Adonis) ist bei
syrischen Oppositionellen auf Entsetzen und schroffe Ablehnung
gestoßen. "Diese Entscheidung spricht dem Friedensgedanken Hohn und
beleidigt alle Syrer, die Opfer des Assad-Regimes geworden sind",
sagte der Journalist Ahmad Hissou (Deutsche Welle) dem "Kölner
Stadt-Anzeiger" (Mittwoch-Ausgabe). Auf Anfrage der Zeitung sagte der
diesjährige Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels,
Navid Kermani, er habe es abgelehnt, am 20. November in Osnabrück die
Laudatio auf Adonis zu halten. Zur Begründung verwies Kermani auf die
politischen Stellungnahmen seines 85 Jahre alten Kollegen, dessen
lyrisches Werk er hoch schätze, wie Kermani betonte. Said habe aber
keine Distanzierung vom brutalen Vorgehen des Regimes in Damaskus
gegen das eigene Volk, an Bombardements, Giftgasangriffen, Massakern,
Verhaftungswellen und Folter von Assad-Gegnern erkennen lassen.
Stattdessen kritisierte er einseitig den bewaffneten Kampf
islamistischer Gruppen und deren Bestreben eines Machtwechsels. Auch
der Übersetzer von Saids Werken ins Deutsche, Stefan Weidner,
kritisierte die Preisverleihung. "Für einen Literaturpreis taugt
Adonis immer. Für einen Friedenspreis scheint mir seine Haltung zu
konfrontativ und einseitig, wenig hilfreich", sagte Weidner dem
"Kölner Stadt-Anzeiger". Hissou zeigte sich "fassungslos" darüber,
dass der Preis einem Literaten zuerkannt werde, der keinerlei Sinn
für die politische und humanitäre Tragödie in seinem Land gezeigt,
"nichts für den Frieden getan" und den syrischen Machthaber Baschar
al-Assad als den legitimen, "gewählten Präsidenten" seines Volkes
bezeichnet habe, sagte Hissou. "Und ausgerechnet solche Leute
bekommen in Deutschland Preise." Das sei nach der - seinerzeit
ebenfalls umstrittenen - Verleihung des Goethe-Preises an Adonis im
Jahr 2011 erneut "ein schwarzer Tag für das syrische Volk".
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