04.01.2017 22:56:48

Justiz erlässt Haftbefehl gegen Kontaktmann Amris wegen Sozialbetrugs

   KARLSRUHE (AFP)--Nach der Durchsuchung der Unterkunft eines Kontaktmanns des Berliner Weihnachtsmarktattentäters Anis Amri hat die Berliner Justiz Haftbefehl gegen den 26-jährigen Tunesier erlassen - allerdings wegen Sozialbetrugs. Die Verdachtsmomente im Hinblick auf ein Treffen des Mannes mit Amri am Vorabend des Anschlags hätten für einen Haftbefehl der Bundesanwaltschaft wegen Mitwisserschaft nicht ausgereicht, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft am Mittwoch in Karlsruhe.

   Nach Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft wurde gegen den am Dienstag festgenommenen Mann jedoch schon früher wegen Terrorverdachts ermittelt, das Verfahren sei aber im Juni eingestellt worden. Die beiden Männer kannten sich laut Bundesanwaltschaft seit etwa Ende 2015. Die bisherigen Ermittlungen ergaben demnach, dass sich beide am Vorabend des Anschlags in einem Restaurant in Berlin getroffen und "sehr intensiv unterhalten" hatten. Darauf habe sich der Verdacht begründet, dass der Mann in die Tat eingebunden gewesen sei oder von dem Anschlagsplan gewusst haben könnte.

   Für einen Haftbefehl der Bundesanwaltschaft im Zusammenhang mit dem Anschlag habe sein Treffen mit Amri aber nicht ausgereicht, sagte die Sprecherin. Nun würden das Handy und der Computer des Manns ausgewertet. Auch bei einer zweiten Durchsuchung bei einem früheren Mitbewohner Amris sei am Dienstag eine entsprechende Beschlagnahme erfolgt.

   Der Behördensprecherin zufolge wurde Amri auf seiner Flucht nach dem Anschlag in Berlin von einer Videokamera am Bahnhof Zoologischer Garten aufgezeichnet. Amri sei sich dessen bewusst gewesen und habe einen erhobenen Zeigefinger in die Kamera gestreckt. Die Geste ist ein Zeichen der Terrormiliz IS. Auch auf Videoaufzeichnungen aus den Niederlanden und Frankreich sei Amri zu sehen gewesen.

   Die italienische Polizei bestätigte derweil, dass Amri für die Tötung des polnischen Lkw-Fahrers dieselbe Waffe benutzt hatte wie bei der Schießerei wenige Tage später in Italien. Ballistische Untersuchungen hätten ergeben, dass der Lkw-Fahrer durch die Waffe starb, mit der Amri später bei Mailand das Feuer auf Polizisten eröffnete. In Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden werde nun geprüft, ob die Waffe bei anderen Straftaten in Italien oder anderswo ebenfalls eingesetzt worden sei.

   Die schweizerische Bundesanwaltschaft gab die Eröffnung eines Strafverfahrens gegen Unbekannt im Zusammenhang mit dem Fall Amri bekannt. Das Verfahren sei auf Grundlage von Informationen ausländischer Behörden eröffnet worden, teilte die Anwaltschaft mit. Es gehe um den Verdacht des Verstoßes gegen das Verbot von Gruppen wie Al-Kaida und Islamischer Staat (IS) und um die mögliche Unterstützung einer kriminellen Vereinigung.

   Die Justizbehörden in den Niederlanden und Belgien teilten am Mittwoch mit, dass sie Amris Weg auf der Flucht nach dem Anschlag rekonstruiert hätten. Bilder aus Überwachungskameras zeigten, dass Amri am 21. Dezember in Nimwegen eingetroffen sei und dann mit dem Zug nach Amsterdam und von dort weiter nach Brüssel gefahren sei, teilten die Behörden mit.

   Am 19. Dezember war mit einem Lastwagen ein Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche verübt worden. Zwölf Menschen wurden getötet, dutzende weitere verletzt. Amri, der den Lkw wohl steuerte, wurde nach mehrtägiger Flucht in der Nacht zum 23. Dezember bei einer Polizeikontrolle in einem Vorort von Mailand erschossen.

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   January 04, 2017 16:26 ET (21:26 GMT)- - 04 26 PM EST 01-04-17

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