Platz in Gefahr? |
16.06.2021 23:17:00
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Jim Cramer: Gehört Netflix als schwächster Wert noch in die FAANG-Gruppe?
• Netflix-Aktie bereitet Sorgen im Vergleich zu anderen FAANG-Aktien
• Jim Cramer glaubt noch an Comeback von Netflix, Analysten skeptisch
Die FAANG-Aktien sind heutzutage wohl jedem Anleger ein Begriff. Hinter dem Akronym, das von TV-Host und "TheStreet"-Gründer Jim Cramer geprägt wurde, verbergen sich die Aktien von fünf Unternehmen, die eine dominante Stellung in ihrer Branche aufgebaut haben und eine Neigung zur Outperformance besitzen, namentlich die Anteilsscheine von Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Alphabet - letzteres firmierte zur Zeit der Einführung des Akronyms noch unter dem Namen der heutigen Tochterfirma Google. Wie Jim Cramer im April dieses Jahres in einem Interview mit "TheStreet" erklärte, schienen die Aktien dieser Unternehmen damals unaufhaltsam. Und für einen großen Teil der FAANG-Aktien trifft das auch heute noch zu - mit Ausnahme von Netflix.
Der Streaming-Dienst ist zwar in seinem Geschäftsfeld noch immer führend, verliert aber durch neue Konkurrenten zunehmend an Boden. Wie "TheStreet" unter Berufung auf Daten von Ampere Analysis berichtet, sank der weltweite Marktanteil von Netflix am Streaming-Geschäft im Jahr 2020 um rund ein Drittel von 29 Prozent auf nur noch 20 Prozent. Auch bei der Vorlage der jüngsten Quartalszahlen enttäuschte Netflix vor allem mit der Entwicklung der Kundenzahl: Statt der erwarteten sechs Millionen neuen Abos wurden im ersten Quartal nur 3,98 Millionen abgeschlossen. Für das zweite Quartal 2021 erwartet das Unternehmen bei den Neukunden nur ein Plus von einer Million, die Erwartungen an die Prognose lagen aber bei 4,44 Millionen neuen Abos. Die Dominanz von Netflix gerät also immer mehr ins Wanken und damit stellt sich auch die Frage, ob Netflix überhaupt noch in den Kreis der FAANG-Aktien gehört.
In diesen Bereichen unterscheidet sich Netflix von den anderen FAANG-Aktien
Wie "TheStreet" ausführt, wurden die FAANG-Aktien von Jim Cramer ursprünglich aufgrund ihrer Dominanz in einem bestimmten Bereich der Tech-Branche ausgewählt. Doch inzwischen haben sich die meisten Mitglieder der Gruppe zu "diversifizierten Unternehmen mit Vorteilen in vielen Branchen und starken Netzwerkeffekten" weiterentwickelt. So gewinnt bei Apple die Service-Sparte immer mehr an Bedeutung, während Google ins Cloud-Geschäft expandiert ist und unter anderem auch im Bereich autonome Fahrzeuge mitmischt. Auch bei Amazon hat die Cloud-Sparte in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen und ist für den Konzern inzwischen womöglich sogar wichtiger als der Online-Handel. Facebook hat daneben laut "TheStreet" seine Spitzenposition im Bereich der sozialen Medien durch mehrere Zukäufe, wie etwa die Übernahme des Messenger-Dienstes WhatsApp, zementiert. Lediglich bei Netflix ist keine solche Weiterentwicklung zu sehen. Stattdessen dringen immer mehr Konkurrenten - etwa Disney+, HBO Max oder der VoD-Dienst Peacock von NBCUniversal - auf den Markt und machen dem Streaming-Dienst das Leben schwer.
Auch mit Blick auf die Marktkapitalisierung unterscheidet sich Netflix von den anderen FAANG-Titeln. Diese galt bei der Zusammenstellung durch Cramer zwar nicht als Kriterium, doch die inzwischen entstandene Lücke ist kaum zu übersehen - und könnte womöglich den Ausschlag für einen Rausschmiss von Netflix aus der Gruppe geben. Denn die FAANG-Aktien dienen laut "TheStreet" auch als Marktindikator. Da die Netflix-Aktie aufgrund ihres Börsenwertes den Markt jedoch nicht so stark bewegen kann wie die anderen FAANG-Aktien, ist sie in diesem Bereich nur wenig hilfreich. So kommt Netflix aktuell auf eine Marktkapitalisierung von rund 216 Milliarden US-Dollar, während Facebook - als zweitkleinste FAANG-Aktie - einen Börsenwert von rund 939 Milliarden US-Dollar besitzt. Die anderen Mitglieder der Gruppe sind noch einmal deutlich mehr wert: Die Marktkapitalisierung von Amazon liegt bei 1,69 Billionen US-Dollar, Alphabet ist rund 1,66 Billionen US-Dollar wert und Apple kommt sogar auf einen Börsenwert in Höhe von 2,1 Billionen US-Dollar (Stand: 14. Juni 2021).
Diese Unternehmen könnten Netflix seinen Platz streitig machen
"Sie verlieren Marktanteile. Sie gewinnen neue Wettbewerber hinzu. Ich bin ein wenig besorgt wegen Netflix", sagte Tedd Gordon, der Gründer von TradingAnalysis.com, gegenüber "CNBC". Auch wenn er nicht direkt empfahl, den Streaming-Dienst aus der Gruppe zu streichen, bezeichnet er Netflix dennoch als schwächste der FAANG-Aktien. Ähnlich äußerte sich auch Boris Schlossberg von BK Asset Management. "Für mich ist es die schwächste [Aktie] aus der Gruppe, und man sollte definitiv die Finger davon lassen, ausgehend von der relativen Stärke als Grundlage", sagte er im Interview mit "CNBC". Neben dem schwachen Nutzerwachstum und der starken Konkurrenz bereiten ihm vor allem die hohen Kosten für die Produktion von Original-Inhalten Sorgen.
Laut "TheStreet" gibt es - unter Beachtung dieser Gesichtspunkte - andere Aktien, die besser in dem illustren Kreis aufgehoben wären als Netflix. Konkret nennt das Nachrichtenportal etwa Microsoft oder NVIDIA. Vor allem der Tech-Konzern aus Redmond ähnelt Facebook, Amazon, Apple und Google mehr, als es Netflix tut. Denn auch er ist in einem Geschäftsbereich dominant und wächst in anderen stark: So hat sich Microsoft von einem Hersteller von Betriebssystemen weiterentwickelt und macht nun laut "TheStreet" rund ein Drittel seines Gesamtumsatzes mit Cloud-Diensten. Daneben ist der von Bill Gates gegründete Konzern auch in den Bereichen Gaming und Werbung aktiv. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 1,94 Billion US-Dollar liegt sein Börsenwert ebenfalls in luftigen Höhen. Mit einer Marktkapitalisierung von nur rund 444 Milliarden US-Dollar kann NVIDIA da zwar nicht mithalten, schlägt jedoch dennoch den Börsenwert von Netflix (Stand: 14. Juni 2021). Der Konzern ist außerdem bei Grafikchips dominant, besitzt jedoch auch wichtige Partnerschaften in der Autoindustrie und ist außerdem in den Bereichen Datenzentren und KI-Technologie tätig.
Jim Cramer glaubt weiter an Netflix
"Ich glaube, es ist schon seit einer Weile von der Gruppe [der FAANG-Aktien] abgekoppelt, wenn man bedenkt, dass sein Geschäft sich sehr von dem der anderen Mitglieder unterscheidet", sagt daher auch Joel Kulina von Wedbush Securities laut "TheStreet" mit Blick auf die Netflix-Aktie. Dennoch plädiert er dafür, dass der Anteilsschein seinen Platz behält und die Gruppe lediglich ergänzt wird - allerdings aus einem Grund, der eher weniger mit dem Unternehmen selbst zu tun hat. "Viele haben bereits versucht, Microsoft zusammen mit den anderen einzubeziehen, aber das geht nicht so leicht von der Zunge […] FANGMAN ist eines der besseren [Akronyme] über die ich gestolpert bin, das ist leicht zu sagen; es enthält Wachstumstitel mit großer Marktkapitalisierung über verschiedene Bereiche der Tech-Branche", so Kulina. Im neuen Akronym FANGMAN wären somit neben Netflix auch noch Microsoft und NVIDIA enthalten.
Laut "TheStreet" sei ein großer Teil des Erfolges der FAANG-Aktien auch auf ihren prägnanten Namen zurückzuführen. Dieser müsse daher auch bei Änderungen einprägsam bleiben. Außerdem müsse Netflix nicht notwendigerweise aus der Gruppe entfernt werden, da es in der Streaming-Branche trotz Einbußen beim Marktanteil schließlich immer noch führend sei.
Ähnlich sieht es wohl auch der Erfinder des Akronyms, Jim Cramer. Er bezeichnete Netflix nach Vorlage der Quartalszahlen in einem Tweet zwar ebenfalls als "Schwächstes der FANGs", gab aber zu verstehen, dass er nicht an einen völligen K.O. des Streaming-Dienstes glaube.
Netflix is a big reset but i doubt it will be counted out. It is the weakest of the FANGs
- Jim Cramer (@jimcramer) April 21, 2021
Diese Einstellung bekräftigte er etwa zur gleichen Zeit auch noch einmal in einem Interview mit "TheStreet", in dem er sagte, dass er immer noch an ein Comeback von Netflix glaube. "Ich akzeptiere den Gedanken nicht, dass Netflix erledigt ist", so Cramer. Zugleich betonte er, dass sich jedes Mitglied der FAANG-Aktien - und somit auch die Gruppe und ihre Bedeutung als Ganzes - ständig verändern würde. An einen Rauswurf von Netflix würde er daher nur denken, wenn er das Gefühl hätte, dass sich der Streaming-Konzern nicht mehr verändern oder weiterentwickeln würde. Momentan glaube er jedoch noch, dass sie "mit dem daherkommen werden, was notwendig ist", so der Börsenexperte. Dennoch sei es laut Cramer aber kein Fehler, Netflix genau zu beobachten.
Redaktion finanzen.at
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