Sebastian Steyer-Kolumne 12.01.2013 04:00:00

Jetzt auf Verlierer setzen und cleverer sein als Milliardäre?

Kolumne

Dann hätte der Anleger eine gute Chance sich ebenfalls ein Stück vom großen Kuchen abzuschneiden, denn schließlich wissen diese Personen wie man Geld macht. Doch wie sollten Sie sich verhalten, wenn Sie als Privatanleger plötzlich die Chance haben, noch cleverer als diese Superinvestoren zu sein?

Viele Anleger verfolgen immer wieder spezielle Vorgehensweisen bei der Auswahl ihrer Aktien. Während einige sich die stärksten Dividendenpapiere ins Depot holen, suchen andere gezielt nach den Verlierern des Vorjahres. Begründungen für die zweite Vorgehensweise sind schnell gefunden: Viel zu preiswert, deutliches Nachholpotenzial oder erste charttechnische Bodenbildung werden oft als Grund für den Kauf dieser abgestürzten Werte genannt.

Beim Blick auf die Verlierer des Jahres 2012 im ATX werden die Fans dieser Vorgehensweise sofort auf einen Wert aufmerksam. Mit rund 38 Prozent Minus in 2012 „schreit“ die Telekom Austria förmlich: „Kauf mich!“ Dies dachte sich wohl auch einer der reichsten Menschen dieser Welt, Carlos Slim. Der Mexikaner erlag bereits vor mehr als einem halben Jahr diesen Kauf-mich-Rufen und hat sich mit seinem Telekomkonzern America Movil mit mehr als 22 Prozent an den Österreichern beteiligt. Damals stand die Aktie jedoch noch bei deutlich über 7,00 Euro, ein bisher extrem schlechtes Geschäft für den Superinvestor.

Historische Chance oder Finger weg?
Diese Konstellation bietet dem Privatinvestor eine scheinbar historische Chance. Jetzt Telekom Austria kaufen zu optisch sehr günstigen Kursen und dann auch noch viel günstiger einsteigen als Carlos Slim? Was wollen Sie mehr, endlich können Sie es den Großen dieser Welt mal zeigen, wie richtig investiert wird. Doch Stopp - denn spätestens jetzt lassen Sie sich von Ihren Gefühlen leiten, eine rationale Investmententscheidung ist das nicht. Natürlich können Sie eine Telekom Austria kaufen, aber erst nachdem Sie sich in Ruhe über die fundamentalen Daten und die charttechnische Situation der Aktie ausreichend informiert haben.

Im Übrigen waren die fundamentalen Nachrichten in letzter Zeit wenig berauschend, allein die kräftige Dividendenkürzung für 2012 und 2013 haben vielen Anlegern den Appetit auf die Aktie verdorben. Sollten Sie trotzdem nach objektiver Prüfung aller Informationen eine Telekom Austria kaufen wollen, dann folgt der nächste Schritt. Im Rahmen Ihres persönlichen Risiko- und Money-Managements legen Sie den Stoppkurs und die Größe Ihrer Position fest. Erst dann wird geordert. Wenn Sie so vorgehen, dann sind Sie wirklich cleverer als Carlos Slim. Denn anscheinend hatte dieser keinen Stoppkurs für sein Investment festgelegt und hat Verluste einfach laufenlassen - eine Todsünde bei der Aktienanlage.

Lassen Sie sich also bei Ihren Investitionsentscheidungen nicht von Ihren Gefühlen leiten, eine objektive Betrachtung und ein konsequentes Risiko- und Money-Management sind unabdingbare Grundlage für ein erfolgreiches Agieren an der Börse. Ach: Und folgen Sie nicht blind den reichsten Menschen dieser Welt, denn auch die machen oft schwere Fehler.

Erfolgreiche Investments im Jahr 2013 wünscht Ihnen
Sebastian Steyer



Sebastian Steyer hat seine erste Aktie nach Abschluss seines Studiums zum Betriebswirt im Jahr 1996 gekauft. Zwei Jahre später gründete er den Investmentclub Radebeuler Actien Club GbR, welchen er seitdem als Geschäftsführer und Anlagestratege erfolgreich managt. Im Jahre 2001 begann er parallel dazu mit dem Trading, zuerst mit DAX-Futures, später mit CFDs. Von seinem Tradingstil her gehört er zu den Trendfolgern; ein konsequentes Risiko- und Money-Management ist die Basis seines Tradingerfolgs. Seit 2010 arbeitet er auch als freiberuflicher Autor und persönlicher Coach im Bereich Finanzen und Trading. Bekannt ist er aus zahlreichen Interviews im Deutschen Anleger Fernsehen (DAF). Kontakt über www.sebastiansteyer.de

Sebastian Steyer hat seine erste Aktie nach Abschluss seines Studiums zum Betriebswirt im Jahr 1996 gekauft. Zwei Jahre später gründete er den Investmentclub Radebeuler Actien Club GbR. Im Jahre 2001 begann er parallel dazu mit dem Trading, zuerst mit DAX-Futures, später mit CFDs. Seit 2010 arbeitet er auch als freiberuflicher Autor und persönlicher Coach im Bereich Finanzen und Trading. Bekannt ist er aus zahlreichen Interviews im Deutschen Anleger Fernsehen (DAF). Im Dezember 2010 erschien mit "Crashkurs Trading" sein erstes Börsenbuch. Seit September 2012 ist sein neues Buch, "Risiko- und Money-Management - der Schlüssel für erfolgreiche Trader und Anleger" auf dem Markt. Kontakt über www.sebastiansteyer.de.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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