18.10.2023 15:35:40
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Heil will Geflüchtete mit Bleibeperspektive schneller in Arbeit bringen
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will eine schnellere Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten mit Bleibeperspektive. Diese Gruppe schätzt Heil auf rund 400.000 Personen. Die größte Gruppe sind 200.000 ukrainische Flüchtlinge, die seit Beginn des russischen Angriffskriegs nach Deutschland gekommen sind und Integrationskurse bereits abgeschlossen haben oder dies demnächst tun werden. Hier soll ein "Turbo" zur Arbeitsmarktintegration eingeschaltet werden. Ziel sei, jetzt "schneller und besser" zu werden bei der Arbeitsmarktintegration, so Heil.
Aktuell geht jeder Vierte der in Deutschland lebenden Ukrainer einer Arbeit nach, bei den seit Februar 2022 nach Deutschland geflüchteten Ukrainern sind 19 Prozent in Beschäftigung. Ukrainische Geflüchtete haben sofortigen Zugang zum Arbeitsmarkt. Wer einen Integrationskurs absolviert hat, soll nun laut Arbeitsministerium so schnell wie möglich Arbeitserfahrung sammeln und sinnvoll weiter qualifiziert werden.
"Nach einer ersten Phase der Orientierung und des grundständigen Deutscherwerbs gilt es jetzt mit einem Jobturbo mehr Geflüchtete nach dem Integrationskurs in Arbeit zu bringen. Die Bundesregierung wird deshalb ihre Anstrengungen noch einmal verstärken, um Geflüchtete schnell und möglichst nachhaltig in den Arbeitsmarkt zu integrieren", sagte Heil. "Denn Arbeit und Integration bedingen sich gegenseitig. Dafür brauchen wir auch Arbeitgeber, die Geflüchteten eine Chance geben, auch wenn sie noch nicht perfekt Deutsch sprechen."
Öfter Vorstellung im Jobcenter
Heil stellte gemeinsam mit der Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, eine Reihe von Maßnahmen vor mit dem Ziel, die Integrationsverläufe für Geflüchtete zu beschleunigen.
Geflüchtete sollen nach dem Abschluss des Integrationskurses von den Jobcentern regelmäßig eingeladen und beraten werden. Alle sechs Wochen soll laut Heil mit den Geflüchteten über Fortschritte gesprochen werden. Grundsätzlich werde ab einem Sprachniveau B1 oder A2 in Beschäftigung vermittelt. Außerdem werden für Absolventen der Integrationskurse branchenspezifische "Matching-Aktionen" mit Wirtschaft und Bildungspartnern ausgebaut, wie etwa Jobmessen.
Heil schlug zudem dem Bundeskabinett einen Sonderbeauftragten der Bundesregierung für die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten vor, der bei der Umsetzung des Jobturbos unterstützen soll. Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit, soll dieses Amt übernehmen. Der Sonderbeauftragte soll die Bundesregierung regelmäßig zum Stand der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten unterrichten.
Nahles fordert mehr Geld vom Bund
Nahles betonte, dass zur Integration der Geflüchteten auf dem Arbeitsmarkt auch ausreichende finanzielle Mittel für die BA benötigt würden. Hier erhoffe sie sich, dass der Bundestag in den abschließenden Verhandlungen für den Bundeshaushalt 2024 die geplante Mittelkürzung für ihr Haus in Höhe von 700 Millionen Euro zurücknimmt.
"Auf dem deutschen Arbeitsmarkt werden vor allem Fachkräfte mit guten Deutschkenntnissen gesucht. Die Integration von Geflüchteten ist deshalb eine echte Herausforderung", sagte Nahles. "Wer schnell im Job ist, lernt auch schneller Deutsch, sammelt Erfahrungen und verliert vorhandenes Job-Wissen nicht. Darauf können Geflüchtete aufbauen und sich mit Qualifizierungen im Job zügiger zur Fachkraft weiterentwickeln."
Generell sei das Qualifikationsniveau der vorwiegend geflüchteten Ukrainerinnen hoch.
Mit Blick auf die Geflüchteten aus Zeiten der Flüchtlingskrise 2015/16 sagte Nahles, dass die Arbeitsmarktintegration bei den männlichen Geflüchteten ein Erfolg gewesen sei und die Beschäftigungsquote dort ähnlich hoch liege wie bei deutschen Männern. Bei geflüchteten Frauen aus den Jahren sei dies allerdings nicht der Fall. Hier liege die Quote deutlich unter dem Durchschnitt deutscher Frauen.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/uxd
(END) Dow Jones Newswires
October 18, 2023 09:35 ET (13:35 GMT)

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