21.02.2018 17:20:00
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Grasser-Prozess - Thornton: "Ich war schlicht ein Bote"
Der Ex-Immofinanz-Manager hat heute versucht, seine eigene Rolle bei der Bezahlung der Millionenprovision an Peter Hochegger kleinzureden: "Ich war schlicht ein Bote", sagte er. Er habe immer nur im Auftrag seines Chefs, Karl Petrikovics, gehandelt. Thornton hatte die Provision über Scheinrechnungen abgewickelt.
Dass er mit einem Nettojahresgehalt von rund 100.000 Euro für einen Boten sehr gut bezahlt sei, wie Hohenecker anmerkte, ließ Thornton so nicht stehen, schließlich sei er der Leiter des Rechnungswesens gewesen.
Warum er die Zahlungen der Provisionen an Hocheggers Firma Astropolis auf Zypern veranlasst habe, ohne den zugrundeliegenden Vertrag zu kennen, rechtfertigte Thornton damit, dass er dazu den Auftrag von Petrikovics bekommen habe. "Er war mein Vorgesetzter. Ich hatte nie Zweifel an seinen Aussagen", so Thornton. "Der Umstand, dass ein Vertrag bei einem Notar liegt, sagt noch nichts über eine darin enthaltene Leistung aus", entgegnete die Richterin. Er sei davon ausgegangen, dass eine Kopie davon im Haus liege, die er sich aus Diskretionsgründen aber nicht zeigen lassen wollte.
Petrikovics sei ein großer Kommunikator gewesen und habe das Unternehmen straff geführt. "Wenn ich die Info gebraucht hätte, hätte er sie mir gegeben", sagte Thornton. Er sei davon ausgegangen, dass von Petrikovics niemand Geld bekomme, der nicht eine Leistung dafür erbracht hätte. Thornton musste auch eingestehen, dass es in der Immofinanz nicht üblich war, dass ein Vertrag beim Notar hinterlegt wurde. Er könne sich an keinen anderen Fall erinnern.
Thornton war damals Geschäftsführer mehrerer Tochtergesellschaften im weitverzweigten Konzern von Constantia Privatbank, Immofinanz und Immoeast. Unter anderem war er Geschäftsführer der CPB Corporate Finance Consulting GmbH (CPB CFC), einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Constantia Privatbank (CPB). Diese habe als "Zahlstelle" der Bank fungiert und oft Provisionen von Projekten, wo kein Drittmakler tätig war, mit den Projektgesellschaften bzw. Immofinanz und Immoeast verrechnet, die dann später von der CPB verrechnet worden seien, schilderte Thornton.
Der Sinn dieses "Dreiecks" sei wohl gewesen, dass Petrikovics in der Bank eine gleichmäßige Ertragslage steuern wollte, meinte Thornton gegenüber der Richterin, die sich über diese komplizierten Rechnungslegungen wunderte. Hintergrund des Anspruchs der CPB seien Managementverträge gewesen, so seien auch die Mitarbeiter für Immofinanz und Immoeast alle bei der CPB angestellt gewesen.
Mit dem Erwerb der Bundeswohnungen im Rahmen des Österreich-Konsortiums im Jahr 2004 habe er nichts zu tun gehabt, denn Petrikovics habe dafür eigens eine Mitarbeiterin engagiert, die von der RZB gekommen sei, sagte Thornton. Im Jahr 2005 habe er von Petrikovics dann bei einem Jour fixe den Auftrag bekommen, Provisionen für Hochegger abzurechnen. So flossen insgesamt 9,9 Mio. Euro an Hochegger.
Am heutigen Verhandlungstag kam es zu weiteren Krankmeldungen in den Rängen der Angeklagten. Neben dem bereits entschuldigten mitangeklagten Schweizer Vermögensverwalter Norbert Wicki meldete sich auch der ebenfalls angeklagte Gerald Toifl, früher Anwalt von Walter Meischberger, krank. Und auch einer der Hauptbeschuldigten, der Makler Karl Ernst Plech, ist laut seinem Anwalt erkrankt und befindet sich in einem Krankenhaus in stationärer Behandlung. Dieser Aufenthalt dürfte noch zwei Wochen dauern. Der Schöffensenat beschloss, das Verfahren gegen Plech getrennt zu führen.
Morgen Donnerstag geht der Prozess mit der Befragung von Thornton weiter.
(Schluss) ggr/stf/kre/gru
ISIN AT00BUWOG001 AT0000609607 AT0000809058 WEB http://www.buwog.at http://www.porr-group.com http://www.immofinanz.com
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