07.04.2009 15:30:00

FOKUS: Weitere Abschreibungen von Permira auf Valentino möglich

Von Sofia Celeste, Marietta Cauchi und Natali Schwab Dow Jones NEWSWIRES ROM (Dow Jones)--Die britische Private-Equity-Gesellschaft Permira hat derzeit keine Freude an ihrem 2007 teuer gekauften Investment Valentino Fashion Group. Das italienische Modeunternehmen leidet unter stagnierenden Umsätzen und ächzt unter hohen Schulden, die der Finanzinvestor ihm bei der Übernahme aufgebürdet hat. Jetzt verschärfen die Wirtschaftskrise und rückläufige Einnahmen vom wichtigsten Valentino-Asset Hugo Boss die Situation.

   Im März hat der größte Permira-Investor SVG Capital plc sein Investment in Valentino um 92,2 Mio GBP auf 78,6 Mio GBP wertberichtigt. Permira selbst soll bereits Abschreibungen von 50% vorgenommen haben. Marktbeobachter halten es für wahrscheinlich, dass Permira nach dem deutlichen Gewinnrückgang von Hugo Boss 2008 gezwungen sein könnte, weitere Wertberichtigungen vorzunehmen.

   Permira hatte die Valentino Fashion Group - die rund 72% an dem Metzinger Modeunternehmen Hugo Boss hält - im Jahr 2007 für 2,67 Mrd EUR übernommen. Die Transaktion am Höhepunkt des Private-Equity-Booms war die größte Übernahme in der Luxusgüterindustrie durch einen Finanzinvestoren überhaupt. Kurz danach brach im Sommer die Kreditkrise aus und trocknete das Geschäftsfeld für Private-Equity nahezu aus.

   "Permira hat einen schlechten Zeitpunkt gewählt, um Valentino zu kaufen", sagte Luca Solca, Senior Research Analyst bei Sanford C. Bernstein, der eine weitere Wertberichtigung des Valentino-Investments erwartet.

   Permira, die mit ihrem Peer KKR auch am schwächelnden Medienkonzern ProSiebenSat.1 Media die Mehrheit hält, sieht sich angesichts der Krise einer Reihe von Schwierigkeiten gegenüber. So haben Permira-Investoren wie die SVG beispielsweise ihre Zusagen für Investitionen in den jüngsten Fonds Permira IV verringert.

   In der heutigen ökonomischen Situation sei das Kurs-/Gewinnverhältnis, zu dem die Valentino-Transaktion damals abgewickelt wurde, ungeheuerlich, erklärten Analysten. Wieviel Fremdkapital Permira in die Akquisition gepumpt hat, ist unklar. Durchschnittlich lag der Verschuldungsgrad während des Booms beim 10-fachen des EBITDA, nachdem zuvor durchschnittlich das 5-fache üblich war.

   Ein Permira-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern, ob Valentino Probleme habe, ihre Kreditbedingungen einzuhalten oder ob das italienische Modeunternehmen zur Schuldentilgung den eigenen Cash-Flow einsetzen werde. Die Höhe der Verbindlichkeiten bei Valentino sind unklar, das Unternehmen veröffentlicht keine Zahlen zur Nettoverschuldung.

   Seit der Übernahme hat sich der Ärger für Valentino vervielfacht. Neben der hohen Verschuldung macht die "Cash Cow" Hugo Boss Valentino zunehmend Kummer. So verlor der Metzinger Modekonzern sein komplettes Management. Seit der Übernahme wurde jeder Vorstandsposten zumindest einmal neu besetzt. Dies kostete Hugo Boss neben Know-how auch bares Geld in Form von Abfindungen.

   Im vergangenen Jahr genehmigte sich Permira bei Hugo Boss eine in der Öffentlichkeit heftig kritisierte üppige Sonderzahlung von rund 450 Mio EUR, die Hugo Boss mit Krediten finanzierte. Seitdem drücken die Gesellschaft Nettofinanzschulden von knapp 600 Mio EUR, die Eigenkapitalquote sank 2008 auf gerade noch 17% von zuvor 53%, die Zinszahlungen stiegen dagegen deutlich.

   Valentino, die selbst nur einen Bruchteil des Umsatzes von Hugo Boss macht, braucht die Dividendenzahlungen ihrer Tochter. Doch für dieses Jahr sieht es mau aus: Boss wies für 2008 einen Gewinnrückgang um 27% auf 112 Mio EUR aus. Die Dividende wurde angesichts der Wirtschaftskrise und des gesunkenen Ergebnisses leicht gekürzt und beträgt noch 95 Mio EUR.

   Die Kreditvereinbarungen hielt Hugo Boss im vergangenen Jahr ein. Seine Finanzierungskraft bezeichnete das Unternehmen als ausreichend. Nichtsdestotrotz sehen etwa die Analysten von der Norddeutschen Landesbank vor dem Hintergrund der Finanzkrise die geschwächte Eigenkapitalbasis als einen Schwachpunkt des Unternehmens.

   Für 2009 stellt sich der deutsche Modekonzern zudem auf ein schwieriges Geschäft mit rückläufigen Umsätzen ein. Erste Kosteninitiativen wurden bereits lanciert. Aufgrund der Wirtschaftskrise ist nicht mit einer kurzfristigen Erholung in der Luxusgüterbranche zu rechnen. Der neue Hugo-Boss-Vorstandsvorsitzende Claus-Dietrich Lahrs geht von einer Belebung des Geschäfts frühestens 2010 aus.

Webseiten: http://www.valentinofashiongroup.com http://www.group.hugoboss.de http://www.permira.com

-Von Sofia Celeste in Rom, Marietta Cauchi in London und Natali Schwab in Frankfurt, Dow Jones Newswires; +39 0669766923, sofia.celeste@dowjones.com DJG/DJN/nas/jhe Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de (END) Dow Jones Newswires

   April 07, 2009 08:56 ET (12:56 GMT)

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