Autos und Chips 25.05.2013 03:00:02

Elmos Semiconductor: Explosive Beschleunigung

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Leben oder sterben — diese Frage entscheidet sich bei einem Unfall oft in Sekundenbruchteilen. Misst ein spezieller Chip einen abrupten Geschwindigkeitsabfall, wird der Auslöser für den Airbag gezündet. Das geschieht über ein Stromsignal, das Halb­leiter des Typs E 981.08 von Elmos Semiconductor aussenden. Einparkhilfen, Beleuchtung, Klimaanlagen oder Kommunikationssysteme für Autos — all das funktio­niert mit Chips von Elmos.

Die Dortmunder setzen seit ihrer Gründung 1984 auf Halbleiter für die Automobilindustrie. Das Unternehmen entwickelt nach Kundenvorgaben spezielle Halbleiter, die dann exklusiv in den Serien der Autohersteller verbaut werden. Der Schwerpunkt des Geschäfts liegt im Bereich der sogenannten Mixed-Signal-Technologie, der Kombination analoger Funktionen mit digitalen Schaltungen. Analog ist beispielsweise das Messen von Geschwindigkeiten, Abständen oder Temperaturen.

Die technischen Herausforderungen sind hoch: Die Chips müssen auch unter rauen Umgebungsbedingungen funktionieren. Produkte von Elmos haben sich ­bewährt. In den meisten Automobilen sind die Dortmunder vertreten.

Das Geschäft mit der Autobranche bringt rund 90 Prozent der Erlöse. In den vergangenen Jahren hat Elmos mehrfach versucht, das Know-how in andere Bereiche wie Konsumgüterindustrie oder Medizintechnik zu übertragen. Das gelang bisher jedoch nur mit mäßigem Erfolg. 2012 konnte der Anteil des nicht automobilen Geschäfts, vor allem mit Sensortechnik, auf immerhin über zehn Prozent ausgebaut werden. Zuletzt rutschte der Anteil aber wieder unter diese Marke.

Klarer operativer Aufwärtstrend
Die Abhängigkeit von der Autobranche hat ihre Tücken. Dass das Geschäft der Westfalen stark zyklisch ist, zeigte sich in der Autokrise nach der Lehman-Pleite. 2009 schrumpfte der Umsatz um 30 Prozent — um dann 2010 wieder auf einen neuen Rekordwert zu schnellen.

Auch im Frühjahr 2013 kriselt es in Europa, die Zahl der Neuzulassungen sank hier zuletzt deutlich. Mittel- und langfristig sollte das Geschäft der Dortmunder vor allem vom Trend zu elektronischen Assistenz- und Sicherheitssystemen in modernen Autos profitieren. Denn die Zahl der Halbleiter pro ausgeliefertem Fahrzeug steigt ständig.

Die Aktie ist wegen des schwankenden Geschäfts eher für reaktionsschnelle Anleger geeignet. Sinkt die Auslastung in der Produktion, schmelzen Umsätze und Erträge dahin. Sparprogramme können zudem bewirken, dass ein schwaches Ergebnis dann noch schlechter aussieht.

Die Erfahrung zeigt, dass Halbleiter-Aktien oft vor dem Erreichen des operativen Tiefs einen Boden bilden. Und dann kann es schnell und steil nach oben gehen. Die Entwicklung des Elmos-Papiers in den vergangenen drei Jahren ist ein Beleg hierfür. Die Aktie schwankte zwischen sechs und zwölf Euro. Derzeit notiert sie in der unteren Hälfte dieser Bandbreite.

Im ersten Quartal musste das Unternehmen noch einmal einen operativen Verlust von 0,6 Millionen Euro hinnehmen, der Umsatz sank um acht Prozent. „Ich glaube, dass nun der Boden erreicht sein könnte“, sagt Harald Schnitzer, Analyst der DZ Bank. Für die Einschätzung des Analysten sprechen auch Aussagen des Managements, das in der Regel eher defensive Prognosen abgibt. Nach dem Rücksetzer im ersten Quartal wurde der Jahresausblick bestätigt: 2013 soll der Umsatz um etwa fünf Prozent zulegen, die Vorsteuermarge soll den Vorjahreswert übersteigen.

Für künftiges Wachstum sprechen die vielen neue Automodelle sowie ein Auftragseingang, der zuletzt den Umsatz übertraf. Es könnte sich also neue Gewinndynamik aufbauen. 2012 hat Elmos 41 Cent je Aktie verdient. Berechnet man anhand der Prognose den Jahresgewinn pro Aktie, ergibt sich für 2013 ein Anstieg von mehr als 30 Prozent. 2014 sollte das Ergebnis abermals überproportional steigen, wenn die Automärkte in Südeuropa und Frankreich aus der Talsohle kommen.

Dann könnte Elmos, auch dank stetig wachsender Erlöse in Asien, einen neuen Umsatz- und womöglich auch einen neuen Gewinnrekord aufstellen. Der alte Topwert stammt aus dem Jahr 2011 und liegt bei 98 Cent pro Aktie. 

Investor-Info

Elmos Semiconductor
Ein zweiter Blick lohnt

Gemessen an den Gewinnschätzungen für das laufende Geschäftsjahr ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von fast 15 nicht preiswert. Dieses Urteil relativiert sich allerdings bei Berücksichtigung des niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnisses und der stabilen Bilanz. Die Eigenkapitalquote beträgt fast 70 Prozent. Der Cashbestand übersteigt die Verbindlichkeiten um 40 Millionen Euro. Spekulativ.

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