Streaming in der EU |
27.12.2020 16:28:00
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Droht ein Verbot von Apple TV+ in der EU? - Warnung wegen neuer EU-Richtlinie
• 30 Prozent der Titel auf Streaming-Plattformen sollen aus Europa kommen
• Irische Ministerin Catherine Martin mit einer expliziten Warnung an Apple TV+
Apple TV+ gibt es seit Dezember 2019. Der Neuling unter den Streamingdiensten ist noch dabei, einen Kundenstamm aufzubauen - so konnten deutsche Nutzer erst im März 2020 auf die Plattform zugreifen. Nun könnte Apple TV+ bald schon wieder alle Kunden aus der Europäischen Union verlieren, und zwar aufgrund einer neuen EU-Richtlinie, die Irland am 9. Dezember als erster EU-Mitgliedsstaat ins nationale Recht aufgenommen hat.
Die relevante Änderung: Richtlinie (EU) 2018/1808
Die Änderung, um die es sich handelt, wurde dabei bereits im November 2018 beschlossen: Thema ist die Koordinierung der Bereitstellung audiovisueller Mediendienste innerhalb der EU. Die Richtlinie fordert zum einen den besseren Schutz von Minderjährigen vor möglichen Gefahren audiovisueller Medien und legt Einschränkungen für den Anteil der täglichen Werbezeit fest. Zum anderen geht es um den sich zugunsten der USA verändernden Markt audiovisueller Streamingdienste: Der Marktanteil US-amerikanischer Anbieter ist mit Netflix, Disney+ & Co. riesig - und infolgedessen gilt dasselbe auf vielen Plattformen auch für den Anteil US-amerikanischer Filme und Serien.
In der neuen Richtlinie heißt es deswegen: "Die Mitgliedstaaten sorgen dafür, dass die ihrer Rechtshoheit unterworfenen Mediendiensteanbieter audiovisueller Mediendienste auf Abruf sicherstellen, dass ihre Kataloge einen Mindestanteil europäischer Werke von 30 % enthalten und solche Werke herausgestellt werden."
Dies bedeutet konkret, dass in der EU zugelassene audiovisuelle Streamingdienste einen Anteil von mindestens 30 Prozent europäischer Filme und Serien im Sortiment haben müssen. Einzelne Folgen einer Serie gelten dabei nicht als eigener Titel, eine Staffel hingegen schon. Außerdem werden zugelassene Streamingdienste dazu verpflichtet, europäische Produktionen finanziell zu unterstützen, damit weiterhin neue europäische Titel erscheinen können.
Irland integriert die Richtlinie in nationales Recht: Apple TV+ bald nicht mehr in Europa?
Am 9. Dezember 2020 nahm Irland die entsprechende Richtlinie ins nationale Recht auf - im Zusammenhang damit wurde von der zuständigen Ministerin Catherine Martin Medienberichten zufolge eine Warnung an Apple TV+ ausgesprochen: Würde der Anteil europäischer Titel nicht auf 30 Prozent erhöht, müsse die Plattform in der EU verboten werden. Dies setzt Apple TV+ stark unter Druck - bislang gibt es bei dem Streamingdienst mit der britischen Comedyserie "I’m Trying" tatsächlich nur einen einzigen europäischen Titel im Angebot. Laut MacRumors müssten demzufolge für das Erreichen der 30-Prozent-Marke 17 weitere europäische Titel ins Angebot aufgenommen werden. Übrigens werden in der Richtlinie lediglich "europäische Titel" präzisiert - die Filme und Serien müssen also nicht aus der EU, sondern aus Europa kommen, was beispielsweise auch Filme aus Großbritannien und der Schweiz einschließt.
Die Richtlinie wurde explizit an den Markt angepasst. Das bedeutet, dass die EU mit der 30-Prozent-Marke und der Pflicht zur Unterstützung europäischer Produktionen ein Ankurbeln des europäischen Markts auf zweierlei Wegen erreichen will: Erstens sollen mehr Titel produziert werden. Zweitens sollen diejenigen Anbieter audiovisueller On-Demand-Dienste, die sich nicht an die 30 Prozent halten, Kunden an (europäische) Anbieter verlieren, die innerhalb der EU zugelassen sind. So können sich kleinere europäische Streamingdienste wie Filmdoo, Cinesquare, uncut, discover.film und Joyn+ besser auf dem von den USA dominierten Markt behaupten.
Übrigens: Der Anbieter Netflix wird vermutlich weiterhin in Europa verfügbar sein - bereits im Jahr 2019 wurde die neue Richtlinie im Jahresbericht besprochen, außerdem gibt es bei diesem Streamingdienst offenbar tatsächlich verhältnismäßig viele europäische Titel.
Olga Rogler / Redaktion finanzen.at
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