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07.11.2023 10:37:42
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DIHK: Licht und Schatten im internationalen Geschäft
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Unternehmen spüren nach einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) aktuell auch an ihren internationalen Standorten eine insgesamt abgekühlte Konjunktur. Trotz der damit verbundenen Herausforderungen bauten sie ihr weltweites Engagement derzeit jedoch in vielen Märkten aus. "Wir erleben gerade eine sehr intensive Phase mit viel Licht und viel Schatten im internationalen Geschäft", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier bei der Vorstellung des AHK World Business Outlook für Herbst 2023, bei dem die DIHK und die deutschen Auslandshandelskammern weltweit die Einschätzungen von mehr als 3.600 deutschen Unternehmen an ihren jeweiligen Standorten eingeholt haben.
Danach erwarten laut DIHK aktuell 22 Prozent der Unternehmen eine bessere konjunkturelle Entwicklung an ihren jeweiligen Standorten, während 28 Prozent mit einer Abkühlung rechnen. "Anders als in Deutschland sehen wir bei den deutschen Unternehmen im Ausland immerhin eine gewisse Aufbruchstimmung", so Treier. "Die Unternehmen kämpfen zwar auch an anderen Standorten mit schwieriger Konjunkturlage, allerdings mit weniger strukturellen Herausforderungen als hierzulande." An manchen Standorten profitierten sie sogar sehr stark von günstigeren Investitionsbedingungen. Doch auch dort spürten sie zusätzliche Belastungen, allen voran durch das weiterhin hohe Zinsniveau. "Das ist insbesondere in der Eurozone und den USA so", erklärte Treier.
Auch die ausgeprägte Nachfrageschwäche Chinas sowie geopolitische Risiken schlügen negativ auf die Geschäfte der global agierenden deutschen Unternehmen durch. Die Geschäftslage der Unternehmen bleibe mittelmäßig, variiere jedoch je nach Region. Während die Unternehmen aktuell in Europa noch von einer recht guten Geschäftslage berichteten, seien ihre Erwartungen für die künftigen Geschäfte hier deutlich pessimistischer. Die schwächelnde deutsche Wirtschaft und strukturelle Herausforderungen wie Fachkräftemangel und hohe Bürokratie belasteten die Stimmung der Unternehmen auf dem Kontinent.
Schlechte Geschäfte in China
Hingegen zeigten sich die Unternehmen an ihren nordamerikanischen Standorten konstant optimistisch, mit positiven Geschäftslagen und sogar verbesserten Erwartungen. Auch im Asien-Pazifik-Raum (ohne Greater China) und in Süd- und Mittelamerika blickten die Unternehmen sehr zuversichtlich auf ihre Geschäftsentwicklung. In China hätten sich Hoffnungen auf eine Erholung der Nachfrage nach dem Ende der Null-Covid-Politik wiederum noch nicht bestätigt. Aktuell berichteten die Unternehmen dort von überwiegend schlechten Geschäften. Auch für die kommenden Monate fielen die Geschäftserwartungen eher gedämpft aus, insbesondere aufgrund eines erwartet schwächeren Konsums.
Mit 46 Prozent der Nennungen ist laut DIHK auch weltweit für Unternehmen eine geringe Nachfrage das zentrale Geschäftsrisiko. Risiken im Zusammenhang mit der restriktiven Geldpolitik - wie schwankende Wechselkurse und Herausforderungen bei der Finanzierung - hätten zudem leicht zugenommen und stellten damit "beachtliche Risiken" dar. Angebotsseitige Engpässe wie Lieferkettenstörungen oder hohe Energie- und Rohstoffpreise träten dagegen mittlerweile stärker in den Hintergrund.
Ein Drittel der deutschen Unternehmen im Ausland plant laut der Umfrage in den kommenden zwölf Monaten höhere Investitionen, während ein Fünftel weniger investieren möchte. "Die weltweiten Investitionsabsichten der Unternehmen heben sich damit deutlich von denen in Deutschland ab", betonte die DIHK. Laut ihrer jüngst veröffentlichten Konjunkturumfrage planten in den kommenden zwölf Monaten mehr Unternehmen mit einer Verringerung ihrer Investitionen als mit einer Ausweitung. "Diese Diskrepanz zwischen Investitionen im Inland und Ausland zeigt einmal mehr, dass Unternehmen hierzulande dringend verlässliche und attraktive Rahmenbedingungen brauchen", mahnte Treier.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/apo
(END) Dow Jones Newswires
November 07, 2023 04:38 ET (09:38 GMT)
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