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Euro am Sonntag-Analyse 28.01.2017 07:21:11

Deutsche Bank: Wie Cryan die Wende schaffen will

von Birgit Haas, Euro am Sonntag

Rund 25.000 Führungskräfte der Deutschen Bank samt Vorstand müssen in diesem Jahr den Gürtel enger schnallen: Chef John Cryan hat die Bonuszahlungen weitgehend gestrichen. Dies, so Cryan, sei angebracht, wenn Stellen gestrichen und Aktionäre keine Dividende erhalten würden. Besonders wichtige Mitarbeiter bekommen dennoch Sondervergütungen, insgesamt sind das etwa 5.000 von rund 100.000 Angestellten weltweit.


Die Deutsche Bank spart also. Aus gutem Grund: Die Kapitalausstattung ist knapp. Das Geldhaus wird zwar die 7,2 Milliarden Dollar schwere Strafzahlung wegen Tricksereien am Hypothekenmarkt vor der Finanzkrise ohne Kapitalerhöhung stemmen können, aber nur deshalb, weil die Bank dem US-Justizministerium lediglich 3,1 Mil­liarden Dollar sofort überweisen muss. Der Rest fließt in den nächsten fünf Jahren als Entschädigung an die Kunden. Börsianer hatten den - in Anbetracht der ursprünglich drohenden 14 Milliarden Dollar Strafe - glimpflich verlaufenen Vergleich bereits nach Bekanntwerden vor Weihnachten gefeiert. Der Kurs, der deswegen im Herbst unter zehn Euro eingebrochen war, erholte sich auf etwa 18 Euro.

Allerdings ist die Strafe doch so hoch, dass sie die Bilanz des letzten Quartals 2016 mit 1,2 Milliarden Euro belastet. Das könnte Cryan mit den eingesparten Boni kompensieren: 2015 verteilte die Deutsche Bank rund 2,4 Milliarden Euro unter den Mitarbeitern. Reduziert das Bankhaus diesen Posten um die Hälfte, wäre die ­Lücke von 1,2 Milliarden Euro geschlossen. "So könnte die Deutsche Bank für das Gesamtjahr sogar ein positives Ergebnis vorlegen", heißt es aus Finanzkreisen. Zumindest, wenn es im operativen Geschäft keine größeren Verluste gegeben hat und die Restrukturierungskosten nicht zu hoch waren. Genaues wird mit der Bilanz Anfang ­Februar mitgeteilt.

Zuflüsse dringend benötigt

Vom Tisch sind die Kapitalpro­bleme noch lange nicht. Investoren und Gläubiger erwarten, dass Cryan spätestens zur Hauptversammlung im Mai eine überarbeitete Strategie vorstellt und darin erklärt, wie die strengeren Regulierungsvorschriften des Baseler Ausschusses umgesetzt werden sollen. Die sehen vor, dass für riskante Geschäfte künftig mehr Kapital vorgehalten werden muss.



Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Finanzen wäre der erfolgreiche Verkauf oder Börsengang der Postbank. Bislang sei das Umfeld für den Gang auf das Parkett zu schwierig gewesen, sagt Postbank-Chef Frank Strauß. Aber seit einigen Monaten drehten die Vorzeichen. Die zweite Möglichkeit wäre ein Rückzug aus dem Investmentbanking in den USA. Allerdings liegt hier auch eine Kernkompetenz. Aus ertragsschwachen Regionen, darunter Chile, Malta und Norwegen, hat sich die Bank bereits zurückgezogen und will die Schrumpfkur 2017 fortsetzen.

Ein weiteres Risiko liegt in offenen Rechtsstreitigkeiten, etwa wegen Geldwäschevorwürfen in Russland oder möglichen Verstößen gegen Iran-Sanktionen. Kommt es hier dicker als gedacht, könnten Aktionäre abermals leer ausgehen.

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