22.06.2006 17:59:00
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DAX Schluss: US-Vorgaben lassen Gewinne schmelzen, Allianz kündigt drastischen Stellenabbau an
Im Fokus der Anleger und mit +1,5 Prozent weit oben im DAX stand heute die Allianz. Der Münchener Finanzkonzern gab die mit Spannung erwarteten Restrukturierungsmaßnahmen bekannt. Demnach will man insgesamt knapp 7.500 Stellen streichen, die Restrukturierungskosten belaufen sich dabei auf bis zu 500 Mio. Euro. Zum stärksten Wert avancierte allerdings die Deutsche Börse, der Titel preschte um 3,7 Prozent vor. Deutlich fester tendierten daneben außerdem die Titel von ThyssenKrupp, MAN sowie die der Deutschen Post. Dagegen trennten sich die Anleger insbesondere von ALTANA, der Wert fand sich mit -0,8 Prozent am Indexende wieder. Schwach präsentieren sich darüber hinaus auch Siemens und die Deutsche Lufthansa.
In der zweiten Reihe erhöhten sich LANXESS um 2,2 Prozent. Presseangaben zufolge hat der Spezialchemiekonzern Interesse an Degussa und Kontakt zur Landesregierung Düsseldorf aufgenommen, um sich eine etwaige politische Unterstützung zu sichern. Vivacon bröckelten dagegen um über 3 Prozent ab. Der Konzern teilte mit, beim Börsengang der Vivacon German Properties auf einen Teil der Vergütung zu verzichten. Ähnlich stark verloren KarstadtQuelle, obwohl Konzernchef Thomas Middelhoff das Unternehmen einem Pressebericht zufolge bei der Entschuldung auf gutem Weg sieht.
Schlusskurse (17:36 Uhr):
DAX: 5.533,42 (+0,55 Prozent)
MDAX: 7.647,93 (+1,04 Prozent)
Tagesgewinner: Deutsche Börse, ThyssenKrupp, MAN
Tagesverlierer: ALTANA, Siemens, Deutsche Lufthansa
Unternehmensmeldungen:
Der Börsenrat der Börse Frankfurt hat sich für eine europäische Lösung bei der Konsolidierung der europäischen Börsenlandschaft ausgesprochen. Wie der Börsenrat heute im Anschluss an die Sitzung vom Donnerstag erklärte, begrüßt das Gremium die aktive Rolle der Deutsche Börse AG im laufenden Konsolidierungsprozess. Der Börsenrat hat sich in diesem Zusammenhang für eine europäische Lösung ausgesprochen, die die nationalen Märkte in ihrer föderalen Struktur erhält und aus Sicht der in dem Gremium vertretenen Marktteilnehmergruppen, Intermediäre, Investoren und Emittenten den größten Nutzen bietet und den Standort Frankfurt stärkt. Der Börsenrat will diesen Prozess gestaltend begleiten und die Deutsche Börse bei ihrem Ansatz unterstützen, der Migration auf eine neue, pan-europäische Handelsplattform einen intensiven Konsultationsprozess vorzuschalten, um die Migrationskosten für die Nutzer zu minimieren. Der Börsenrat unterstreicht zudem seine Überzeugung, dass der Integration der europäischen Börsenlandschaft auch aus ordnungspolitischen Erwägungen eine herausragende Bedeutung zukommt. Derzeit bemüht sich die Deutsche Börse um einen Zusammenschluss mit der Vierländer-Börse Euronext N.V. (Euronext NV), wobei sich der Börsenbetreiber Presseberichten zufolge auch um die Übernahme der in Mailand ansässigen Borsa Italiana bemüht.
Die Deutsche Telekom AG wird nach Ansicht des renommierten Marktforschungsunternehmen Forrester Research mit den geplanten Kombi-Angeboten aus Telefonie, Internet und TV Verluste einfahren. Wie das "Handelsblatt" berichtet, sieht der Forrester-Analyst Lars Godell in der geplanten Konzentration auf Bündelangebote, die Telefonie, Internet und Fernsehen umfassen - im Fachjargon Triple Play genannt - den im DAX30 notierten Konzern gar auf den finanziellen Selbstmord zusteuern. Begründet wurde diese pessimistische Einschätzung in der Studie des Analysten damit, dass deutsche Kunden solche Angebote zwar nutzen wollen, aber nicht bereit seien, viel Geld für TV-Dienste zu bezahlen. Die Deutsche Telekom will insgesamt 3 Mrd. Euro investieren um in 50 deutschen Städten ein neues Hochgeschwindigkeitsnetz (VDSL) zu bauen, das unter anderem Fernsehen in bisher ungekannter Qualität überträgt. Um Kunden auf dieses Netz zu holen, hat sich der Bonner Konzern die Rechte für die Live-Übertragung der Fußball-Bundesliga im Internet gesichert. Allerdings schwelt über den VDSL-Investitionen noch ein Streit um die Regulierung. "Es ist schwer zu sagen, wie die Deutsche Telekom eine Investition in Höhe von drei Milliarden Euro für Fiber- und VDSL-Netze in einem Land ausgleichen möchte, dessen Einwohner bis zu 48 freie TV-Kanäle nutzen und die gewohnt sind, wenig für TV-Dienste zu zahlen", erklärte der Analyst laut dem "Handelsblatt". Godell erwartet in diesem Zusammenhang jährlich steigende Verluste aufgrund der Notwendigkeit immer neuer Investitionen in die Netze. Für das zehnte Jahr prognostiziert er für die Deutsche Telekom einen Verlust von 1.330 Euro pro Breitband-Nutzer, wobei der deutsche Telekommunikationsriese im europäischen Vergleich noch am Besten wegkommt: im Vergleich mit 17 EU-Ländern schneidet die Deutsche Telekom am günstigsten in der Studie ab, berichtet die Zeitung weiter. Die Telekom reagierte gelassen auf die Prognosen. "Die Deutsche Telekom ist überzeugt, dass ein superschneller Internetzugang mit attraktiven Triple-Play-Angeboten und mehr auf deutliches Kundeninteresse stoßen werden", wird ein Konzernsprecher zitiert. "Dies unterstützen auch Studien und Erfahrungen aus anderen Ländern. Es geht um die Entwicklung eines neuen Marktes für innovative Multimedia-Dienstleistungen."
Der Gesamtbetriebsrat des Finanzkonzerns Allianz AG übt heftige Kritik an dem heute angekündigten massiven Stellenabbau. "Wir fühlen uns überrollt", sagte Lutz Steinhardt, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats und Mitglied des Aufsichsrats der Allianz Versicherungs-AG, dem "Tagesspiegel" (Vorabveröffentlichung). Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat hätten den Vorstand mehrfach dazu aufgefordert, vor einer Veröffentlichung über die detaillierten Pläne zu informieren. "Es ist völlig unverständlich, warum dies nicht geschehen ist", sagte Steinhardt. Nach Ansicht von Steinhard wird sich zeigen, ob der Stellenabbau zu Lasten der Kunden gehen wird: "Angeblich geschieht dies alles, um den Service zu verbessern und noch näher am Kunden sein zu können", sagte Steinhardt. "Ich habe den Eindruck, dass das Argument nur ein Mittel zum Zweck ist, um die Kosten weiter zu drücken." Die Allianz habe aber kein Kostenproblem: "Die Schaden-Kosten-Quote ist herzallerliebst", so der Gesamtbetriebsratschef.
Der Versicherungskonzern Allianz AG will im Rahmen ihres neuen Standort- und Beschäftigungskonzepts mehr als 7.000 Arbeitsplätze abbauen. Kernpunkt des am Donnerstag präsentierten Konzepts ist die Konzentration auf künftig zehn Verwaltungsstandorte bei der Allianz Deutschland AG (ADAG). Derzeit liegt die Zahl der Verwaltungsstandorte in Deutschland bei 21. Das Konzept sieht vier Dienstleistungsgebiete mit jeweils einem Großstandort vor. Das sind im Einzelnen: Berlin und München bzw. Hamburg zusammen mit Hannover und Bremen sowie Stuttgart zusammen mit Karlsruhe. Darüber hinaus sind Kompetenzzentren in Leipzig, Nürnberg und in Frankfurt vorgesehen. Im Rahmen dieser Neuordnung wird es im Versicherungssegment zu einer Einsparung von 5.000 Stellen kommen. Die Allianz will durch diesen Schritt im Versicherungsbereich "den Kunden noch stärker in den Mittelpunkt rücken, effizienter arbeiten und Wachstum erzielen." Bei der Tochter Dresdner Bank AG sollen im Zuge des angekündigten Restrukturierungsprogramms insgesamt 2.480 Stellen wegfallen. Dieses Maßnahmenpaket soll bis zum Jahr 2008 realisiert werden. In diesem Zusammenhang wird eine Kostenreduktion in Höhe von 500 bis 600 Mio. Euro erwartet. Die in diesem Zusammenhang anfallenden Restrukturierungsaufwendungen bezifferte die Allianz auf ca. 500 Mio. Euro. "Wir haben uns die Entscheidungen alles andere als leicht gemacht, gerade weil wir wissen, dass davon persönliche Schicksale betroffen sind", sagt Gerhard Rupprecht, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deuschland AG. "Das sind schmerzliche, aber notwendige Schritte, um die Wettbewerbsfähigkeit der Allianz nachhaltig zu sichern." Die Allianz verliert eigenen Angaben zufolge seit Jahren Marktanteile. Die im letzten Jahr begonnene Neuordnung des Versicherungsgeschäfts in Deutschland soll diesen Trend umkehren und dem wachsenden Kostendruck in der Versicherungswirtschaft begegnen.
Die Vivacon AG gab heute bekannt, dass aufgrund des Feedbacks aus den Investorengesprächen während der IPO-Roadshow der von ihr initiierten und an die AIM strebende Vivacon German Properties plc (VGP) beide Unternehmen gemeinsam beschlossen haben, auf einen Teil, nämlich die erfolgsabhängige Vergütungskomponente, zu verzichten. Wie der Finanzdienstleister im Immobilienbereich mitteilte, sind sämtliche anderen Vergütungsbausteine unverändert. Um Investoren die Möglichkeit zu geben, die modifizierte Vergütungsstruktur und den Investment Case abschließend zu analysieren, wurde die Zeichnungsfrist für VGP um einen Tag verlängert und läuft bis zum 23. Juni 2006.
Der Spezialchemiekonzern LANXESS AG ist Presseangaben zufolge an der Degussa AG (ISIN DE0005421903/ WKN 542190 interessiert. Nach Informationen der Tageszeitung "Rheinische Post" (Donnerstagausgabe), hat die Konzernspitze von LANXESS Kontakt zur Landesregierung Düsseldorf aufgenommen, um sich eine etwaige politische Unterstützung zu sichern. NRW-Wirtschaftsministerin Thoben (CDU) wollte zu den konkreten Gesprächen keine Stellung nehmen. Sie hob allerdings die Bedeutung von NRW als "Chemiestandort Nummer eins" in Europa hervor. "Die Stärkung des Chemiestandorts NRW ist ein wichtiges industriepolitisches Ziel der laufenden Legislatur", so Thoben. Hintergrund der Bestrebungen von LANXESS sind die Pläne der NRW-Regierung, die Tochtergesellschaften des Essener RAG-Konzerns (Degussa, Steag und Immobilien) einzeln zu verkaufen. Dies würde dabei neben möglicherweise höheren Einnahmen zur Absicherung der Steinkohle-Altlasten auch die Chance auf eine Stärkung des Chemiestandorts NRW bieten, berichtet die Tageszeitung unter Berufung auf Regierungskreise. LANXESS selbst wollte sich auf Anfrage gegenüber der Zeitung nicht konkret zu diesen Angaben äußern: "In Bezug auf die weitere Entwicklung des Chemiemarktes und der Restrukturierung stehen wir als verantwortungsvolles NRW-Unternehmen mit 17000 Mitarbeitern in regelmäßigen Kontakten sowohl zur Landes- wie auch zur Bundesregierung."
Der Konzernchef der KarstadtQuelle AG (Arcandor), Thomas Middelhoff, sieht den Waren- und Versandhauskonzern bei der Entschuldung auf gutem Weg. "Ich bin sehr optimistisch", wird der Vorstandsvorsitzende des im MDAX notierten Konzerns vom "Handelsblatt" auf einem Branchentreffen europäischer Handelsunternehmen in London zitiert. KarstadtQuelle hatte seine Waren- und Sporthäuser an ein Gemeinschaftsunternehmen verkauft, an dem KarstadtQuelle selbst beteiligt ist. Der Erlös aus diesem Sale- and Lease-Back-Deal liegt bei 3,7 Mrd. Euro. Middelhoff kündigte laut der Wirtschaftszeitung außerdem den Verkauf der Konzernzentrale in Essen und der Neckermann-Zentrale in Frankfurt an. Daneben zeigte sich der Vorstandsvorsitzende auch gegenüber möglichen Zukäufen aufgeschlossen: "Wenn wir mit jemandem zusammengehen, der uns im Geschäft mit erstklassigen Warenhäusern verstärkt, werden wir unserer Meinung nach eine gute Wertentwicklung erzielen." Experten erwarten in diesem Zusammenhang auch Verstärkungen in der derzeit schwächelnden Versandsparte. Außerdem kündigte Middelhoff eine Verstärkung der Finanzsparte mit ihren fast 26 Millionen Kunden an, wobei der Manager diesen Bereich als "versteckte Perle" bezeichnete. Zum Stand von Gesprächen mit der Deutschen Lufthansa AG (Deutsche Lufthansa) über den gemeinsamen Touristik-Konzern Thomas Cook wollte sich Middelhoff nicht äußern. "Wir sehen unser Touristikgeschäft als Kerngeschäft", bekräftigte Middelhoff nur. Der Konzernchef bekräftigte, den Umsatz des Vorjahres von rund 15,5 Mrd. Euro 2006 auf vergleichbarer Basis steigern zu wollen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) solle um 20 Prozent zulegen nach 544 Mio. Euro im Vorjahr.
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Allianz | 299,50 | 0,81% | |
ARCANDOR AG i.I. | 0,01 | 0,00% | |
Deutsche Börse AG | 221,00 | 0,36% | |
Deutsche Telekom AG | 30,24 | -1,08% | |
LANXESS AG | 25,64 | -2,32% |
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Prime All Share | 7 861,82 | 1,15% | |
HDAX | 10 595,72 | 0,99% | |
CDAX | 1 731,04 | 1,13% | |
DivDAX | 186,50 | 0,54% | |
NYSE International 100 | 7 594,38 | 0,78% | |
EURO STOXX | 507,84 | 0,69% |